Bimota: Traditionsmarke neu in Schweizer Besitz
«Der Traum wurde 1973 definiert, als Bimota offiziell die Produktion ihres ersten Modells, der HB1 begann», sagt Daniele Longoni und spielt damit auf seinen Plan für die neue, in der Schweiz registrierte Bimota S.A. an. «Alles was wir tun müssen, ist den Geist des damaligen Traums wiederzubeleben.»
Longoni (45) sitzt in seinem Büro im ersten Stock des historischen Bimota-Gebäudes, gelegen in den Außenbezirken Riminis. Er spricht offen über das neue Abenteuer, in das sich er und sein Geschäftspartner, Marco Chiancianesi (54) mit dem Kauf Bimotas von Roberto Comini stürzten.
Longoni und Chiancianesi sind gebürtige Italiener, aber sie sind in der Schweiz gelandet, wo sie ein bekanntes Bau- und Immobiliengeschäft aufbauten. Sie haben das Kapital und – am wichtigsten – sie haben die Leidenschaft und die Vision, um Bimota zu leiten und eventuell sogar profitabel zu machen.
«Die weltweite Wahrnehmung von Bimota ist immer noch extrem positiv», versichert Longoni, Vizepräsident von Verkauf und Service, «weil irgendwie der Traum alle Fehler überlebt hat, die die Geschäftsleitung nach den Gründervätern gemacht hat.»
«Exklusive Kleinserien für Enthusiasten»
Der Verkauf von Sportmotorrädern mit hoher Leistung ist in den letzen Paar Jahren drastisch gesunken. Vielleicht ist es die richtige Zeit für Bimota, ihr Image und ihre Einzigartigkeit in andere Segmente des Motorradmarkts zu investieren? «Nein, nicht wirklich», meint Longoni. «Wir bauen eine limitierte Anzahl von sehr exklusiven Motorrädern für Enthusiasten, die ein Bike nur für sich wollen, maßgefertigt auf ihren persönlichen Geschmack und, am wichtigsten, mit voller Unterstützung einer komplett neuen und wesentlich effizienteren Serviceabteilung. Kein Bimota-Kunde wird sich jemals wieder alleingelassen fühlen, während er auf Ersatzteile wartet.»
Longoni: «Mit der erhöhten Exklusivität der Marke wird ein bestausgewähltes Merchandising einhergehen: Helme von höchster Qualität, Lederkombis und alles was zum Image unseres Supermotorrades passt.» Der neue Firmenpräsident Chiancianesi wird persönlich die Entwicklung neuer Modelle leiten und überwachen. Chiancianesi kündigt für die grosse Mailänder Motorradmesse EICMA ein Spektakel an: «Auf der EICMA werden wir unser ultimatives Supermotorrad enthüllen, angetrieben von einem Motor der BMW S1000RR. Dies wird unser leistungsstärkstes Bike für Superenthusiasten. Wir arbeiten in Zusammenarbeit mit BMW daran, den Kundendienst auszuweiten, um sicherzustellen, dass unsere Kunden unter allen Umständen den bestmöglichen Service erhalten.»
Reiche Motorradsport-Tradition inklusive WM-Titel
Bimota entstand 1973 als Tuner und Veredler von Motorrädern verschiedener Marken. Da der Firma aus Rimini als eigenständige Marke auftrat, galten die Italiener trotz der Tuner-Handwerks als Hersteller. Im Jahr 2000 schlitterte Bimota in die Insolvenz. 2003 wurde die traditionsreiche Marke wiederbelebt, ab 2005 gab es wieder Modelle zu kaufen. Nun erfolgte der Verkauf an die neuen italienisch-schweizerischen Inhaber.
Bimota kann auf eine illustre Vergangenheit im Rennsport zurückblicken: Im Grand-Prix-Sport gab es in den Siebziger- und Achtziger Jahren diverse Siege, 1980 wurden die Italiener in der 350-ccm-WM Konstrukteurs-Weltmeister und holten mit Jon Ekerold auch den Fahrertitel. Piloten wie Walter Villa, Franco Uncini, Randy Mamola, Marco Lucchinelli oder Johnny Cecotto steuerten in ihrer Karriere auch Bimota. Den letzten Sieg auf WM-Ebene fuhr im Jahr 2000 Anthony Gobert in der Superbike-WM ein, sein Bike wurde von einem Suzuki-V2-Motor angetrieben. 2010 trat Bimota in der damals neu eingeführten Moto2-WM als Hersteller auf, aber Ratthapark Wilairot kam über die Statistenrolle nie hinaus. 2012 sass Marcel Schrötter nach seinem Wechsel in die Moto2-WM beim SAG-Team auf Bimota, aber das Team wechselte für 2013 auf Kalex.