Stephan Katt: «Catman» kämpferisch und optimistisch
Stephan Katt, in der Team-WM mit der 25 unterwegs
«Die größten Probleme die ich im letzten Jahr hatte, spielten sich in meinem Kopf ab», verriet der «Catman» jetzt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, «dieses Kopfkino hat mir in den meisten Rennen Probleme bereitet. Es ist schwierig, wenn du Situationen hast, wo du eigentlich durchziehen würdest, dann aber kurz davor doch wieder den Gashahn zumachst.»
Dabei stand noch bis kurz vor Beginn der Saison 2023 nicht fest, ob der Neuwittenbeker überhaupt würde fahren können nach dem Unfall. Katt: «Die Ärzte haben gesagt, es läge in meiner Entscheidung, ob ich fahre oder nicht. Sie konnten mir kein ‚go’ geben, verbieten konnten sie es mir aber auch nicht. Letztendlich habe ich mich dafür entschieden und habe die Zähne zusammengebissen.»
Und es hat durchaus funktioniert. Stephan Katt, heute 44 Jahre alt und immer noch zu den Publikumslieblingen zählend, fuhr gleich bei seinem ersten Rennen nach dem Scheeßel-Crash beim Rennen in Dingolfing auf Platz 4. «Ich hatte vorher schon ganz gut trainiert, aber die Probleme mit meinem verletzten Fuß blieben», so Katt, «auch heute sind immer noch 13 Schrauben und eine Platte im Fuß und das bleibt auch so. Denn wir haben uns jetzt nach einer neuen Untersuchung entschlossen, das Material im Fuß zu lassen.»
Die Langbahn-WM 2023 beendete der Norddeutsche auf Platz 12. Sein bestes Ergebnis fuhr er ausgerechnet beim Grand Prix in Scheeßel mit Rang 5 ein. Mit dem deutschen Team wurde Katt in Roden Vize-Weltmeister, das EM-Finale in Werlte beendete er auf Platz 8. Dazu kamen einige Podestplätze in offenen Rennen, so in Teterow, Altrip, Zweibrücken und in Hechthausen.
Stephan Katt hatte sich im Laufe der Saison in therapeutische Behandlung begeben, um seine mentalen Blockierungen nach dem Unfall besser in den Griff zu bekommen. «Mein Sportpsychologe in Kiel hat mir sehr gut geholfen, das hat mich gefreut», sagt Katt im Nachhinein, «das war definitiv die richtige Entscheidung, mit ihm werde ich jetzt noch weiter zusammenarbeiten. Weil für mich das Rennfahren alles ist, ich liebe das und freue mich auch schon tierisch auf die neue Saison.»
Ehrgeizig ist Stephan Katt nach wie vor: «Ich will sehen, dass ich auf jeden Fall wieder in den Grand Prix hinein komme für das nächste Jahr. Ich fahre Rennen um vorne dabei zu sein, in der Spitze und nicht um irgendwo im Mittelfeld herumgurken.»
Von der Technik her werden die Motorräder gerade wieder neu aufbereitet «mit sämtlichen neuen Sachen», wie er sagt. Für seine Motoren ist auch weiterhin Matten Kröger zuständig. Katt: «Mit seiner Arbeit bin ich sehr, sehr zufrieden. Er steht auch immer hinter mir und hilft mir, wo er kann.» Dass der Sport aber immer teurer und damit auch schwieriger wird, macht das Beispiel Reifen deutlich. «Vor ein paar Jahren habe ich für einen Reifen noch 40 Euro bezahlt hat, jetzt kostet er 100 Euro, das ist die Kehrseite des Sports.», klagt der Mann mit der Startnummer 42.
Und Katt weiter: «Ich werde in der kommenden Saison wohl wieder die gleiche Anzahl an Rennen bestreiten wie in den vergangenen Jahren. Mittlerweile bin ich aber an einem Punkt, an dem ich abwäge, wo ich fahre. Was für eine Bahn das ist, welche Bedingungen es dort gibt. Leider sind in den vergangenen Jahren einige Bahnen wirklich sehr schlecht geworden, was an den Vorarbeiten der Veranstalter liegt. Für die es aber auch nicht einfach, immer genügend Clubmitglieder und Helfer zu haben, die dahinterstehen, Zeit und Lust zu haben die ganze Arbeit zu machen, das wird immer schwieriger.»
Letztlich schaut Stephan Katt wie immer in seiner ihm eigenen Art kämpferisch und optimistisch in die Zukunft: «Auf jeden Fall wird der Catman auch weiterhin auf der Bahn zu sehen sein, solange er Spaß und Erfolg hat und gesundheitlich alles tragbar ist. Denn das ist das Allerwichtigste.»