Damian Cudlin (Yamaha): «Ein MotoGP-Gefühl»
Damian Cudlin wird in der kommenden Saison neben Max Neukirchner für das Team Yamaha Motor Deutschland in der IDM Superbike antreten. Dafür hat der Australier wie in den zahlreichen Jahren zuvor auch, seine Zelte in der Heimat für die nächsten Monate abgebrochen und wird die Zeit in Europa, hauptsächlich in Deutschland, verbringen.
Neben der IDM Superbike gehört auch der Posten als Ersatzmann im Langstrecken-WM-Team YART zu seinem Job 2015. Bevor es in drei Wochen mit der IDM auf dem Lausitzring losgeht, gewährt Cudlin ein Blick hinter die Kulissten.
Wie hast du dich auf die kommende Saison vorbereitet?
Ich habe mich wie auf jede andere Saison vorbereitet. Ich habe versucht, fit zu sein und eine gute Kondition für die neue Saison aufzubauen. Ich konnte in der IDM Pause aber nicht auf dem Motorrad trainieren. In Le Mans, im September 2014, saß ich zum letzten Mal auf einem Bike. Ich bin zwar viel Dirt-Track und Motocross gefahren, aber eben nicht auf Straßenmotorrädern. Natürlich kannst du alle möglichen Übungen machen, aber es ist nicht das Gleiche wie ein Bike zu fahren. Ich war beim ersten Test definitiv etwas eingerostet. Besonders am ersten Tag fühlte es sich sehr seltsam an, wieder auf dem Bike zu sitzen, aber schon am zweiten Tag wurde es besser und normaler. Ich bin mir sicher, dass wir zu Saisonbeginn wieder im Normalzustand sind.
Wie ist es zum Vertrag mit dem Yamaha Team um Michael Galinski gekommen?
Für mich passierte das ziemlich früh. In den letzten Jahren habe ich meine Verträge immer erst in der letzten Minute unterschrieben. Wir haben den Vertrag im Oktober oder November 2014 abgeschlossen. Michael hat mich angerufen und mir ein Angebot gemacht. Ich fuhr in der Vergangenheit schon für verschiedene Teams, fand aber, dass dieser Vertrag mir wirklich alles gibt, was ich in den letzten Jahren vermisst habe. Er gibt mir die Chance, ein konkurrenzfähiges Bike mit einem wirklich professionellen Team zu fahren und das mit all dem guten Material wie das Öhlins-Fahrwerk, die Motec-Elektronik und die Pirelli-Reifen. Ich bin lange genug in diesem Sport, um zu wissen, dass du nicht allein gewinnst: Du brauchst das komplette Paket und wenn du das nicht auf Top-Niveau hast, dann kannst du auch nicht gewinnen. Für mich ist das hier das beste Paket, das ich mir wünschen konnte und als er mir ein Angebot gemacht hat, habe ich es angenommen.
Wie war dein erster Eindruck der R1M?
Das Bike hat auf jeden Fall viel Potential. Es ist nicht wie eines der anderen Serienmotorräder, die ich zuvor gefahren bin - und das waren viele. Dieses Bike gibt dir wirklich ein MotoGP-Gefühl. Ich bin in der MotoGP gefahren und ich würde sagen, dass unsere R1 das Serienbike ist, das am nächsten an die MotoGP herankommt. Das ist für uns wirklich inspirierend und ermutigend. Jetzt liegt es an mir: Ich muss mich darauf wohlfühlen und ich nutze die Tests, um mich an das Motorrad zu gewöhnen und auch wieder auf Tempo zu kommen. Außerdem muss ich lernen, mit dem neuen Team zu arbeiten und mit all den neuen Leuten. Ich schaffe viele neue Verbindungen und wir müssen herausfinden, wie wir arbeiten. Sie müssen lernen, wie ich arbeite und ich muss herausfinden, wie sie arbeiten. Man kann nicht zu früh zu viel erwarten, aber wir haben genügend Zeit und viele Tests. Nach dem, was ich bisher gesehen habe, bin ich wirklich zuversichtlich, dass wir beim ersten Rennen konkurrenzfähig sein können.
Was ist dein Ziel für die Saison 2015?
Natürlich ist das Ziel immer, zu gewinnen, wie in jedem Jahr. Aber in diesem Jahr habe ich das Gefühl, dass ich auch das Paket habe, um zu siegen. Es liegt an mir, mich richtig gut an das Paket anzupassen. Ich denke, dass einer der großen Konkurrenten mein eigener Teamkollege sein wird, denn er ist auch wirklich stark und auf diesem Bike schon richtig schnell. Manchmal ist es gut, so jemanden im Team zu haben, denn dann gibt es keine Fragen nach dem Material. Wenn du einen schnellen Fahrer an deiner Seite hast, pusht ihr euch gegenseitig. Keiner zweifelt am Paket, wenn beide schnell sind. Er ist ein netter Typ, wir kommen gut zurecht und das war's schon. Wir werden sehen, was passiert.
Was machst du bis zum Saisonstart?
Ich denke, dass ich dieses Jahr wohl eher wie ein Zigeuner leben werde. Ich habe in dieser Saison keinen dauerhaften Wohnsitz in Deutschland, ich werde einfach herumreisen. Der erste Stopp für mich nach den Testfahrten in Spanien war bei meinem Freund Gareth Jones in den Niederlanden, wo ich drei Wochen trainiert habe. Das ist auch nicht weit vom IDM-Team entfernt. Ich versuche, weiter Kondition aufzubauen, denn ich war in den letzten Wochen vor den ersten Testfahrten krank und bin momentan nicht zu 100% fit, also muss ich daran arbeiten. So werden die nächsten Wochen aussehen.
Wie stark schätzt du deine Gegner in diesem Jahr ein?
Ich denke, die IDM hat in diesem Jahr das konkurrenzfähigste Teilnehmerfeld, an das ich mich erinnern kann, denn viele der Top-Fahrer haben bestes Material. Fores und Lanzi werden natürlich auf den Ducati stark sein, auch Max wird in unserem Team richtig gut sein und ich erwarte auch, dass Smrz, Reiterberger und Mackels vorne mitmischen. Es gibt zahlreiche gute Fahrer. Um ehrlich zu sein, wird es wohl sechs oder gar sieben Fahrer geben, die siegfähig sind, also liegt es an uns zu versuchen, vor ihnen zu landen.
Denkst du, dass Max ein guter Teamkollege ist, beziehungsweise sein wird?
Natürlich. Ich meine, es ist noch ziemlich früh, das zu beurteilen, weil wir zuvor nicht miteinander gearbeitet haben. Aber nach zwei Testtagen mit ihm, kann ich schon sagen, dass er ein wirklich netter Typ und ziemlich entspannt ist. Ich denke, dass auch das Team sehr offen arbeitet, also wird es nicht allzu viele Geheimnisse zwischen uns geben. Alles ist offen. Wenn er also etwas findet oder sein Motorrad gut funktioniert, wird mich nichts davon abbringen, seine Einstellungen zu benutzen und das Gleiche gilt für ihn: Wenn ich etwas finde, das gut funktioniert, kann er es auch nutzen. Am Ende wird der beste Fahrer gewinnen und ich will versuchen sicherzustellen, dass ich das bin.
Was wird für dich die größte Herausforderung in diesem Jahr?
Ich denke, die größte Herausforderung ist der Fakt, dass wir ein neues Bike haben. Das ist gleichzeitig ein Vorteil, aber auch die größte Herausforderung, denn mit dem neuen Motorrad haben wir absolut keine Daten. Das bedeutet, wir haben keine Erfahrungen, jede Rennstrecke ist neu für uns. Wir können nicht auf die vorhergehende Saison blicken oder Daten aus dem Vorjahr vergleichen, weil eben alles komplett neu ist. Das ist mit einem neuen Bike immer eine Herausforderung. Aber alle wollten ein neues Bike, wir haben uns diese neue Maschine gewünscht und nun ist sie da und sie ist großartig.
Was machst du während der Saison, wenn gerade kein Rennwochenende ansteht?
Ich werde wohl auch auf einem Motorrad sitzen, aber zu Schulungszwecken. Privatkunden unterrichten und in ganz Deutschland und auch der Tschechischen Republik Fahrer schulen. Ich werde versuchen, das so oft wie möglich zu machen. Zwischen den Schulungen und der IDM werde ich auch Endurance fahren. Ich bin auf jeden Fall beschäftigt.