Royal Enfield: Für die Ton-up Boys von heute
Nach den Prototypen, die vor einem Jahr an gleicher Stelle präsentiert wurden nun die Serienversionen. Beide werden von einem luft/oelgekühlten Zweizylinder-Reihenmotor angetrieben, der aussieht wie ein klassischer englischer Twin aus den 60er Jahren.
Technisch trifft das nicht ganz zu, der Motor hat eine obenliegende Nockenwelle und vier Ventile pro Zylinder. Um die Vibrationen zu begrenzen, ist eine Ausgleichswelle verbaut und die Kurbelwelle weist 270° Hubzapfenversatz auf. 47 PS bei 7250/min und 52 Nm bei 5250/min sind Leistungsdaten aus der Blütezeit der britischen Twins in den späten 60er Jahren.
Es dürfte ausreichen, «um die Tonne zu knacken», um mehr als 100 mph oder 160 km/h rauszuquetschen, wenn sich der Fahrer ganz klein macht. Womit man in den erlauchten Kreis der Ton-up Boys aufgenommen wäre, er englischen Rocker, die nicht nur gemütlich rumrödeln, sondern den Gasgrff bis zum Anschlag aufdrehen.
Das Fahrwerk ist wieder Motor bei beiden Modellen gleich, ein Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen mit 1400 mm Radstand, komplettiert mit einer 41er Teleskopgabel mit 110 mm Federweg und einer Stahlschwinge mit zwei Federbeinen, die 88 mm Federweg zulassen. Beide Räder messen 18 Zoll, die Reifen sind mit 100/90-18 und 130/70-18 schmal gewählt. Vorne und hinten ist eine Scheibenbremse montiert, mit 320 und 240 mm Durchmesser. Vorne muss eine Doppelkolbenzange reichen, ABS ist Pflicht.
Die beiden Maschinen unterscheiden sich nur im Design. Die Interceptor INT 650 nimmt mit hohem Lenker und relaxter Sitzhaltung den kalifonischen easy-going-Style der 60er Jahre auf, die Continental GT 650 ist ein Cafe Racer mit nicht allzu anstrengender Sitzposition. Beide Maschinen sollen, so Enfield-CEO Siddharta Lal, einfach zugänglich sein, sowohl was die Fahrbarkeit, das Gewicht (202 bzw. 198 kg) als auch den Preis betrifft: Ab 6400 bzw. 6600 Euro kann man Besitzer einer Royal Enfield mit Zweizylinder-Motor werden. Obendrauf gibt es drei Jahre Garantie.
Zum Schluss mag der Speedweek-Berichterstatter sein Vergnügen beim Anblick der Präsentationsvideos an der Pressekonferenz in Mailand nicht verheimlichen: Fröhliche Menschen fuhren Motorrad, weil es ihnen offensichtlich Spass macht. In T-Shirt, Turnschuhen und kevlarfreien Jeans. So ein Video im verknöcherten Europa unbekümmert zu zeigen, das trauen sich nur noch die Inder. Danke, danke!