Team Ruppert: «War toll, aber anstrengend und kalt»
Christian und Ursula Ruppert haben sich ihren Traum erfüllt
Das Rallye Dakar Classic Team Ruppert ist wieder daheim in der Oberpfalz. Christian Ruppert, seine Frau Ursula als Co-Pilotin und Sohn Matias sowie Freund Rudi Weich als Mechaniker haben erlebnisreiche Tage in Saudi-Arabien hinter sich. Für sie alle war die Teilnahme an der Rallye ein großer Traum, den sie sich erfüllt haben. Christian Ruppert berichtete SPEEDWEEK.com im Interview von dem Erlebten.
Hallo Christian, wie geht es euch?
Es geht uns ganz gut, doch wir sind immer noch müde nach den vergangenen Wochen. Wir sind aber auch schon wieder am Arbeiten.
Wie war die Rallye Dakar Classic?
Es war toll, aber auch anstrengend und kalt. Die ersten Tage in H’ail, was ja auf 1300 m Höhe liegt, waren derart brutal kalt, dass wir im Dachzelt im Schlafsack mit Mütze und Schal liegen mussten. Und dann schläfst du nur wenig, weil nachts über immer Radau und Remmidemmi ist, denn die Mechaniker arbeiten die Nächte durch. Und am anderen Tag sitzt du neun bis 13 Stunden im Auto. Das schlaucht.
Warum tut man sich dann so etwas an?
Damit man es mal erlebt hat, es war ein Lebenstraum. Vor zig Jahren hätte ich schon mal mitfahren können, aber damals fehlte mir das Geld und der Traum war geplatzt. Seitdem habe ich mir immer gewünscht dabei zu sein. Aber es war als etwas Einmaliges geplant, als das Abenteuer unseres Lebens, und dabei bleibt es auch. Ich muss da nicht jedes Jahr mitfahren. Das ist kein Feuer, was ewig brennt, so wie beispielsweise für die Seitenwagen.
Apropos Seitenwagen. Da bist ja lange Jahre in der IDM-Sidecar gefahren, ganz zu Beginn schon mal mit deiner Frau Ursula und zuletzt mit dem Schweizer Ueli Wäfler im Team «Fun42-Racing». Bei den Seitenwagen-Rennen kommt es wie bei der Rallye auf Teamwork an, oder?
Auf jeden Fall, aber bei der Rallye hundertmal mehr. Da trifft der Begriff Beifahrer nicht, Co-Pilot ist der einzig treffende Begriff. Ursula hat im Auto eindeutig den schwierigeren Job gehabt. Sie musste navigieren, nach außen schauen, wo wir eigentlich sind und Richtung und Geschwindigkeit vorgeben.
Woher weiß man, wo es lang gehen soll?
Man bekommt jeden Tag ein ausgedrucktes Roadbook, und ein elektronisches, welches über GPS läuft. Dazu braucht man noch einen Wegstreckenzähler, der war total wichtig für uns und damit umgehen können muss man natürlich auch.
Und Ursi hat es gut gemacht?
Oh ja, dafür, dass sie das vorher noch nie gemacht hat, hat sie das wahnsinnig toll hinbekommen.
Was war die schwierigste Situation im Verlaufe der Rallye?
Am vorletzten Tag ist uns hinten ein Dämpfer abgebrochen, da mussten wir die Prüfung abbrechen und zurückfahren. Das hatte es in sich. Die Dünen sind von der Streckenführung so ausgerichtet, das man die flache Seite hochfährt und die steile runter. Auf dem Rückweg mussten wir die Dünen steil anfahren und da wären wir einmal fast umgekippt. Hinten rechts ohne Dämpfer hingen wir plötzlich extrem schräg. Im Sand kannst du manchmal nicht richtig lenken, da schiebt das Auto einfach in eine Richtung, bis wieder Griff unter die Reifen kommt. Wenn wir da umgekippt wären, wäre keiner mehr dagewesen um zu helfen, auch kein Lumpensammler. In den Sekunden sahen wir recht blass aus.
Aber ihr seid am Ende der Rallye ins Ziel gekommen. Wie war eure Platzierung?
Bei mehr als 140 Fahrzeugen haben wir Platz 94 belegt. Insgesamt haben wir 39.000 Strafpunkte kassiert, davon die letzten zwei Tage 18.000. Zur Relation: Der Letzte hatte über 180.000 Strafpunkte. Wir mussten in der Schlussetappe so langsam fahren, weil wir unbedingt ankommen wollten. Das haben wir geschafft.
Da waren bestimmt Teams dabei, die viel besser als ihr ausgerüstet ward, oder?
Auf jeden Fall. Wir hatten eigentlich null Equipment, eine Stoppuhr und den Wegstreckenzähler, aber die Teams, die schon öfter dabei waren, hatten zwei Laptops oder Tablets, sattelitenunterstützte Computerprogramme, wo genau aufleuchtete, ob sie noch im Zeitfenster sind, ob sie schneller oder langsamer fahren müssen. Das wollten wir alles nicht. Für uns war das ein Abenteuer, ein Erlebnis. Für die ist es ein Wettbewerb gewesen.
Wie war eigentlich das Leben im Fahrerlager in der Wüste?
Ursi und ich haben beide aus früheren Zeiten vom Motocross Erfahrungen, da weißt du, das es da dreckig und staubig ist. Bei der IDM bist du verwöhnt von geteerten Fahrerlagern und Straßen. Auf der Rallye war es staubig, windig und dreckig. Da hast du auch abends und nachts überall den Staub drin, egal was du anfasst.
Eure Mechaniker, Matias und Rudi, wie ist es denen ergangen?
Die haben ebenfalls prima Arbeit geleistet. Tagsüber, wenn wir auf der Etappe waren, konnten die gemütlich mit dem Transporter zum nächsten Biwak fahren, aber abends und nachts stand für sie Arbeit am Auto auf dem Zettel.
Wo ist euer Auto, der Mercedes GE 280, jetzt?
Den können wir Mitte Februar im Hafen von Marseille wieder abholen. Wir werden ihn dann zum Verkauf anbieten.