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KTM-Chef Pierer: «Wir wollen weltweit Nr. 3 werden»

Von Günther Wiesinger
KTM ist erstmals die Nr. 1 in Europa. «In den nächsten fünf Jahren wollen wir Suzuki und Kawasaki überflügeln», zeigt sich KTM-Firmenchef Stefan Pierer kämpferisch.

Der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer ist ein Unternehmer mit Visionen. 20 Jahre lang strebte er mit KTM danach, die österreichische Marke mit dem Motto «Ready to Race» zum grössten Motorradhersteller Europas zu machen. Dazu mussten renommierte Marken wie Aprilia, Ducati und BMW überflügelt werden.

2013 ist dieses hoch gesteckte Ziel erreicht worden.
KTM (jetzt 1890 Mitarbeiter) wollte den Absatz im letzten Geschäftsjahr um 13 Prozent erhöhen – die rot-weiss-rote Marke hat mit 20 Prozent Zuwachs alle Erwarungen übertroffen. Und es wird ein Rekordgewinn von 50 Millionen Euro erwartet.

Aber Stefan Pierer (57) ist kein Typ, der sich auf den Lorbeeren ausruht. Sein Ehrgeiz wurde weiter angestachelt; er schlägt auch in Phasen des Erfolgs kämpferische Töne an; sein Kampfgeist ist ungebrochen. Pierer nimmt jetzt die japanischen Motorrad-Giganten ins Fadenkreuz – er will die Japaner attackieren.

«Ich möchte in den nächsten fünf Jahren den Absatz verdoppeln und 250.00 Motorräder bauen – das ist eine klare Ansage! Dazu wollen wir die Phalanx der Japaner brechen. Honda und Yamaha sind außer Reichweite. Aber wir wollen auf dem Sektor der Sportmotorräder unsere Mitbewerber Suzuki und Kawasaki überholen. Die bauen momentan 220.000 und 230.000 Motorräder. Suzuki können wir bald übertreffen. Kawasaki wird ein härterer Gegner. Wir wollen auch Harley Davidson überflügeln», heisst Pierers Devise. «KTM soll weltweit der drittgrößte Hersteller von Sportmotorrädern werden. Das ist mein erklärtes Ziel. Wir wollen die weltweite Nummer 3 werden und aufs Podium!»

Und KTM will dazu die Motorenpalette nicht mit Drei- und Vierzylinder-Triebwerken erweitern. «200.000 oder 300.000 Stück schaffen wir auch mit Ein- und Zweizylindern», sind sich Pierer und Designer Gerald Kiska einig.

Pierer: «Wir haben mechanisch eine ausgezeichnete Basis geschaffen und werden mit Hilfe der Elektronik noch zahlreiche weitere Verbesserungen bewältigen. Wir beschäftigen inzwischen 35 Elektronik-Spezialisten.»

Vertriebsvorstand Hubert Trunkenpolz gab für 2013 einen europäischen Marktanteil von 10 Prozent als Messlatte an – es wurden 8,4 Prozent erreicht. «Und im letzten Monat haben wir erstmals die zehn Prozent erfüllt», stellte Stefan Pierer am Freitag bei der traditionellen KTM-Weihnachtsfeier im Werk in Mattighofen zufrieden fest.

Pierer begrüsste auch einen Grossteil der erfolgreichen KTM-Werkspiloten wie den siebenfachen Cross-Weltmeister Tony Cairoli, MX2-Weltmeister Jeff Herlings, Red-Bull-KTM-Teambesitzer Aki Ajo und viele andere.

Der KTM-Firmenchef bedankte sich bei allen Teams, Teammitgliedern und Technikern für die erfolgreiche Saison 2013. «Unsere Teams kämpfen das ganze Jahr an der Front, sie haben grossartige Resultate erzielt und damit für uns die Plattform für die ganz aussergewöhnlichen Verkaufserfolge geschaffen. Diese Sporttriumphe bilden das Rückgrat unseres Erfolgs. Sich jedem Gegner zu stellen und zu gewinnen, ist die DNA unserer Firma», weiss Pierer.

Pierer: Husqvarna als Familenzuwachs

Pierer sprach auch über die Vergrösserung der KTM-Familie. Denn zu Beginn des Jahres 2013 hat der KTM-Konzern die Marke Husqvarna übernommen, das zweitälteste Motorradwerk der Welt. «Wir haben vor vielen Jahren schon die von Husqvarna abgespaltete Marke Husaberg gekauft. Jetzt hat sich die Chance geboten, auch Husqvarna zu übernehmen, weil der vorangegangene Besitzer nicht in der Lage war, diese Marke zum Erfolg zu führen.»

«Als ich vor 22 Jahren in die Motorradbranche eingetreten bin, war Husqvarna die Benchmark. Deshalb ist es für mich eine wahnsinnig emotionale Genugtuung, Husqvarna in die Familie zu bringen und mit der erfolgreichen Marke KTM zu vereinen. Mit Husqvarna und Husaberg kommen zwei Marken wieder zusammen, die eigentlich zusammengehören und beide in Zukunft Husqvarna heissen werden. Und eines Tages wird aus einem geliebten kleinen Kind in der Familie ein erwachsener Mitbewerber werden. Hier wird in der Familie in Zukunft auch Wettbewerb stattfinden. Aber ‹Ready to Race› und Wettbewerb, das hält uns frisch.»

Der Husqvarna-Standort in Italien wurde inzwischen aufgegeben. Es wurden in Mattighofen bereits 3000 Motorräder der schwedischen Traditionsmarke produziert. Pierer: «In diesem Jahr hat Husqvarna 7000 Motorräder erzeugt. Nächstes Jahr werden wir 14.000 in den Markt bringen. KTM und Husqvarna werden sich abgrenzen – beim Design, im Vertrieb. Die Positionierung ist klar: KTM zieht die extrem sportlich orientierten Kunden an, die in der ersten Startreihe stehen wollen. Husqvarna ist die Alternative und lockt Käufer, die technisch Delikates suchen.»

90.500 Motorräder aus Mattighofen

KTM hat 2013 beim Umsatz und bei den Stückzahlen 20 Prozent zugelegt. Pierer: «Allein in Mattighofen schieben wir in diesem Jahr 90.500 Motorräder aus der Werkshalle. Das ist Weltklasse. Wir sind nach der Krise von 2008 noch nicht ganz wieder am oberen Ende unserer damaligen Bestmarke angelangt. In der besten Zeit hatten wir 92.000. Für nächstes Jahr sind 95.000 aufgelegt.»

KTM hat im letzten Jahr 150 neue Mitarbeiter eingestellt. «Darauf bin ich wirklich stolz», stellte Pierer fest.

Beim Absatz gelang KTM im vergangenen Geschäftsjahr ein «All Time High» von 123.000 Stück; 10.000 wurden vom 47-Prozent- Partner Bajaj in Indien vertrieben. Pierer: «113.000 Motorräder wurden aus Mattighofen vertrieben. Damit sind wir die absolute Nummer 1 in Europa. Da müssen wir Husqvarna gar nicht dazuzählen.»

Auch beim Umsatz meldete Stefan Pierer einen neuen Höchstwert. «710 Millionen Euro. Sollen wir das einmal in Schilling ausdrücken? Das wären mehr als 10 Milliarden Schilling! Mit solchen Zahlen habe ich vor 20 Jahren nicht einmal in den kühnsten Träumen gerechnet. Das sind ganz, ganz aussergewöhnliche Zahlen», ist sich Pierer bewusst. «Und wir dürfen nicht vergessen, dass der europäische Motorradmarkt seit Jahren rückläufig ist, erst 2013 hat er Gott sei Dank etwas Boden gefunden.»

Das Erfolgsgeheimnis

Was macht den Erfolg von KTM aus? «Es ist die Marke, es ist die Globalisierung und die Innovation. Wir haben in Europa trotz des rückläufigen Markts um 5 Prozent zugelegt», hielt Pierer fest. «Wir sind in Amerika die am schnellsten wachsende Motorradmarke. Wir haben in Amerika, in Asien und in Australien 30 Prozent Zuwachs. Wir sind in Lateinamerika mehr als 50 Prozent gewachsen. Diese Globalisierung und dieses weltweise Ausrollen des Erfolge sind eine Grundlage für die Zukunft. Sie ist aber auch eine extreme Herausforderung. Wir haben inzwischen eine Fertigung in Malaysia, in Kolumbien, Argentinien ist in dieser Woche in Betrieb gegangen. China folgt im ersten Quartal, Thailand kommt. Am Ende des Tages ist es das Motto ‹Ready to Race›, das uns zusammenhält. Es geht darum, jederzeit bereit zu sein, sich dem fairen Wettbewerb zu stellen. Von der Krippe bis ins Grab, bis wir abberufen werden.»

«Wir blicken auch finanziell auf das erfolgreichste Jahr der KTM-Firmengeschichte», erklärte Stefan Pierer. «Wir werden wahrscheinlich einen Gewinn von 50 Millionen schaffen.»

KTM ist Stefan Pierers Vorzeige-Unternehmen. Er ist Vorstandsvorsitzender der CROSS Industries AG, die er gegründet und aufgebaut hat. Zu dieser österreichischen Industriebeteiligungsgruppe, die sich sowohl strategisch als auch operativ auf die Fahrzeugindustrie konzentriert, gehören neben der KTM-Gruppe auch die Pankl Racing Systems AG, die WP-Suspension-Gruppe, die Wethje Gruppe sowie die All 4 One Steeb AG. Diese werden zu vier Konzernsäulen (Fahrzeuge, High-Performance, Leichtbau, IT-Service) zusammengefasst.

Übrigens: Nach dem KTM-Konkurs hatte Sanierer Pierer 1994 im Innviertel mit 160 Leuten den Neustart gemacht. «Im ersten Jahr haben wir 6000 Motorräder abgesetzt», blickt der Unternehmer zurück.

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