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Brian Redman (Porsche, Ferrari): Politisch unkorrekt

Von Mathias Brunner
​Sie suchen ein Motorsportbuch, das ungeschminkt die Wahrheit über die wilden 60er und 70er Jahre erzählt? Suchen Sie nicht weiter. Lesen Sie «Daring Drivers, Deadly Tracks» von Brian Redman!

Wir leben in seltsamen Zeiten. Was wahr ist, wird von Politikern (wir nennen keine Namen) als «Fake News» bezeichnet. Was unwahr ist, wird uns als Tatsache untergejubelt. Im Rennsport wird darüber diskutiert, ob Grid-Girls nicht sexistisch seien. Die Formel-1-Renner erhalten einen Halo, und viele Rennfans spotten in den sozialen Netzwerken: «Warum packt ihr die Fahrer nicht in Watte? Oder lasst sie gleich an den Boxen? Dann ist es wirklich ungefährlich!»

Vergessen Sie all das für ein paar Stunden!

Für viele Rennsportfreunde sind die 60er und 70er Jahre die Goldene Ära. Kein Mensch sprach von politischer Korrektheit, und genau so kommen die fabelhaften Erinnerungen des englischen Rennfahrers rüber in seinem packenden Buch «Daring Drivers, Deadly Tracks».

Komplett ungeschminkt erzählt Redman die haarsträubendsten Geschichten aus seiner Zeit, als er unter anderem Werksfahrer von Ford, Porsche und Ferrari war.

Redman hat sich lange Zeit gelassen, dieses Buch in Ruhe zu verfassen, und das Warten hat sich gelohnt: Ich habe «Daring Drivers, Deadly Tracks» kaum aus den Händen gelegt, bis ich es zu Ende gelesen hatte. Das hervorragend bebilderte Werk ist ein Hochgenuss von der ersten bis zur letzten Seite.

Unser Bild zeigt einen Schlüsselmoment in der Karriere von Redman: Zu sehen ist er hier mit seinem Cooper T86B-BRM im Grossen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps 1968. Um genau zu sein, ist es genau jener Augenblick, als die Vorderradaufhängung am Wagen des Engländers kollabiert ist.

Im Buch erzählt Redman, was dann geschah: «Ich versuchte, den Wagen in einen Dreher zu zwingen, um Speed abzubauen und rückwärts einzuschlagen. Leider blockierte die Lenkung und ich prallte seitlich in die Leitschienen. Dabei wurde mein Arm zwischen Chassis und Leitplanen eingeklemmt. Der Schwung reichte, um den Wagen über die Pistenbegrenzung zu werfen, einen Streckenpostenstand zu demolieren und einen einen geparkten Vauxhall Velox zu krachen. Nur dieser ungewöhnliche Prallbock verhinderte, dass mein Auto in den Wald geschleudert wurde. Der Cooper hatte nur noch ein Rad, ein Streckenposten lag schwer verletzt am Boden, dann brach Feuer aus.»

Unfassbar: Einer der Helfer hatte eine brennende Kippe im Mund, das Feuer, zuvor gelöscht, wurde dadurch erneut entzündet. Die Streckenposten hoben Redman aus dem Auto, legten ihn auf den Boden, dann kümmerten sie sich im ihren Kollegen, der vor Schreck eine Herzattacke erlitten hatte.»

Redman hat im Buch diese Momente nicht nur ausfühlich beschrieben, sondern auch bebildert.

Redman war wenig amüsiert, dass Teambesitzer John Cooper später verbreitete, der Unfall sei Ergebnis eines Fahrfehlers gewesen. Zum Glück konnte das LAT-Bild von Peter Burn das Gegenteil beweisen.

Redman, einer der erfolgreichsten Allround-Racer im Motorsport, erholte sich. Das damals in den Arm eingesetzte Metall hat der heute 80-Jährige heute noch drin.

Seine grössten Erfolge feierte Brian im Sportwagen und in der Formel 5000. Als Pilot im Porsche-Werksteam, bei Ferrari oder bei BMW siegte er auf den fabelhaftesten Langstreckenpisten der Welt – in Daytona, bei der Targa Florio, auf dem Nürburgring, in Sebring, in Spa-Francorchamps. Nur in Le Mans reichte es nie zum ersten Platz.

Die Statistik in der Formel 1 ist ein Hohn, wenn wir an das Talent von Redman denken: Nur zwölf Starts, Dritter in Spanien 1968 (bei seinem zweiten Grand Prix), viel zu selten im GP-Sport hatte Redman konkurrenzfähiges Material.

Ein Angebot von Shadow schlug er aus, als die lukrative Formel 5000 lockte: In den USA wurde Redman drei Mal in Folge Meister (1974 bis 1976), und die Liste seiner Gegner zeigt, was er geleistet hat: Mario Andretti, Al Unser, James Hunt, Tony Brise, Vern Schuppan, Jackie Oliver, Alan Jones, Danny Ongais, Peter Gethin – um nur einige zu nennen.

Redman fuhr so gut wie alles, was vier Räder hatte und überlebte drei schwere Unfälle: Belgien 1968 mit dem Formel 1, Targa Florio 1971 mit dem Langstrecken-Porsche 908 (Lenkungsbruch, Feuer, Redman trägt die Male noch heute) sowie Mont-Tremblant 1977 im F5000-Lola (Auto auf einem Hügel abgehoben, Rückwärtssalto, Redman erlitt einen gebrochenen Nacken, eine zersplitterte Schulter, ein gebrochenes Brustbein und mehrere Rippenbrüche). Die Erholung dauerte fast neun Monate, aber Redman biss sich durch.

Sein letztes Rennen als Profi bestritt Redman 1989 für Aston Martin.

Der in Florida lebende Brite ist heute noch bei zahlreichen Veranstaltungen für historische Rennwagen ein gern gesehener Gast, dem die Menschen an den Lippen hängen, wenn er von seinen atemraubenden Erlebnissen erzählt.

Lassen Sie sich in andere Zeiten versetzen und staunen Sie, was damals im Rennsport alles möglich war. Als News noch nicht fake waren.

Brian Redman: Daring Drivers, Deadly Tracks
A racer’s memoir of a dangerouse decade 1965–1975
Mit einem Vorwort von Mario Andretti
Evro Publishing (England)
ISBN-13: 978-1-910505-10-6
Format 28 x 23,5 cm
300 Seiten
225 Fotos
Text in englischer Sprache
Für rund 57 Euro im Fachhandel
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