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Ducati Streetfighter V4: Home Presentation

Von Rolf Lüthi
Von ihren Home Offices aus stellten Designer Jeremy Faraud und Testfahrer Alessandro Valia die Ducati Streetfighter V4 vor. Gar nicht mal so schlecht, diese öffentliche Online-Pressekonferenz.

Geplant war, dieser Tage eine Horde von 90 Journalisten auf die Ducati Streetfighter V4 loszulassen. Bekanntlich leben wir in außergewöhnlichen Zeiten, was besondere Lösungen erfordert. Da in Italien derzeit eine Ausgangsperre gilt, erklärten Jeremy Faraud und Testfahrer Alessandro Valia die Ducati Streetfighter V4 aus ihren Wohnzimmern.

Mit der neuen Streetfighter V4 kehrt Ducati in die Welt der Super-Naked-Bikes zurück. Die Basis der Streetfighter V4 bildet die Panigale V4 – von der Verkleidung befreit und mit hohem Lenker ausgestattet. Der kraftvolle optische Auftritt erfordert einen ebenso kraftvollen Motor.

Die neue Streetfighter V4 wird vom 1103 ccm großen Desmosedici Stradale Motor angetrieben. In dieser Konfiguration leistet der 90 Grad-V4 stattliche 208 PS (153 kW) bei 12.750/min. Das maximale Drehmoment beträgt 123 Nm bei 11.500/min und ist gegenüber der Panigale V4 praktisch unverändert.

Zwischen 6500 bis 14.500/min stehen dem Herrn über den Gasgriff immer mehr als 100 Nm zur freien Verfügung.

Der Desmosedici Stradale wurde um die Herzstücke des V4- MotoGP Motors – die Zylinderköpfe – herum entwickelt. Dank der gleichen Abmessungen und Geometrien wie am Desmosedici GP- Triebwerk besitzt der Desmosedici Stradale-Motor die gleiche hervorragende Strömungsdynamik. Er übernimmt auch die Motorkonfiguration und Einbaulage: 90° V4, um 42° nach hinten gedreht. Diese Lösung macht den Motor extrem kompakt und ermöglicht die Zentralisierung der Massen.

Wie bei der MotoGP-Ducati dreht sich die Kurbelwelle der Streetfighter rückwärts. Dadurch wird der Kreiseleffekt der Räder verringert und das Motorrad bei Richtungswechseln agiler. Außerdem reduziert dieses Konzept die Wheelie-Neigung beim Beschleunigen und das Abheben des Hinterrads beim Bremsen. Die Hubzapfen sind um 70° versetzt, was zu einer unkonventionellen Zündfolge führt: 0°-90°-290°-380°-720°.

Die Box-in-Box gegossenen Aluminiumkolben mit den im MotoGP per Reglement favorisierten 81 mm Durchmesser haben zwei verschleißarme Kompressionsringe und einen Ölabstreifring (den gleichen wie beim GP-Motor). In Verbindung mit dem Hub von 53,5 mm ergeben sich 1103 ccm. Die nun in Serie angewandte Verdichtung von 14:1 war noch vor wenigen Jahren nur mit Rennbenzin möglich.

Herausragendes Alleinstellungsmerkmal des Desmosedici Stradale-Motors ist die desmodromische Ventilsteuerung. Vier Nockenwellen betätigen sechzehn Stahlventile, deren Durchmesser an der Einlassseite 34 mm und an der Auslassseite 27,5 mm betragen. Die Ventilsitze sind aus Sinterstahl gefertigt.

Der Lufteinlass erfolgt über vier ovale Drosselklappen (die jeweils 52 mm Durchmesser entsprechen), die mit festen, 70 mm langen Ansaugtrichtern verbunden sind. Jeder Zylinder verfügt über zwei Einspritzdüsen: eine unterhalb der Drosselklappe für den Teillastbereich und die zweite oberhalb der Drosselklappe, die zum Einsatz kommt, wenn maximale Motorleistung gefordert ist.

Die Drosselklappen jeder Zylinderbank werden von einem einzelnen Stellmotor bewegt. Dank des Ride-by-Wire-Systems ermöglicht dies komplexe elektronische Steuerstrategien und die Modulation der Drosselklappe (und damit des Ansprechverhaltens) entsprechend dem gewählten Fahrmodus.

Um den Fahrkomfort in der Stadt zu erhöhen, wird die hintere Zylinderbank im Leerlauf deaktiviert, wenn die Wassertemperatur 75 Grad überschreitet.

Das Drehmoment wird in den Gängen 1 und 2 sowie in den Gängen 3 und 4 jeweils unterschiedlich reduziert, nur in den Gängen 5 und 6 steht bei jeder Drehzahl das volle Drehmoment bereit. Viel Feinarbeit wurde aufgewendet, um dem Fahrer die intuitive Kontrolle des Drehmoments und damit der Reifenhaftung über den Gasgriff zu erleichtern. In den Gängen 1 bis 5 regelt der Drehzahlbegrnzer bei 14.500/min ab, im sechsten sind gar astronomische 15.000/min zugelassen.

Die bei diesem System aufwändige und nicht eben kostengünstige Kontrolle des Ventilspiels ist nur alle 24.000 km erforderlich; die Wartung erfolgt alle 12.000 km oder alle 12 Monate.

An der Streetfighter V4 findet man wie auch an der Panigale V4 kein konventionelles Chassis. Der V4-Motor dient als zentral tragende Struktur. Daran wird der der nur 4 kg leichte Frontrahmen direkt am oberen Kurbelgehäuse der vorderen Zylinderbank und am Zylinderkopf der hinteren Bank befestigt.

Am hinteren Teil des Kurbelgehäuses ist die Einarmschwinge gelagert. Ein unter dem Sitz befindlichen Hilfsrahmen, der oben mit dem Front-Frame und unten mit dem Kopf der hinteren Zylinderbank verschraubt ist, komplettiert das Fahrwerk. Aus dieser Bauweise ohne durchgehendes Chassis resultiert eine deutlich geringere Hauptrahmenlänge und somit ein geringeres Hauptrahmengewicht sowie ein besseres Steifigkeits-Gewichts-Verhältnis.

Die Streetfighter V4 hat einen Lenkkopfwinkel von 65,5 Grad, einen Nachlauf von 100 mm und einen Radstand von 1488 mm.

Verglichen mit der Panigale wurde die Schwinge um 15 mm verlängert und der Lenkkopf um 2 mm weiter vorne platziert – insgesamt minimale Änderungen, um einem unverkleideten Motorrad mit einem am breiten Lenker flatternden Fahrer Stabilität zu verleihen. Das war nur möglich dank den zwei aerodynamischen Flügeln an jeder Seite, welche durch ihren Abtrieb die Stabilität mit zunehmender Geschwindigkeit erhöhen.

Die Streetfighter V4 ist mit einer 43 mm Showa Big Piston Fork (BPF) ausgestattet, in der Federvorspannung wie in Druck- und Zugstufendämpfung einstellbar ist. In ihrem Inneren befinden sich verchromte Gleitstücke, um die Reibung zu minimieren und damit das Ansprechverhalten zu verbessern. Ein Sachs-Lenkungsdämpfer rundet das Paket an der Fahrzeugfront ab. Am Heck befindet sich ein komplett einstellbarer Stoßdämpfer von Sachs.

Die Streetfighter V4S ist mit einer Öhlins NIX 30-Gabel, einem Öhlins TTX 36 Federbein und einem Öhlins-Lenkungsdämpfer ausgestattet. Fahrwerk und Lenkungsdämpfer werden bei der S-Version durch das Öhlins Smart EC 2.0-System der zweiten Generation semiaktiv gesteuert. Zudem kommt hier das neue OBTi (Objective Based Tuning Interface) zur Einstellung des Fahrwerks zum Einsatz.

An der Streetfighter V4 sind gegossene Aluräder mit fünf Speichen verbaut, die V4S ist mit 3-Speichen-Marchesini-Schmiederädern aus Aluminium ausgestattet. Bereift sind die Räder mit Reifen der Größen 120/70 ZR17 und 200/60 ZR17.

Die Streetfighter V4-Familie verfügt über leistungsstarke und leichte Brembo Stylema Monoblock-Bremssättel, die aus den leistungsstarken M50-Bremssätteln weiterentwickelt wurden.
Die zwei Brembo-Bremszangen an der Vorderachse, die jeweils vier 30 mm-Kolben besitzen, wirken auf zwei 330 mm-Scheiben. Die Hinterradbremse besteht aus einer einzelnen 245 mm-Bremsscheibe und einem Zweikolbensattel. Die Bremsanlage verfügt über Kurven-ABS, bei dem der ultraleichte Bosch 9.1 MP-Modulator zum Einsatz kommt.

Wie bei echten Rennmotorrädern befindet sich ein Teil des 16-Liter-Aluminiumtanks unterhalb des Sitzpolsters. Im Vergleich zur Panigale V4 wurde dieser untere Tankabschnitt modifiziert, um ein dickeres Sitzpolster zur Erhöhung des Fahrkomforts verwenden zu können. Vorne deckt der Tank die gesamte Elektronik einschließlich der Batterie ab.

Die Streetfigher V4 verfügt über eine moderne Elektronik, die auf einem Sechsachsen-Gyrometer basiert. Das gleiche Elektronik-Paket wie an der Panigale V4 ist verbaut, mit Kurven-ABS, Traktions- und Slidekontrolle, Wheelie-Kontrolle, Starthilfe, Quickshifter, Motorbremskontrolle und an der V4S ergänzt durch die semiaktive elektronische Aufhängung.

Die Parameter dieser Assistenzsysteme sind an der Streetfighter V4 werkseitig für die verschiedenen Fahrmodi (Race, Sport, Street) voreingestellt. Der Fahrer kann die Systeme entsprechend seinem Fahrstil konfigurieren und jederzeit per Knopfdruck zu den voreingestellten Werten zurückkehren. Die Regelintensitäten von DTC, DWC, DSC oder EBC können über einen Doppeltaster, der sich am linken Lenkerende befindet, direkt eingestellt werden.

Die Streetfighter V4 verfügt über den gleichen 5" TFT-Farbbildschirm wie die Panigale V4. Das Display wird von dem runden, virtuellen Drehzahlmesser auf der rechten Seite dominiert. Die Drehzahl wird mit einer Nadel dargestellt, deren Bewegungen mit einem weißen Schweif hinterleuchtet sind. Der Schweif dient gleichzeitig als Schaltblitz und wechselt von Weiß auf Orange und schließlich Rot, wenn das Drehzahllimit erreicht ist.

Zwei unterschiedliche Layouts stehen zur Wahl und können vom Fahrer umbenannt werden. Mit dem Rundenzeiten-Indikator und dem Drehzahlmesser, der auch den Schaltblitz für das beim Racing relevante Drehzahlspektrum integriert, ist „Track“ speziell für die Rennstrecke ausgelegt. „Road“ zeigt statt der Rundenzeit die Informationen des Ducati Multimedia Systems (DMS) und erleuchtet den Drehzahlmesser entsprechend den auf Landstraßen üblichen Drehzahlen. Für eine bessere Ablesbarkeit ändern sich die Positionen für Top-Speed, Ganganzeige und gewähltem Fahrmodus nicht, wenn die Layouts gewechselt werden.

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