Polaris beerdigt überraschend Motorradmarke Victory
Polaris Industries stieg 1998 mit der selbst kreierten Marke Victory in den Motorradmarkt ein und will sich in Zukunft ganz auf Indian, die zweite Marke des Hauses, konzentrieren. Der amerikanische Konzern verdient sein Geld mit ATVs, leichten Mehrzweckfahrzeugen und Schneemobilen, die Motorradsparte, bestehend aus den Marken Victory und Indian, macht nur etwa 10 Prozent des Umsatzes aus.
Die Rechte am traditionsreichen Namen Indian erwarb Polaris 2011. Seither entwickelte sich diese Marke nach der Lancierung des ersten Modells unter Polaris-Besitz (2013) mit stetig steigenden Verkaufszahlen zufriedenstellend, während die Verkäufe bei Victory seit 2012 zurückgingen. In den vergangenen drei Jahren schrieb Victory rote Zahlen und trug zum Konzernumsatz nur mehr drei Prozent bei.
Im Nachhinein zeichnete sich diese Entscheidung ab, als von modernen Modellen bei Victory seit mehreren Jahren nichts zu sehen war. Die Anfang 2016 lancierte Octane sieht der Indian Scout schon sehr ähnlich. Im Markt konkurrieren die Polaris-Marken Victory und Indian nicht nur gegen – wie beabsichtigt – Platzhirsch Harley-Davidson, sondern auch gegeneinander.
In Deutschland steigen die Preise für Gebrauchte Victory nach Bekanntgabe der Markeneinstellung um etwa 20 Prozent. Victory hat einen ausgezeichneten Ruf, was die Qualität betrifft, aber keinen geschichtsträchtigen Namen und kann auf keine langjährige Motorradtradition verweisen. Polaris versichert, dass man die Victory-Ersatzteilversorgung für die nächsten zehn Jahre sicherstellen werde.
«Diese Entscheidung wird die Rentabilität der weltweiten Aktivitäten von Polaris im Motorradmarkt verbessern und unsere Wettbewerbsfähigkeit erheblich steigern», sagt Scott Wine, CEO von Polaris Industries. «Für uns ist profitables Wachstum essentiell. Angesichts begrenzter Ressourcen ist dieser Einschnitt notwendig, um uns noch stärker auf unsere Premiummarke Indian zu konzentrieren und diese noch erfolgreicher zu machen. Unsere Entscheidung wird die branchenführende Produktentwicklung weiter vorantreiben und zugleich langfristiges Wachstum sowie zunehmenden Shareholder Value sichern.»
Es handelt sich also um die kaufmännisch begründete Schließung eines Unternehmenszweigs. Victory ist weder zahlungsunfähig, noch wird die Marke zwangsliquidiert. Wie viele Arbeitsplätze verloren gehen, gibt Polaris nicht bekannt; die Liquidierung von Victory wird voraussichtlich 18 Monate dauern.