Dainese feiert 1000. Airbag-Auslösung
Der berühmte italienische Lederkombi-Hersteller Dainese feierte in Misano die 1000. Auslösung des «D-air» Airbag-Systems bei einem Motorradfahrer.
Und genau 20 Jahre ist es her, seit Firmengründer Lino Dainese («Devise: Sicherheit von Kopf bis Fuss) beim Sporttauchen die Vision hatte, auch den Körper von Motorradfahrern durch einen Airbag zu schützen.
Was damals als Illusion betrachtet wurde, nahm schnell Gestalt an. In Zusammenarbeit mit Universitäten, Medizinern, Rennfahrern und Motorradfirmen wie Yamaha, Ducati, BMW und Peugeot wurde entwickelt und verbessert, gegrübelt und getüftelt.
2006 gelang auf dem Adria Circuit die erste Airbag-Auslösung bei einem Motorradfahrer, es handelte sich um einen von Dainese engagierten Stuntman.
Schon 2009 aktivierte sich das System beim Valencia-GP nach einem Sturz beim 125-ccm-Piloten Simone Grotzkyj und bei Gilera-250-Werkspilot Marco Simoncelli.
Es wurde danach weiter an der Verbesserung der Gas-Generatoren gearbeitet, an der Ergonomie, jeder Sturz brachte wertvolle neue Erkenntnisse und Anhaltspunkte für die Entwickler, die inzwischen auf 15 Jahre unermüdlicher Forschungsarbeit zurückblicken. Inzwischen wurde das System zur Gänze von der Aussenseite auf die Innenseite des Leders verfrachtet.
Mittlerweile ist das System in der Strassenversion in Deutschland von TÜV, DEKRA und ADAC anerkannt worden. Die Technische Universität Wien hat dem «D-air» den Dr. Ferdinand Porsche-Preis verliehen. Und in der Wintersaison 2015/2016 wird auch die österreichische Skinationalmannschaft in den Speed-Disziplinen Abfahrt und im Super-G auf die Dainese-Airbags vertrauen.
«Bei mir hat sich der Airbag erstmals beim Katar-GP 2010 ausgelöst, als ich bei meinem ersten Moto2-Rennen in der ersten Kurve von De Angelis abgeschossen wurde», erzählte Stefan Bradl.
500.000 km sind bereits von Motorradfahrern mit dem D-air zurückgelegt worden. 1000 Auslösungen haben inzwischen stattgefunden. 26 Patente hat Dainese dazu inzwischen angemeldet. Die Italiener fühlen sich als Vorreiter auf diesem Terrain, der Einsatzbereich soll erweitert werden – für ältere Personen, die verletzungsgefährdet sind, für Kinder als Insassen in Schulbussen und so weiter.
Bei 533 Rennstürzen sei 2010 ist der Airbag bei 354 Anlässen ausgelöst worden. Bei diesen 354 Auslösungen ist nur eine Verletzung passiert – ein Schlüsselbeinbruch bei Pol Espargaró.
Inzwischen haben Fahrer mit dem D-air sogar das 24-h-Rennen von Le Mans (Bol d'Or) und das 8-h-Rennen von Suzuka gewonnen – Philippe Vincent und Pol Espargaró.
2012 und 2013 wurden auch die Motorrad-Polizisten beim Giro d'Italia mit dem «D-air» ausgestattet.
In der MotoGP-Klasse fahren Rossi, Iannone, Pol Espargár Bradl und Hayden für Dainese, in der Moto2 zum Beispiel Cortese, in der Moto3 zum Beispiel Fenati. «Wir wollen in jeder Kategorie mindestens einen Topfahrer haben», sagt Fabio Muner, Marketingchef von Dainese.
Und der Airbag reagiert von Jahr zu Jahr schneller: Inzwischen werden bei Sturzgefahr pro Sekunde 800 Algorithmen verarbeitet.
«Bei der ersten Auslösung in Katar 2010 bin ich noch ziemlich erschrocken», schilderte Stefan Bradl. «Aber die Entwicklung ist seit damals sehr deutlich vorangeschritten, der Knall ist jetzt nicht mehr so extrem. Und man gewöhnt sich daran. Ich fahre auf der Rennmaschine schon lange keinen Meter mehr ohne Airbag. Er schützt den Rücken, den Nacken samt Genick, die Schultern und die Schlüsselbeine. Inzwischen wird auch an einem Airbag für den Bauch und die Hüfte gearbeitet, habe ich gehört. Bei mir hat sich der Airbag seit 2010 sicher im Schnitt zehnmal im Jahr verlässlich ausgelöst. Inzwischen hat man mir beigebracht, wie ich bei privaten MotoGP-Tests den Airbag warten muss und wie man die Batterien auflädt. Bei den Grand Prix wird diese Aufgabe sowieso von der Service-Technikern erledigt», schilderte Stefan Bradl.
Inzwischen gibt es auch für den Alltags-Motorradfahrer auf der Strasse fünf Dainese-Produkte inklusive Airbag. Jetzt kommt eine Lederjacke mit der Bezeichnung «D-air Misano 1000» dazu, sie kostet 1499 Euro.