IDM in Gefahr? Promoter Sepp Hofmann im Interview
Veranstalter, Teams und Fahrer bezeichnen die Nennungsergebnisse für die IDM-Klassen 2014 als «desaströs». Manche der Beteiligten haben ihre Zweifel an der Durchführung der IDM 2014. Manche Insider plädieren jetzt sogar für ein Jahr schöpferische Pause! Die Kritik am unfähigen und überforderten DMSB wird immer lauter. Promoter MotorEvents arbeitet mit Verlust und hat sich eine schwere Last aufgebürdet.
Die DMSB-Funktionäre gehen auf Tauchstation, sie haben vor eineinhalb Jahren Kindesweglegung betrieben – und fühlen sich für die Misere nicht mehr zuständig.
«Die IDM gehört in die Hände des ADAC», fordert deshalb Oschersleben-IDM-Veranstalter Ralph Bohnhorst, der ehemalige Seitenwagen-WM-Pilot.
SPEEDWEEK.com hat Sepp Hofmann, Geschäftsführer von MotorEvents, ein paar kritische Fragen gestellt.
Wir haben unerfreuliche Nachrichten zur IDM-Situation gehört. Ihr vom Promoter MotorEvents habt die Teilnehmerzahlen geschönt, es ist von «desaströsen» Nennungsergebnissen die Rede. Was ist da Wahres dran?
Nein, wir sind eher auf einem guten Weg. Wir haben letztes Jahr um diese Zeit viel weniger Nennungen gehabt. Was heute im Internet zu sehen ist, da fehlen ja noch ganz viele Fahrer.
Sorgen macht uns die Moto3-Klasse, aber in den anderen Klassen sieht es nicht schlecht aus. Der Yamaha-Cup hat mehr Teilnehmer als 2013. Wir haben mehr Fahrer in der Superbike/Superstock-Klasse.
Wie viele sind in der kombinierten Topklasse?
Wir werden in dieser gemischten Klasse mit Superbike und Superstock mindestens auf 25, wahrscheinlich sogar auf 30 Fahrer kommen. Es sind noch einige Nennungen nicht bezahlt, deshalb sind sie nicht gelistet.
Aber wir sind guter Dinge. Es ist nicht so, dass jetzt noch eine Vielzahl von Nennungen über uns hereinbrechen wird. Aber es sieht nicht so schlecht aus.
Aber nächste Woche gibt es eine Krisensitzung mit dem DMSB? Dort soll die Durchführung der IDM 2014 zur Diskussion stehen?
Ja, es wird ein Meeting geben. Wir werden uns wegen der Moto3-Trophy noch einmal zusammensetzen.
Wie sieht es in der Supersport-IDM aus?
Diese Kategorie war schon 2013 ein bisschen schwach. Für 2014 erwarten wir 22 bis 23 permanente Fahrer. Bisher sind auf den Startlisten noch gar keine Kawasaki-Fahrer zu sehen. Es fehlen auch noch Yamaha-Teams. Da kommt noch einiges. Die 19 oder 20 Stück vom Vorjahr erreichen wir auf jeden Fall wieder.
Wenn es in der Moto3-Klasse bisher nur drei Nennungen gibt, braucht man ja keine Meisterschaft mehr zu machen. Dann kann man diese Kategorie doch gleich streichen?
Nein... Absagen werden wir sie nicht. Die Fahrer haben sich auch letztes Jahr alle spät eingeschrieben. Es kommt noch einiges dazu. Wir sind mit den Holländern noch im Gespräch. Die niederländische Meisterschaft gibt es in dem Sinn auch nimmer, da werden sich noch einige bei uns anmelden. Die werden dann bei fünf oder sechs ausgewählten Rennen teilnehmen.
Klar, es ist schwierig, wenn man so wenige Teilnehmer hat. Aber wir setzen nach wie vor auf die Jugend. Wir schauen, dass wir da noch etwas bewegen können.
Es gibt verschiedene Ideen. Vielleicht kann man so ein Motorrad mal den Teams für ein Wochenende vermieten. Oder wir machen Patenschaften, damit ein paar Teams Fahrer auf die Honda NSF250R setzen. Leider läuft uns inzwischen die Zeit ein bisschen weg.
Die Fans müssen sich also keine Sorgen um die Durchführung der IDM 2014 machen?
Na, na, da gibt’s keinen Grund zur Sorge.
Klar, wir wollen natürlich mehr machen. Wir haben im Vorjahr mit den geringen Teilnehmerzahlen zu kämpfen gehabt. Einerseits ist es nicht schön am Grid, wenn nicht so viele dastehen. Anderseits sind geringe Startfelder mit finanziellen Einbussen verbunden. Denn wir brauchen die Nenngelder, um den Veranstaltern einen gewissen Betrag garantieren zu können, für die Rennstreckenmiete und das ganze Drumherum.
Wir mussten letztes Jahr Geld aus der eigenen Tasche draufpacken, damit das Ganze funktioniert hat.
Ich hoffe, dass wir 2014 mit einer Schwarzen Null wegkommen.
Mit den Zuschauerzahlen geht es nicht aufwärts? Es fehlen die attraktiven Fahrer?
Naja, die Zuschauerzahlen waren nicht sooo toll. Wir rechnen da nicht mit sehr hohen Einnahmen, denn das ist ein Faktor, der schwer zu kalkulieren ist. Wir freuen uns, wenn 3000 oder 4000 Leute zuschauen und vielleicht 2500 Eintritt bezahlen. Aber viel mehr ist nicht zu erwarten. Schleiz und Hockenheim sind Ausnahmen. Es gibt auch Veranstaltungen, da müssen wir mit 1000 oder 2000 Zuschauern klarkommen. Die veröffentlichen Zahlen, die von 8000 Zuschauern übers Wochenende sprechen, die bedeuten oft, dass nur 1500 bezahlt haben.
Dazu leidet die IDM an mangelnder Markenvielfalt, das ist ein alter Kritikpunkt. In der Superbike-Klasse fehlen KTM, MV Agusta, Bimota und andere kleine Hersteller. 2013 war nicht einmal Ducati dabei. Die Superbike-IDM wirkt wie ein BMW-Cup mit sporadischer Beteiligung der Japaner.
Ja, der Beitrag für die Industrie liegt bei 20.0000 Euro pro Saison. Das ist auf der einen Seite viel Geld, aber der Hersteller kriegt ja auch einen Gegenwert, zum Beispiel Tickets, die alleine schon diesem Wert entsprechen, oder ein bisschen mehr sogar. Aber die begleitenden Marketing-Massnahmen kosten den Herstellern natürlich zusätzlich Geld.
Für sportlich orientierte Marken müsste die IDM trotzdem interessant sein. Manche kriegen es halt finanziell trotzdem nicht hin.