IDM Sidecar: Lennard Göttlich in der Kostenfalle
Keine Schnäppchenpreis
Nicht zuletzt weil sein Opa Uwe Göttlich viele Jahre passionierter Sidecar-Pilot war und der kleine Lennard in dieser Szene aufwuchs, zog es ihn ebenfalls zu Dreirädern. Da es hierfür für Kids keine Plattform und Möglichkeiten gibt, stieg er zunächst in den Solo-Rennsport ein.
Ende 2020 hatte er genug davon und da sich in dieser Zeit gerade eine Möglichkeit für ihn ergab, mittels Ausnahmengenehmigung vom DMSB als Bonovo action Junior Team zusammen mit Lehrmeister Uwe Neubert zumindest die International Sidecar Trophy von Eckart Rösinger zu bestreiten, war der Wechsel von zwei auf drei Räder beschlossene Sache.
In dieser gewannen Göttlich/Neubert auf Anhieb die (moderne) 600er-Klasse und stiegen danach, wiederum dank einer Ausnahmegenehmigung, in die IDM auf. 2023 wurde diese fast durchweg mit der WM zusammengelegt und Lennard Göttlich, sein neuer Beifahrer Lucas Krieg und der in Folge des ab Schleiz verletzten Lucas Krieg Ersatz-Co-Pilot Uwe Neubert errangen als Trio die IDM-Vizemeisterschaft.
Diese ist Lennard Göttlich aber nicht so wichtig. Was zählt ist die WM, und da fühlt er sich derzeit ein wenig auf verlorenem Posten. «Wir kriegen es jeden Tag vor Augen geführt, dass wir mit unserer Technik keine Chance haben. Ich würde uns fahrerisch viel weiter oben einschätzen, als wir in den Ergebnislisten wiederzufinden sind», macht der inzwischen immerhin 19-jährige Lausitzer Lennard Göttlich seinem Unmut im Gespräch mit SPEEDWEEK.com Luft.
Dazu erklärt der aktuelle WM-Achte und IDM-Dritte: «Unser Motor hat noch nie einen Prüfstand oder etwas anderes als die Kiste von YART gesehen. Von daher sind wir echt hinterher, da ist die WM halt so eine Sache. Die IDM wäre sowieso tot gewesen und wird nur durch die WM am Leben erhalten. Für mich persönlich ist es furchtbar, wenn ich, wie am Sachsenring, von Startplatz 5 losfahre, dann auf Platz 7 ins Ziel komme und trotzdem als Zweiter zur IDM-Siegerehrung gehen muss.»
Gemeckert ist bekanntlich schnell, doch hat Lennard Göttlich auch einen Vorschlag zur Kosteneindämmung sowie Chancengleichheit parat: «Ich wäre dafür, dass jeder 10.000 Euro einzahlt und die Motoren am Anfang der Saison zugelost und verplombt werden. Aber das wäre ja zu einfach.»
Dabei schimpft er nicht auf die Konkurrenz, die teilweise finanziell besser situiert ist und das bestehende Reglement konsequent ausnutzt. «Die haben Sachen drin, die wir auch machen könnten, aber die Kosten sind einfach viel zu hoch. So kostet ein Motor bei YART 15.000 Euro. Dazu kommen 800 Euro plus Steuern als Startgeld, um nur mal ein paar Kosten zu nennen. Und dann hat man auch noch eine ziemlich geringe Fahrzeit», rechnet er vor. Und weiter: «Auch zum Testen fehlt uns das Budget. Routine bekommt man nur durchs Fahren, aber fahren kann man nur, wenn die Kohle dafür da ist.»
Ein Anliegen ist ihm auch die Klarstellung, dass das sächsische Team (Lucas Krieg kommt aus Hohenstein-Ernstthal und Mentor Uwe Neubert arbeitet als Instruktor im VSZ Sachsenring) keinen Trainingsvorsprung auf dem Sachsenring hatte. «Wie alle anderen sind wir 2023 das letzte Mal bei der IDM dort gefahren und dann erst in diesem Jahr wieder. Einmal habe ich zwischendurch bei einer Taxifahrt ausgeholfen, aber mit einem anderen und vergleichsweise alten Gespann und natürlich alles andere als im Renntempo. Das kann man ja wohl kaum Training nennen», betont er.