Überragende Leistung von Schlosser/Hofer (LCR Suzuki)
Zwei Rennen vor Schluß wurden Markus Schlosser (l.) und Thomas Hofer (r.) Meister bei den Sidecars
Wohl selten hat ein Seitenwagen-Team dermaßen die Internationale Deutsche Meisterschaft dominiert, wie Markus Schlosser (45) und Beifahrer Thomas Hofer (40) in dieser Saison. Die beiden Schönbühler aus dem Schweizer Kanton Bern konnten 9 von 10 Rennen gewinnen. Allein beim zweiten Lauf in Schleiz rasten sie auf ihrer LCR Suzuki «nur» als Zweite hinter den Niederländern Bennie Streuer/Gerard Daalhuizen über den Zielstrich.
Beim Rennen 10 von 12 der diesjährigen IDM in der Motorsport Arena Oschersleben gelang Schlosser/Hofer gar das Kunststück, nach einem Dreher bei einem misslungenen Überrundungsmanöver gegen ein niederländisches Team am Ende doch noch die Nase vorne zu haben. Und das gegen den hartnäckig Widerstand leistenden Weltmeister von 2016 Bennie Streuer aus Assen mit Gerard Daalhuizen im Boot.
Nach den Rennen in Oschersleben sprach SPEEDWEEK.com mit Markus Schlosser.
Markus, Glückwunsch erst einmal zum vorzeitigen Titelgewinn. Wie ist solch eine Dominanz, wie ihr sie gezeigt habt, eigentlich möglich?
Zuerst danke für die Gratulation. Ja, bei Thomas und mir hat in dieser Saison alles optimal zusammengepasst. Wir kommen aus dem gleichen Ort, wir verstehen uns gut und wir sind beide fit. Und dann ist unser Material einfach bestens aufgestellt und funktioniert sehr gut.
Oder ist diese IDM-Seitenwagen vielleicht etwas schwächer besetzt als sonst?
Nein, auf gar keinen Fall. Das Gegenteil ist richtig, diese IDM ist sehr stark besetzt. Wenn du bedenkst, dass mit Bennie Streuer, Uwe Gürck, André Kretzer, Josef Sattler, Mike Roscher und mir gleich sechs Fahrer dabei sind, die schon mal Meister geworden sind, dann ist das schon von daher eine sehr starke Konkurrenz.
Zum Jahreswechsel war es lange unklar, ob ihr das Budget für die Saison stemmen könnt. Hat sich dann noch etwas getan?
Nein, eigentlich nicht. Thomas und ich haben beschlossen, das Geld, was wir haben, zusammenzuschmeißen und die IDM mitzufahren. Aber wie lange wir das durchhalten können, wissen wir noch nicht.
Euer Sport ist spektakulär, aber die Seitenwagen sind irgendwie immer eine Randdisziplin im Rennsport. Das sieht man auch an der Startreihenfolge in Oschersleben. Am Samstag seid ihr mit euerm Rennen nach 17 Uhr die Letzten gewesen und am Sonntag ging es ebenfalls erst um 16.35 Uhr los. Da war das halbe Fahrerlager schon abgebaut.
Ja, das ist letztlich ein Ausdruck der eher geringen Wertschätzung, die wir bei den Veranstaltern haben. Dabei ist der Seitenwagensport so toll, vor allem was die Teamleistung angeht. Ich habe vor einiger Zeit mal einen Piloten der Red Bull Air Race WM-Serie im Beiwagen dabei gehabt. Ich hätte gedacht, dass man so einen Typen, der diese verrückten Sachen mit dem Flieger macht, mit einer Mitfahrt im Sidecar nicht beeindrucken könne. Aber das Gegenteil war der Fall, er war schwer beeindruckt von den Fliehkräften im Boot und sprach uns seine Hochachtung aus.
Auch von der Funktionärsseite läuft bei den Seitenwagen nicht alles so, wie die Fahrer sich das denken, oder?
Nein, bestimmt nicht. Schau dir nur die Diskrepanz zwischen IDM und WM an. Bei uns wird nach wie vor mit Motoren bis 1000 ccm gefahren, die WM muss mit 600 ccm gefahren werden. Das heißt, wer beide Serien oder nur hin und wieder als Gaststarter fahren will, muss neben dem 1000er- auch ein 600er-Bike aufbauen. Und das kostet viel Geld.
Liegt die Zukunft nicht bei 600 ccm?
Natürlich nicht. Schau dir an, wie viele Werke noch Motoren für diese Klasse produzieren. Da findest du fast nichts. Honda jedenfalls nicht mehr und in der Moto2 wird sich demnächst auch einiges ändern, wenn erstmal Dreizylinder zugelassen werden.
Würdet ihr denn bei angeglichenem Reglement bei der WM mitfahren?
Ja gerne, aber solange das Reglement hier so und da anders ist, werden wir das nicht können. Das geht aber nicht nur uns so. Auch die Engländer werden die BSB nicht auf 600 ccm umstellen, wie der ein oder andere vielleicht gehofft hat.
IDM-Sidecars, Stand nach 10 von 12 Rennen:
1. Markus Schlosser/Thomas Hofer (CH), 233 Punkte
2. Bennie Streuer/Gerard Daalhuizen (NL), 155
3. André Kretzer/Manfred Wechselberger (D/A), 141
4. Peter Schröder/Denise Werth (CH/D), 86
5. John Smits/Gunter Verbrugge (NL), 84
6. Mike Roscher/Anna Burkard (D/CH), 79
7. Christian Ruppert/Ueli Wäfler (D/CH), 72
8. . Josef Sattler/Uwe Neubert (D), 65
9. Jakob Rutz/Marcel Fries (CH), 61
10. Pascal Pfaucht/Michael Prudlik (D), 59
11. Kees Endeveld/Jeroen Remmé (NL), 44
12. Michael Ouger/Vincent Peugeot (F), 41
13. Manuel Hirschi/Sandra Roth (CH), 36
14. Uwe Gürck/Axel Kölsch (D), 35
15. Hilbert Talens/Remco Moes (NL), 33
16. Colin Nicholson/Ilse de Haas (GB/NL), 23
17. Wiggert Kranenburg/Jermaine van Middegaal (NL), 21
18. Helmut Lingen/Björn Bosch (D), 18
19. Phil Croft/Jarno Bouius (GB/NL), 16
20. Rogier Weekers/Miranda Louwes (NL), 3