Der fliegende Floh von Royal Enfield
Royal Enfield baute vor längerer Zeit schon Motorräder unter dem Namen Flying Flea, zu deutsch fliegender Floh. Während des zweiten Weltkriegs produzierte Royal Enfield einfache, leichte Motorrädchen mit 125er Verbrennungsmotor für die britischen Fallschirmtruppen. Die «fliegenden Flöhe» wurden in einem Gitterrohrkäfig an einem Fallschirm abgeworfen und dienten den Fallschirmjägern als geländegängiges Fortbewegungsmittel. Nach dem Krieg wurden die übrig gebliebenen fliegenden Flöhe als kostengünstige Transportmittel im Kurzstreckenverkehr zivil genutzt.
Enfield-Direktor Siddharta Lal sieht die modernen Flying Fleas ebenfalls als Kurzstrecken-Transportmittel im städtischen Umfeld. Im Zuge der Entwicklung der Flying Fleas reichte Enfield in den vergangenen sechs Monaten 28 Patente ein. Eine zentrale Fahrzeugsteuerung wurde im Hause entwickelt, genannt VCU (Vehicle Control Unit). Diese steuert mit einem spezifisch hergestellten Chip alle Funktionen des Motorrads und kann drahtlos die neuesten Updates empfangen und in die Steuerung integrieren.
200.000 Ride-Modes wären möglich, dazu eine konstante Überwachung des Motorrads und gegebenenfalls eine Alarmierung des Besitzers, wenn Unbefugte das Motorrad bewegen. Die Besitzer können das gewünschte Fahrverhalten individuell programmieren. Kurven-ABS und Tempomat sind serienmässig. Der Flying Flea wird als klassischer Roadster namens FF-C6 und als Scrambler mit Bezeichnung FF-S6 erhältlich sein – ab Frühling 2026.
Einige Hintergründe: Nach den zahlreichen Pleiten von Elektromotorrad-Start-Ups lagern sie bei Royal Enfiel die Elektrosparte in eine separate Firma aus, damit diese, sollte sich kein Erfolg einstellen, nicht die ganze Motorradsparte in den Abgrund des Bankrotts mitreissen kann. Die Elektromotorräder sollen in einer eigenen Abteilung in der Fabrik im indischen Vallam Vadagal gebaut werden. Royal Enfield beteiligte sich Ende 2022 mit 50 Mio. Euro am Elektro-Motocross-Hersteller Stark Future, was eine Beteiligung von gut 10 % ergab. Weiter investierte die Europäische Investitionsbank kürzlich 40 Mio. Euro – ebenfalls in Stark Future.