Randy Krummenacher: «MotoE mit Ducati interessant»
Randy Krummenacher sieht MotoE als Alternative zur Endurance-WM
Nach der Saison 2021 hat sich Randy Krummenacher sportlich neu orientiert und dem SBK-Paddock den Rücken gekehrt. Der Supersport-Weltmeister von 2019 unterschrieb Yamaha-Verträge für die Italienische Superbike-Meisterschaft sowie die Endurance-WM.
Doch im März infizierte sich der Zürcher Oberländer mit dem SARS-CoV-2-Virus und litt anschließend monatelang an Long-Covid. Auf den EWC-Auftakt in Le Mans musste er ebenso verzichten wie auf den CIV-Start in Misano. Beim Comeback in Vallelunga brach er sich am 8. Mai auch noch das linke Wadenbein.
Beim nächsten Comeback im Juni verpasste Krummi in Italien den Sprung aufs Podest mit den Plätzen 4 und 5 knapp, in Misano fuhr er im Juli als Dritter erstmals aufs Podium. Am vergangenen Wochenende gelang im ersten Rennen in Mugello der erste Sieg. Randy zeigte im Regen eine überragende Leistung und gewann mit 22,8 sec Vorsprung.
Im zweiten Lauf führte Multichampion Michele Pirro, dem Italiener ging aber in der vorletzten Runde der Motor seiner Ducati V4R kaputt. So kam Alessandro Delbianco mit der Aprilia RSV4 1100 zum ersten Saisonsieg, Krummenacher wurde Zweiter und liegt ein Event vor Schluss auf dem vierten Gesamtrang.
2023 will Randy erneut für das Team Keope Yamaha Italienische Superbike-Meisterschaft fahren, «dort fahre ich sehr gerne, das Level ist gut», erzählte er SPEEDWEEK.com. «Yamaha macht das sehr professionell, ihren Aufwand kann man locker mit dem vergleichen, den es in der Supersport-WM braucht, um schnell zu sein. Ich habe sehr kompetente Leute, die unter der Woche bei Yamaha arbeiten. Dementsprechend macht die Arbeit extrem Spaß, weil sie mich verstehen und mir ein Motorrad geben, das funktioniert. Das gefällt mir. Aber es sind nur sechs Rennwochenenden und ein paar Tests, das langt nicht. Außerdem habe ich Mühe damit, das auf Sponsorenseite zu verkaufen.»
Deswegen wollte Krummenacher dieses Jahr parallel Langstrecken-WM fahren, doch wegen Krankheit, Verletzung und dem Fehlen vieler Teams beim Suzuka Eight Hours war er bei keinem der vier Events dabei.
«Eurosport bringt die Rennen live, ist international unterwegs und hat mehr Zuschauer als die Livestreams der Italienischen Meisterschaft», weiß der Schweizer, der mit Partnerin Serena in Italien am Lago di Trasimeno bei Perugia lebt. «Als Alternative zur Endurance-WM habe ich MotoE ins Auge gefasst.»
Das deutsche Dynavolt Intact Team hat nach einem dritten und zweiten Gesamtrang mit Domi Aegerter dieses Jahr erstmals den MotoE-Weltcup gewonnen, 2023 werden die Energica Ego Corsa-Einheitsmotorräder durch die fortschrittlicheren neuen Ducati-Elektro-Bikes ersetzt.
Da Aegerter auf einen Platz bei Yamaha in der Superbike-WM hofft und dann für den MotoE-Weltcup 2023 nicht mehr zur Verfügung steht, schaut sich Intact-Teamteilhaber Jürgen Lingg nach einem geeigneten Nachfolger um. Er zeigte Interesse an Jesko Raffin, Jonas Folger und Lukas Tulovic.
Seit einigen Wochen hält Lingg auch Kontakt zu Krummenacher, beim Misano-GP Anfang September schaute dieser vorbei und unterhielt sich mit den Teamverantwortlichen über die Möglichkeit eines MotoE-Deals für 2023.
«Ich habe das Motorrad von Ducati gesehen, das ist eine Rennmaschine», hielt der Eidgenosse fest. «Klar, es macht keinen Lärm. Aber der Level in MotoE ist hoch, zum Gewinnen musst du gut sein und Gas geben. Mit der Ducati wird die Meisterschaft schneller, in Misano fahren sie bereits 3 sec schneller als dieses Jahr. Das klingt interessant, bislang rede ich nur mit Intact. Ich kann aber noch nicht einschätzen, wie meine Chancen dort stehen. Sie werden mich in den kommenden Wochen kontaktieren.»
«Langstrecke werde ich sicher irgendwann fahren», ergänzte der 32-Jährige. «Wenn nicht nächstes Jahr, dann eben in ein paar Jahren. Das ist etwas, das ich machen will, wofür ich aber noch etwas Zeit habe.»