Christof Höfer (BMW): «Waren heiß wie Frittenfett»
Am Dienstag den 24. April war es soweit. Mein Mechaniker Oli und ich saßen voller Vorfreude im Wohnnmobil ( 95 PS Saugdiesel) und lieferten uns ein imaginäres Kopf an Kopf Duell mit Team Puffe, der bei mir zusammen mit unserem Datenmann Louis übernachtet hat, da wir ja einen Tag vorher gerade erst aus Le Mans zurückgekommen waren, wo wir für Team GERT#56 unterwegs waren. Weiter im Text, auf der A5 Höhe Kasseler Berge bei Tempo 40 im dritten Gang im Drehzahlbegrenzer, und uns wurde bewusst, wenn wir den Berg bezwungen haben, kann uns fast nichts mehr davon abhalten, dass wir nach dem langen harten Winter nun definitiv in die neue IDM-Saison starten.
Der Wohnmobilgott meinte es tatsächlich gut mit uns und wir kamen einige Tankstopps später und eingeklappten Außenspiegel tatsächlich im Fahrerlager in Oschersleben an. Der Plan für die Woche war wie folgt: Mittwoch und Donnerstag offizielles Auftakttraining der IDM , Fotoshooting, Fahrerpräsentation bei Radio Viktoria, Motorräder und Boxenwände bekleben und Freitag würde es dann ernst. Das offizielle IDM Wochenende ging los. Oli, der mich nunmehr das vierte Jahr als Mechaniker begleitet, war genauso geflasht wie ich, also wir kurz nach der Ankunft in Oschersleben die Box betreten und den tollen Boxenaufbau vom Team sehen. Einfach nur überragend. Alles so professionell, und strukturiert. Eine riesen Kommandozentrale, diese Boxenwände, das feine Werkzeug, die Motorräder, alles einfach, kaum zu glauben, aber es steht tatsächlich „ Fifty“ im Dashboard auf dem Motorrad. Oli wir sind hier richtig, es ist kein Traum, es ist unser gemeinsames Abenteuer, was nun tatsächlich hier, heute und jetzt beginnt.
Grinsebacke Puffe Junior, der mittlerweile das fünfte Mal verliebt um sein Motorrad getaumelt ist und aus dem Grinsen nicht mehr rauskommt, hat unser internes Wohnmobil-Rennen um Sackhaaresbreite gewonnen, wurde aber kurzfristig disqualifiziert von der Rennleitung Höfer, da er nur gewonnen hat, weil er am Eingang, wo jeder Fahrer anhalten muss, um seine Jahrestickets zu holen, einfach winkend und grinsend vorbeigerollt ist.
Nachdem wir uns mit absoluter Fairness und Abgeklärtheit nun auf ein Unentschieden einigten, wird die Wohnmobil-WM wohl beim nächsten gemeinsamen Abenteuer ausgefochten. Zurück im Text. Wir haben Dienstagabend 21 Uhr. Mittlerweile sind alle Teammitglieder eingetroffen, und ich spreche tatsächlich von allen. Sogar unsere ukrainische Wunderwaffe Ilya Mikhalchik, der es normal mit der Uhrzeit genauso draufhat wie Bruce Darnell die Männlichkeit beherrscht, ist in Fleisch und Blut aus Kiew pünktlich eingetroffen. Teamchef Werner Daemen beginnt mit einem Teammeeting, wo er alle einander vorstellt, von jedem die Aufgabenbereiche erklärt. Die Abläufe für den Rest der Woche, Besonderheiten usw. Einfach super und sehr faszinierenden, wie professionell alles ist.
Wenn ich ein paar Jahre zurückdenke, war ich froh, wenn ich einen Kumpel auf der Rennstrecke mithatte, der mir am Motorrad die Reifen wechselt und ein paar kleine Wartungsarbeiten macht, damit ich während den anstrengenden Turns auf der Rennstrecke etwas verschnaufen kann. Hier im Team haben wir pro Fahrer zwei eigene Mechaniker, einen Datenmann, einen Reifenmann, einen Crewchief usw. usw. Ich kann nur immer wieder sagen. Einfach Hammer. Ich bin unendlich dankbar, dass ich sowas miterleben und mitdurchlaufen darf. Ganz großes Kino.
Weiter im Verlauf der Woche: Mittwoch und Donnerstag beim offiziellen Auftakttraining hatten wir leider etwas Pech mit dem Wetter. Von zehn möglichen Turns, die wir hätten fahren können, wurden es nur 3,4. Da es ständig nasse, oder halbnasse Bedingungen auf der Strecke waren. Für das Rennwochenende aber war strahlender Sonnenschein angesagt, so entschieden wir mit dem gesamten Team, dass wir die nassen Turns nicht fahren, weil das Risiko zu groß wäre, die Motorräder kaputt zu fahren und es nichts bringt, da wir mit diesen Bedingungen beim Rennen nicht rechnen mussten.
Somit ging es Freitagvormittag so richtig offiziell los. Das erste freie Training der IDM Saison 2018. Die Motorräder sind beklebt, die Boxenwände sind vollständig, die offizielle Teamlederkombi schmückt den Körper und sogar Eddie Mielke und Bernd Fulk, unsere zwei Rennsport-Koryphäen als IDM-Kommentatoren, sind heiß wie Frittenfett, dass die Motoren endlich wieder brummen.
Das Rennwochenende läuft wie im Rausch an mir vorbei. Die Trainings, die Qualis, Abstimmungen am Motorrad, Data-Recording Sitzungen mit unserem Datenmann Jens, Team-Meetings, Fotoshoots, Besprechnungen. Es ist einfach ein unbeschreiblich tolles Gefühl, in Deutschlands Königsklasse mitzumischen, und dann auch noch in so einem geilen Team. Ich sage es immer wieder, harte Arbeit zahlt sich aus. Aber dass es mal so weit geht, damit habe selbst ich nicht gerechnet. In diesem Sinne: Glaubt an euch, und kämpft für eure Träume.
Und schon ist es Sonntagabend, ich bin erschöpft und gleichzeitig unfassbar glücklich auf dem Heimweg von Oschersleben. Mit Platz 13 in meinem ersten Superbike Rennen fühle ich mich angekommen in der IDM. 1.28min im Quali gefahren, geile Zweikämpfe gehabt, das erste Mal mit Launch-Control gestartet und mit eigenen Augen erlebt, wie man mit fünf Mann gleichzeitig durch eine Kurve fahren kann.
Es macht so megaviel Spaß hier von den großen Jungs zu lernen, und es geht ja gerade erst los.
Im zweiten Rennen erwischte ich einen sehr guten Start und war in der ersten Kurve irgendwo um die Top10, wurde dann aber leider etwas rausgedrängt und fiel sehr weit zurück. Aber wieder gefinisht und noch auf Platz 16 vorgefahren. Überglücklich und total geschlaucht von den letzten Wochen geht’s nun nachhause. Danke an das gesamte Team für den großartigen Job und die tolle Atmosphäre
Bis bald
Euer Fifty
PS: Lasst uns alle gemeinsam die IDM wieder aufleben. Deutschland hat einen so tollen Zweiradsport mehr als verdient. Wir müssen nur alle an einem Strang ziehen.