MotoE-Weltcup in Jerez: Schon wieder ein Feuer
Gestern fanden erstmals seit dem 12. März in Jerez zwei Trainings-Sessions für die Teilnehmer des MotoE-Weltcups statt. Domi Aegerter aus dem Intact-Team sorgte für die Bestzeit. Um ca. 23.20 Uhr meldeten die Spätheimkehrer aus dem Fahrerlager einen Brand beim MotoE-Paddock, der sich seit der Katastrophe vom März 2019 in sicherer Entfernung vom GP-Fahrerlager befindet. Wie groß der entstandene Schaden ist, kann jetzt noch nicht beurteilt werden.
Im vorletzten März sind die 20 Energica Ego Corsa-Maschinen für den MotoE-Weltcup in Jerez nach den ersten drei Testtagen abgebrannt. Die Rennserie konnte damals nicht beim Jerez-GP im Mai, sondern erst im Juli beim Sachsenring-GP im Juni beginnen. Da die Maschinen nicht versichert waren, entbrannte wegen des beträchtlichen Schadens von 1,5 Millionen Euro ein Gerichtsstreit zwischen Promoter Dorna und Sponsor und Stromlieferant Enel.
Der zweite Test in Jerez für den neuen «FIM Enel MotoE World Cup» sollte letztes Jahr von 13. bis 15. März dauern. Doch in der Nacht zum Donnerstag (14. März) um 00.15 Uhr brach nach dem ersten Testtag bei einem Prototyp einer Juice Roll im neuen MotoE-Paddock-Zelt ein Brand aus. Als «Juice Roll» bezeichnet Seriensponsor Enel jene Geräte, die als «fast charger» dienen und die auch Energie speichern können. Es handelte sich also um eine mobile Ladestation, die auch Akkumulatoren enthält.
Das Feuer legte das gesamte MotoE-Material in Schutt und Asche, während an den Ladestationen eine Batterie nach der anderen geladen wurde. Am nächsten Morgen war von den 18 Einsatzmaschinen der Teams und den beiden Ersatz-Motorrädern nichts mehr übrig. Auch die gesamte Boxenausrüstung der zwölf Teams wurde ein Raub der Flammen. Der Schaden betrug mehr als 1,5 Millionen Euro.
Den 12 Teams und 18 Fahrern war am Morgen des 15. März auf dem ersten Blick klar: Die neue Rennserie konnte auf keinen Fall im Rahmen des Jerez-GP am 5. Mai beginnen. Tatsächlich wurde der Auftakt sofort nach dem Feuer vom Kalender gestrichen. Auch Le Mans, Mugello, Barcelona und Assen fielen aus, während in der kleinen Firma Energica in Italien fieberhaft am Aufbau neuer Einheits-Motorräder gearbeitet wurde.
Die ganze angeblich emissionslose Serie wurde von den GP-Haudegen belächelt, weil die 260 km schweren Bikes beim Jerez-Test am 12. März 2019 mit einer Stromladung nur sechs Runden schafften, also war nach 26,5 km die Ladung der ca. 100 kg schweren Elektro-Antriebe aufgebraucht. Und entgegen allen Ankündigungen konnten die Antriebe der E-Motorräder nie mit erneuerbarer Energie geladen werden, sondern mit Hlfe von Diesel-Generatoren. Zur Tarnung lagen zwar Solarzellen auf den Dächern der zehn Ladestationen, doch die dazu gehörigen Kabel baumelten ohne sichtbaren Zweck einfach in der Luft.
Und am Freitag beim Österreich-GP im August 2019 flog zu Mittag eine Ladestation samt dem Motorrad von Niki Tuuli in die Luft. Die Trümmer flogen 50 Meter weit durch die Gegend, das Rennmotorrad von Tuuli aus dem Ajo-Team musste von der Feuerwehr stundenlang gelöscht und gekühlt werden.
Ob das neuerliche nächtliche bei den MotoE-Ladestationen mit der jämmerlichen Stromversorgung im Jerez-Fahrerlager zu tun hat, lässt sich bisher nicht beurteilen. Während der zweiten MotoGP-Session am Mittwoch kam es jedenfalls im Fahrerlager zu einem totalen Stromausfall.
Am Donnerstagmorgen wurde berichtet, es sei nur das Motorrad von Alessandro Zacchone zu Schaden gekommen, das restliche Material ist heil geblieben.