Halbich/Alt: Schleizer Rennleitung schweigt sich aus
Jan Halbich und Florian Alt
Freudestrahlend hatte Jan Halbich vom Team HRP von Jens Holzhauer nach dem zweiten IDM Superbike-Lauf auf dem Schleizer Dreieck seinen Pokal für den dritten Platz entgegen genommen. Lange Freude daran hatte er nicht. Nach einem Urteil der Rennleitung wurde er wegen Überholens unter Gelb bestraft. Es ging fünf Plätze zurück und das Team berappte noch eine Sportstrafe von 130 Euro. Den dritten Platz inklusive Pokal erhielt dadurch Florian Alt vom Team Yamaha MGM um Teamchef Michael Galinski.
Doch nicht nur wegen unterschiedlicher Betrachtungsweise des Vorfalls, sondern auch wegen unterschiedlicher Aussagen in Sachen Bestrafung hängt der Haussegen zwischen Galinski und Holzhauer schief. Ereignet hatte sich der Vorfall in der letzten Runde und in der letzten Schikane. Von der Boxengasse und dem Zuschauerbereich auf der Wiese aus gut sichtbar. Von den Streckenposten vor Ort wurde das Überholen unter Gelb nicht angezeigt.
«Ich habe es von der Boxengasse aus gesehen», erklärt Galinski. «Daraufhin bin ich hoch zur Rennleitung gegangen und habe dort nachgefragt. Dort hat man dann die Streckenposten angerufen, aber einer wusste es nicht und der andere hat es nicht genau gesehen. Daraufhin wurde mir erklärt, dass man sich das Video anschaue. Ich selber habe das Video nicht gesehen. Aber ich sah die Leute vor dem Laptop sitzen, die sich das da angeschaut haben. Ich wurde dann rausgeschickt und habe vor der Tür etwa zehn Minuten gewartet.» Von der Existenz eines Videos hatte Galinski dann auch Jens Holzhauer berichtet. «Ich habe drei Mann in den Laptop schauen sehen», versichert Galinski. «Ich gehe dann auch davon aus, dass sie da was sehen, wenn sie von Sichtung des Materials sprechen.»
Jan Halbich und Jens Holzhauer beschreiben den Vorgang aus ihrer Sicht und die ist eben anders. «Was in der letzten Schikane passiert ist, war einfach unglaublich», erklärt Halbich. «Ich habe die gelben Flaggen im Rechtsknick der letzten Schikane gesehen. Ich wollte etwas weiter rechts fahren, da ist mir Alt von hinten ins Motorrad gekracht.»
«Jan hat an der Stelle früher gebremst», fügt Holzhauer an. «Denn da darf ja eh keiner überholen. Dabei ist Alt ausgeschert und hat Jan erwischt. Am Motorrad und am Oberkörper. Dort hat er ihn dann auch überholt. Alt ist dann einen großen Bogen gefahren und Jan ist links vorbei, in dem er einfach seine Linie gehalten hat. Denn für ihn war klar, das Alt bei Gelb überholt hatte.»
Auch Jens Holzhauer sprach nach der Bestrafung bei der Rennleitung vor. Die Antworten, die er seiner Aussage nach dort erhalten hat, unterscheiden sich allerdings von denen von Galinski. «Auf meine Frage nach dem Video erhielt ich die Antwort», so Holzhauer. «Es gäbe keines. Mir wurde erklärt, dass die Streckenposten wie Sachrichter sind und man dagegen auch nichts einwenden könne. Daher habe der Rennleiter so entschieden. Die gelbe Flagge gelte ab der Kurve und die Streckenposten haben erklärt, dass zum Zeitpunkt Alt mit dem Vorderrad vorne gewesen sei.»
«Sportliche Fairness sehe ich da nicht», erklärt Holzhauer. «Der Rennleiter hätte da anders entscheiden müssen. Es ist echt schade, denn Jan hat Florian Alt auf der Rennstrecke besiegt. Am Bremspunkt hat man da 230 km/h drauf. Wenn da gelb geschwenkt wird, kann da keiner sehen, was dort passiert ist und man nimmt als Fahrer automatisch Gas raus, denn es besteht ja Überholverbot. Ich bin jetzt mal gespannt, ob dieses Video auftaucht. Denn das ist ein entscheidender Einschnitt in die Meisterschaft und ich lasse nicht locker. Ich kann verlieren, aber dann will ich auch die ganze Wahrheit wissen.»
Doch auch auf mehrfache Nachfrage von SPEEDWEEK.com kann die Existenz eines Videos weder bestätigt noch verneint werden. Der Sportkommissar reichte die Anfrage an die Rennleitung weiter, da seitens Holzhauer kein Protest eingegangen sei. Erst dann wäre der Sportkommissar aktiv geworden. Doch schriftliche Anfragen bei der Rennleitung wurden bis heute ignoriert und eine telefonische Zusage seitens der Rennleitung, dass man sich zu dem Vorfall äussern würde, ist bis heute nicht eingelöst worden. Daher bleibt weiterhin die Frage offen, ob es nun zu sichtendes Material gab oder nicht, oder ob die Streckenposten den Vorfall gesehen haben oder eben nicht und auf welcher Grundlage die Bestrafung erfolgte.