Michael Härtel: Vier Stunden OP, Saisonende droht
Michael Härtel
Nach seinem schweren Sturz beim Langbahn-GP in La Reole am 16. Juni wurde Michael Härtel am 26. Juni in Landshut operiert. Inzwischen hat sich der Dingolfinger von den Strapazen einigermaßen erholt, der Eingriff war wesentlich kritischer, als vom Vizeweltmeister erwartet.
Bei der Zweitdiagnose zuhause in Landshut wurden Brüche an Elle und Speiche im rechten Unterarm festgestellt, auch der Handwurzelknochen und das Kahnbein in der Hand waren beschädigt. Der Eingriff sollte unter Teilnarkose stattfinden, um die Brüche im Arm kümmerte sich ein Unfallchirurg, um den Rest ein Handspezialist.
«Weil sie die Teilnarkose über die vier Stunden nicht aufrechthalten konnten, wurde ich irgendwann in Vollnarkose versetzt», erzählte Härtel. «Das Kahnbein wurde verschraubt, im Unterarm wurde eine Titanplatte eingesetzt, welche die Knochen zusammenhält. Was sonst in der Hand kaputt ist, die ganzen kleinen Knochen, muss so wieder zusammenwachsen. Die Operation war viel aufwändiger und dauerte viel länger, als gedacht.»
Als die Hand aufgeschnitten war stellte die Chirurgin fest, dass neben dem Kahnbein ein weiterer Knochen kaputt ist. «Sie sagte mir nach der OP, dass man das weder auf den Röntgenbildern noch dem CT sah», schilderte Härtel SPEEDWEEK.com. «Die Genesung kann länger dauern, das lässt sich aber schlecht abschätzen. Ich muss schauen, dass ich die Finger und den Ellbogen so gut wie möglich bewege. Das Kahnbein braucht Ruhe, darum trage ich momentan eine abnehmbare Schiene. Wenn nach zehn bis zwölf Tagen die Fäden gezogen werden, bekomme ich eine spezielle Schiene für die Hand.»
Diese Schiene muss Härtel vier bis fünf Wochen tragen, dann sollte das Kahnbein wieder zusammengewachsen sein – dann kann er mit Aufbautraining für die Hand beginnen. «Ich mache bis dahin so viel Physio wie möglich», versicherte Härtel. «Damit ich so wenig Muskelmasse wie möglich verliere und die Bewegung so wenig wie möglich eingeschränkt wird.»
Vom OP-Termin bis zur Abnahme der Handschiene vergehen sechs Wochen, mit etwas Aufbautraining sind zwei Monate dahin – dann ist es Ende August. Den Langbahn-GP in Roden Mitte Juli verpasst er auf jeden Fall, den Grand Prix in Eenrum am 19. August aller Voraussicht nach. Läuft die Heilung sehr gut, könnte er beim GP-Finale am 30. September in Mühldorf wieder dabei sein, eventuell auch schon beim Langbahn-DM-Finale in Scheeßel zwei Wochen zuvor.
«Der Doktor legt sich diesbezüglich nicht fest», meinte der Niederbayer. «Ich kann nur sagen, dass ich normal eine gute Wundheilung habe. Die Hand schaut echt wild aus, die ist eine große Narbe. Wegen dem Kahnbein haben sie oben und unten aufgeschnitten. Es dauert halt so lange, wie es dauert. Das Kahnbein ist der am schlechtesten durchblutete Knochen im Körper, drum heilt er so schlecht. Ich bin noch jung, ich brauche die Hände noch länger als ein Jahr, vielleicht noch 60 oder 70 Jahre. Drum bin ich so eingestellt, dass die Hand wieder so werden muss, wie sie sein soll. Ich hoffe, dass ich ohne bleibende Schäden davonkomme, insgesamt waren sieben Knochen gebrochen. Wenn ich meine, dass die Hand wieder gut ist und ich einigermaßen Kraft habe, dann kann ich wieder Motorrad fahren. Ich habe die Saison noch nicht abgehakt, ich schließe aber auch nicht aus, dass sie vorbei ist.»
Der furchterregende Unfall von Härtel geschah ihm 13. Lauf des Langbahn-GP in La Reole. Der Dingolfinger lag hinter dem Tschechen Josef Franc auf Platz 2, Martin Smolinski versuchte auf der Außenbahn vorbeizukommen. Im tiefen Material ging es für Smolinski so brutal vorwärts, dass er die Linie nicht halten konnte und am Kurvenausgang die Barriere touchierte. Martin fiel seitlich vom Motorrad, das Bike landete direkt in Härtels Linie. Der Vizeweltmeister krachte Vollgas in das Bike, der Zusammenstoß war furchterregend.