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Carlos Ezpeleta: Sprintrennen sind unsere DNA

Von Thomas Kuttruf
Der kommerziell verantwortliche Direktor des MotoGP-Rechteinhabers Dorna Sports im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com über das Heute und Morgen der nicht unumstrittenen MotoE-Weltmeisterschaft.

Nach einem technologischen Probelauf mit Energica – 2019 wurde erstmals ein rein elektrisch betriebenes Rennmotorrad in Form der Energica Eco Corsa im Rahmen der Motorrad-Straßenweltmeisterschaft eingesetzt – entschied man sich nach vier Jahren, das Projekt auf einem höheren Level fortzusetzen. Mit Ducati gelang es, einen der etablierten Vertreter im MotoGP-Fahrerlager als Exklusivausrüster der Serie zu gewinnen. Mit der 2023 erstmals eingesetzten MotoE-Ducati «V21L» gelang es sportlich einen deutlichen Schritt zu machen – und die bis dato vorhandenen Rundenzeiten-Lücke zur kleinsten Moto3-GP-Klasse zumindest zu schließen.

Die mit Michelin-Slicks bereiften Prototypen benötigen dazu aufgrund der rund 225 Kilogramm Masse rund 150 PS. Die Rennen haben dank der begrenzten Akku-Kapazität mit sieben Runden ultimativen Sprint-Charakter. Im Durchschnitt dauert ein Lauf zur MotoE-Weltmeisterschaft 13 Minuten. Bei 16 Saisonrennen im Rahmen von acht GP-Events in Europa kommen die Teilnehmer für eine gesamte Rennsaison damit auf gute 3 Stunden netto Fahrzeit. 
Wir sprachen mit Commercial Director Carlos Ezpeleta, dem Sohn von Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta, über das jüngste, rein elektrisch angetriebene Rennformat der MotoGP.

Carlos, wie beurteilen sie die aktuelle Situation der MotoE-WM – ist die Serie etabliert?
Carlos Ezpeleta: «Die MotoE ist ohne Frage zu einem festen Bestandteil unserer großen Rennsport-Plattform geworden. Unser Ziel ist und bleibt es, eng mit der Industrie zusammenzuarbeiten. Wir wollen proaktiv operieren und nicht hinter der Zeit herfahren. Deswegen gehört zu unseren Aufgaben der Industrie, die entsprechenden Formate zu bieten, um auch in die Zukunft zu planen. Das gilt für alle Klassen. Das jüngste Beispiel sind die neuen Regularien der MotoGP ab 2027. Sie spiegeln auch den Wunsch der Hersteller nach mehr Effizienz und Nachhaltigkeit wider. Stichwort: E-fuels.
Die MotoE ist da nichts anders. Wir versuchen, mit der Industrie die Möglichkeiten der Mobilität im Rennsport auch mit E-Antrieben zu verstehen. Es ist ein langer Prozess – aber Fakt ist – elektrische Antriebe werden ein Teil unserer Zukunft sein.»

Im Bereich der Serienentwicklung beschäftigen sich alle etablierten Hersteller mit E-Mobilität. Gab es andere Kandidaten neben Ducati?
Um ehrlich zu sein, nein. Wir konnten mit Ducati schnell den richtigen Partner definieren. Die Kooperation ist längerfristig ausgelegt, der Vertrag läuft bis Ende 2026 und es gab keinen anderen so interessanten «Bewerber» unter den Herstellern.

Welchen Stellenwert hatte die MotoE bei den Gesprächen mit dem zukünftigen Dorna-Eigentümer Liberty Media?
Wir haben natürlich auch darüber gesprochen, denn die MotoE ist ein fixer, langfristiger Teil unseres Angebots. Es ist eine Bereicherung, sowie auch andere Formate unter unserer Regie, wie etwa der Superbike-WM.

Ist es geplant, die MotoE auch zum fixen Bestandteil des gesamten Kalenders zu machen?
Kurzfristig ist das nicht geplant und es gibt auch gewisse Restriktionen, sowohl organisatorisch als auch logistisch, mehr als die acht Events, die wir heute haben, zu realisieren. Selbst aktuell ist es eine große Herausforderung, das gesamte Programm in einen Wochenendablauf zu packen. Wir schließen es aber nicht kategorisch aus, denn es gibt auch Interesse von mehreren Märkten mit großen E-Mobility-Impulsen, die MotoE zu haben. Es ist ein organischer Prozess und wir müssen das Stück für Stück entwickeln.

Zu Beginn der MotoE gab es Ansätze, die Klasse könnte mittelfristig die Moto2 ersetzten…
Ja, es gab solche Gerüchte. Aber das ist vom Tisch und das war auch nie unsere Intention. Denn wir haben ein klares Format der Fahrerentwicklung. Angefangen vom Rookies Cup, über die Moto3 und Moto2 zur MotoGP. Die MotoE ist etwas anderes, hat eine andere Identität und andere Aufgabe. Es ist ein ganz eigenes Format, mit eigenem Reiz.

Wo liegt dieser besondere Reiz?
Ein großer Teil der Faszination liegt in unseren Augen auch im extremen Sprint-Format. Die Dorna hat sich schon immer voll konzentriert auf Sprintrennen. Uns ging es nie um strategische Rennen. Langstreckenrennen sind etwas ganz anderes und waren nie in unserem Fokus. Die Kernkompetenz von uns als Unternehmen war es immer in kürzester Zeit maximal viel Action auf der Strecke zu bringen. Zwar spielen heute auch Sachen wie Reifenmanagement eine art strategische Rolle in der MotoGP, aber es ändert nichts an unserem Blick auf die Sprintrennen. Das ist unsere DNA. Und ich denke, hier machen auch die MotoE-Rennen einen super Job. Die Rennen sind superspannend, wir haben sehr gute Piloten aus mehreren Bereichen und es gibt eine gute Show, diese Bikes schnell zu bewegen. Neben der Möglichkeit, die Technologie besser zu verstehen, geht es genau darum.

In welche Richtung sollte sich die Klasse weiter entwickeln?
Wie gesagt, sehe ich keinen Nachteil in der Reichweite der Bikes und damit in der Länge der Rennen. Was ich für wichtig halte, ist es, weiter am Gewicht zu arbeiten. Die nächste Generation der MotoE muss darauf zählen, die gleiche Performance über die gleiche Distanz durch geringeres Gewicht zu bringen. Ducati ist hier der kompetentere Gesprächspartner, aber die Ingenieure in Bologna verfolgen ebenfalls diese Philosophie und wir werden im nächsten Jahr ein nochmals deutlich leichteres MotoE-Bike zur Verfügung haben.

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