Freudenberg und Khan zurück im IDM-Rennen
Walid Khan vor Dustin Schneider
Ursprünglich hatte das Team von Carsten Freudenberg seinen Fahrer Walid Khan für die Rennen in Assen und dem Finale in Hockenheim abgemeldet. Für das Hockenheim-Finale überlegte es sich das KTM-Team nochmals anders und schickte Khan wieder ins Rennen. Auch wenn der IDM-Titel bereits an Konkurrent Inigo Iglesias gegangen war. Immerhin winkte noch der Vize-Titel.
Nach dem Vorfall zwischen Kawasaki-Pilot Petr Svoboda, Iglesias Teamkollege, und KTM-Mann Walid Khan beim IDM-Rennen auf dem Red Bull Ring war es vor allem in den sozialen Medien hoch hergegangen. Die Rennleitung um Stefan Beck hatte Khan damals freigesprochen, nachdem dessen Hand auf der Zielgeraden Richtung Svoboda gegangen war. Nach der Auswertung des vorhandenen Bildmaterials aus allerlei Perspektiven hatte die Rennleitung den Vorfall nicht als Griff in Richtung Svobodas Bremse gewertet. Jedem, allen voran vielen Unbeteiligten, gefiel diese Entscheidungen nicht und «Shit Storm» war da noch ein mildes Wort, was anschließend über Fahrer und Team hereinbrach.
Khan meldete sich in Hockenheim mit einem vierten Platz und einem Sieg sowie der Vize-Meisterschaft zurück. Sowohl er als auch sein Teamchef Carsten Freudenberg nutzten die Gelegenheit, ihren Herzen im Live-Stream-Interview mit Danijel Peric nochmals Luft zu machen.
«Beim IDM-Finale in Hockenheim konnte Walid für unser Team den zehnten Saisonsieg einfahren», erklärte Freudenberg in seiner Pressemitteilung nach dem Rennen. «Walid hat den neuen Meister eindrucksvoll besiegt und damit die Antwort auf die Hetzjagd der vergangenen Wochen auf der Strecke gegeben. Dass Walid am Red Bull Ring die Hand vom Lenker genommen hat, war sicher ein Fehler. Was aber keinesfalls rechtfertigt, dass man ihm Gewalt androht. Die damit involvierten Personen hat Walid eines Besseren belehrt und mit seinem Sieg dem amtierenden Meister die Grenzen aufgezeigt. Am meisten hat mich gefreut, mit welcher Herzlichkeit und Wärme Walid im IDM-Paddock in Hockenheim aufgenommen wurde. Danke an alle Kollegen und Motorsportfans, die Walid in dieser schwierigen Zeit zur Seite standen.»
«Das, was die Medien und gewisse Leute in den sozialen Medien draus gemacht haben», hatte Freudenberg vor dem Start ins erste Rennen erklärt, «ging über eine rote Linie hinaus. Was Walid und wir als Team durchgemacht haben, wünsche ich keinem. Man sollte in Zukunft darauf achten, was man in den sozialen Medien berichtet.»
«Ich bin überglücklich, dass ich zurück auf dem Bike bin», zitiert Freudenberg seinen Schützling Khan. «Danke an mein Team, das immer an mich geglaubt hat und mir über diese schwere Zeit geholfen hat. Ich denke, ich konnte nicht zuletzt mit dem Sieg im Finale zeigen, dass ich hätte um den Titel mitkämpfen können. Danke an Paligo und KTM.»
Direkt nach der Zieldurchfahrt konnte Sieger Khan im Interview dann aber doch nicht an sich halten und richtete seine ersten Worte namentlich direkt an das betreffende Kawasaki-Team von Rob Vennegoor. «Ich bin traurig darüber», so Khan. «Ich bin kein Typ, der jemand in die Bremse greift oder gar versucht, jemand zu töten. Manchmal bin ich ein wenig verrückt, aber ich habe ein gutes Herz. Aber wir sind alles Menschen und können Dinge richtig oder falsch machen. Es war eine schlechte Situation, dass das Alles im Internet gelandet ist. Ich konnte gar nicht reagieren auf die ganzen Nachricht. Und, sorry wenn ich das so sage, es waren so viele Menschen, die mir «fuck you» geschrieben haben. Jetzt bin ich happy über den Sieg. Ich hatte es am Samstag schon probiert, aber da hatte ich mit meinem Motorrad zu tun. Und Inigo ist sehr schnell. Wenn man da mit dem Motorrad zu tun hat, ist es schwer zu gewinnen.»
Anschließend trennten sich die IDM-Wege der Teams um Carsten Freudenberg und Rob Vennegoor. Aber nur kurz. Am kommenden Wochenende treten sie beim Supersport 300-WM-Lauf in Portimao wieder gegeneinander an.