BMW S1000RR: Für 15.000 € weniger
Wir berichteten an dieser Stelle schon von der BMW M1000RR, die mit einem ganzen Strauss an Neuerungen aufgewertet wird. Etliche dieser Updates, deren Potenzial sich fast ausschliesslich nur im Rennstreckenbetrieb von versierten Fahrern in schnelleres Vorankommen umsetzen lässt, bleiben der schmerzhaft teuren M-Version vorbehalten.
Um nicht den Eindruck zu erwecken, die preislich zugänglichere S1000RR zu vernachlässigen, liess BMW auch diesem Modell Detailverbesserungen angedeihen. Auf den ersten Blick fallen die neuen Winglets und die ebenfalls neuen Seitenteile der Verkleidung auf. BMW deklamiert bei 300 km/ einen von vormals 17,1 auf jetzt 23,1 kg gesteigerten Abtrieb, wodurch bei gleicher Schräglage höhere Kurvengeschwindigkeiten gefahren werden können und zusätzlich die Wheelie-Neigung reduziert werde.
Die Aerodynamiker tüftelten auch am vorderen Kotflügel. Hier kommen Bremsenkühlluftschächte – sogenannte Brake Ducts – zum Einsatz. Sie sind in den neuen, für eine verbesserte Umströmung der Gabelholme und der Bremssättel optimierten Vorderradkotflügel integriert, verringern im Rennstreckenbetrieb die Temperatur der Vorderbremse und verhelfen ihr damit zu höherer Performance und konstanterem Druckpunkt.
Wie schon bei der ersten Generation der S1000RR von 2009 sind die Seitenteile der Verkleidung nicht identisch. Während die linke Seite von einer großen Austrittsöffnung zur Wärmeabfuhr bestimmt wird, wurde rechts eine dynamische und unverwechselbare Kiemenoptik realisiert.
Nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist der neue M Kurzhub-Gasgriff, wie er auch in der neuen M1000RR verbaut ist. Der Drehwinkel beträgt nun 58 statt bisher 72 Grad. Gerade im Rennstreckenbetrieb bietet dies gemäss BMW einen deutlichen Vorteil, wobei die hervorragende Dosierbarkeit der Motorleistung dank entsprechender Anpassung des Motormanagements voll erhalten geblieben sei.
Neu sind zuvor optional gegen Aufpreis erhältliche elektronische Fahrhilfen serienmässig. Wie bisher wird auch bei der neuen S1000RR in zwei Fahrmodi-Welten unterschieden: Landstraße und Rennstrecke. Bisher verfügte die S1000RR serienmäßig über die vier Fahrmodi Rain, Road, Dynamic und Race. Neu ist das bisher optionale Elektronik-Paket «Fahrmodi Pro» serienmässig. Dieses Paket umfasst die zusätzlichen Fahrmodi Race Pro 1, Race Pro 2 und Race Pro 3, welche für den Rennstreckenbetrieb ausgelegt sind.
Weiterhin verfügt die Traktionskontrolle über vier feste Grundeinstellungen für die jeweiligen Fahrmodi Rain, Road, Dynamic und Race. In den nun serienmässigen Fahrmodi Race Pro 1 bis 3 steht zudem noch eine Feinjustierung (+/- Shift) zur Verfügung. In den Fahrmodi Pro ist die Wheelie-Kontrolle zudem einstellbar. Sie erlaubt über die Vorderrad-Abhebeerkennung die Unterdrückung oder Begrenzung von Wheelies mit dem Ziel maximaler Beschleunigung.
Bisher verfügte die S1000RR über drei Kennlinien der Gasannahme, die fest mit den jeweiligen Fahrmodi Rain, Road, Dynamic und Race verknüpft sind. In den neu hinzugekommenen serienmäßigen Modi Race Pro 1 bis 3 können zwei weitere Kombinationen von Gasannahme und Antriebsmoment zusätzlich ausgewählt werden, nämlich volle Leistung bei weicher oder direkter Gasannahme.
In den Fahrmodi Pro kann das Motorbremsmoment dreifach eingestellt werden, dazu ist eine Berganfahrhilfe integriert. In den Fahrmodi Race Pro ist das ABS jeweils fünffach einstellbar und die ABS Pro-Funktion ist entsprechend daran gekoppelt. Zudem trägt das ABS Pro Setting «Slick» dem Einsatz profilloser Slick-Bereifung Rechnung.
Die nun serienmäßigen Fahrmodi Pro und der seit 2023 verbaute Lenkwinkelsensor ermöglichen zwei Funktionen: den Brake Slide Assist für das Verzögern und die Slide / Slip Control für das Beschleunigen. Der Lenkwinkelsensor misst den Driftwinkel und sorgt im Zusammenspiel mit der Traktionskontrolle für optimalen Schlupf beim Reindriften in Kurven und beim Rausbeschleunigen, wobei das Setting 2 & 3 der Traktionskontrolle für Rennstrecke und Slicks optimiert ist.
Zusammenfassend wurde Assistenzelektronik der S1000RR wesentlich ausgebaut, die Sliding-Hilfen gibt es nun serienmässig. Der M1000RR vorbehalten bleibt unter anderem das neueste Motorenupdate, das 6 PS Mehrleistung bringt und eine Reihe edler Bauteile, die der M1000RR einen Gewichtsvorteil von 4 kg bescheren. Dafür verbleibt nach Hinblätterung des Kaufpreises der S1000RR eine Differenz von 15.410 € in der Brieftasche. Oder weniger verklausuliert: Die M1000RR steht mit 36.300 € in der Preisliste, dagegen nehmen sich die 20.890 € für die S1000RR (Schweiz Fr. 21.800.-, Österreich 26.790 €) wie ein Schnäppchen aus.