MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Ducati Panigale V4S: Einfacher schnell fahren

Von Rolf Lüthi
Ducati hat die Panigale V4S überarbeitet – nicht, um noch mehr Spitzenleistung rauszuholen, sondern um sie durch einfachere Fahrbarkeit schneller zu machen.

An drei Punkten setzten die Ducati-Ingenieure an: An der Aerodynamik, am Fahrwerk und an den elektronischen Fahrhilfen. Bei der Aerodynamik griff man bei Ducati ins Teileregal – und spendierte der V4S praktisch die Verkleidung des Superbike-Basismodells V4R. Das umfasst eine breitere Verkleidung, eine höhere Verkleidungsscheibe und natürlich die Winglets. Seitlich angebrachte Flügelchen, die mit zunehmender Geschwindigkeit Abtrieb an der Motorradfront generieren.

Nebeneffekt der neuen Verkleidung, die mit mehr Luftöffnungen versehen ist: Die Motorwärme wird besser abgeleitet, der Fahrer ist weniger Hitze aus dem Motorraum ausgesetzt.

Hat das Aerodynamik-Paket eine stabilisierende Wirkung, so zielen die Änderungen am Fahrwerk in die gegenteilige Richtung. Unhandlich war die Panigale V4 mit ihrer rückwärts drehenden Kurbelwelle ja noch nie. Neben der Verkleidung wurde auch der minimierte Hauptrahmen, der den Lenkkopf trägt, von der V4R übernommen. Dieser ist nicht etwa steifer, sondern durch grössere Materialausfräsungen flexibler. Das bringt ein besseres Gefühl fürs Vorderrad und schon auch den Vorderreifen.

Das Fahrwerk wurde höher gelegt, der Schwerpunkt ist nun 5 mm höher. Konkret sind die Gabelrohre 4 mm weiter durch die Gabelbrücken geschoben, hinten ist ein längeres Federbein und ein geänderter Umlenkhebel verbaut. Das neueste, semiaktive Fahrwerk von Öhlins ist vorne mit weicheren, stärker vorgespannten Federn versehen, wodurch die V4S leichter und intuitiver einlenkt. Die Fahrpremiere fand übrigens auf dem Losail Circuit in Doha statt.

Der V4 mit 1103 ccm blieb technisch unverändert: 214 PS bei 13.000/min und 124 Nm bei 10.000/min sorgen weiterhin, so finden wir, für standesgemässen Vortrieb. Doch an der Elektronik wurde gefeilt. Das neue Mapping bewirkt in den ersten drei Gängen eine linearere, einfacher zu kontrollierende Leistungsentfaltung. Sind die Räume weit genug, reisst der V4 bis in den sechsten Gang erfrischend an der Kette. Der Tacho verharrt politisch korrekt bei 299 km/h, die Drehzahl steigt fröhlich weiter.

Die überarbeitete Traktionskontrolle Evo2, ebenfalls aus der V4R, greift früher ein, weshalb der Eingriff sanfter erfolgen kann. Der Quickshifter wurde ebenfalls von der V4R übernommen. Die Schaltzeiten sind damit kürzer, speziell bei Drehzahlen jenseits von 10.000/min.

Ducati berichtet von einem direkten Vergleich mit dem 2019er Modell auf der Rennstrecke von Vallelunga mit drei Fahrern. Dort war ein Amateur mit dem 2020er Modell 1,3 Sekunden schneller, der versierte Sportfahrer feilte an seiner Rundenzeit mit dem 2020er Modell 0,8 Sekunden weg, und Michele Pirro war mit dem neuen Motorrad 0,4 Sekunden schneller.

Ducati wollte auf 2020 die Panigale V4S durch leichtere Fahrbarkeit für Fahrer jeden Levels zugänglicher und effizienter machen. Das scheint gelungen zu sein.

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