Kiefer Racing: Trennung von Danny Kent in Texas
Das kommt auch nicht alle Tage vor. Dem Schweizer Moto2-Fahrer Domi Aegerter kam beim Texas-GP zwischen Warm-up und Rennen am Sonntag der Teamkollege abhanden. Es störte ihn aber beruflich nicht weiter, der Suter-MMX2-Pilot aus dem Kiefer Racing-Team schaffte mit Platz 5 sein bestes Ergebnis in diesem Jahr, in den Top-5 eines Moto2-WM-Rennens war Aegerter schon seit dem Austin-GP 2016 nicht. Damals landete er mit der Kalex des CarXpert-Teams auf Rang 4.
Was war geschehen?
Nun, Danny Kent kam 2015 über Sponsor Leopard ins Kiefer Team, er gewann auf Anhieb die Moto3-Weltmeisterschaft auf der Honda NSF 250RW – sechs Punkte vor Oliveira auf KTM.
Dann bestritt Kent die Moto2-WM 2016 im Leopard-Kiefer-Team mit Miguel Oliveira auf einer Kalex. Er schaffte nur WM-Rang 22 mit 35 Punkten, auch Oliveira schnitt nicht viel besser ab – WM-Rang 21 mit 36 Zählern.
Schon damals wurden erste Risse im Verhältnis mit Kiefer ersichtlich. Als dann Sponsor Leopard absprang und Kiefer nicht zuletzt aus Kostengründen von Kalex zu Suter wechselte, weil von dort das Material und der Support deutlich preiswerter geliefert wird, wenn nicht zum Nulltarif, wirkte Kent nicht gerade begeistert.
Den italienischen Crew-Chief Lucio Nicastro, 2016 bei Intact für Sandro Cortese zuständig, hatte er sich selbst ausgesucht.
Tatsächlich ist Kiefer Racing 2017 mit einem Sparbudget unterwegs, denn er bekam nach den miesen Ergebnissen von 2016 nur einen Fixplatz für Kent. Domi Aegerters zweiter Teamplatz ist ein «commercial entry», es gibt also von IRTA und Dorna keine Zuschüsse, keine Prämien und keinen Spesenersatz für Übersee, so fehlen mehr 200.000 Euro im Budget.
Ein Ersatz für Leopard wurde nie gefunden. Eskil Suter stellte seinen Sponsor «Air Grinder» zur Verfügung, mit dem er schon beim Insel-Man-TT-Einsatz auf der MMX500 mit Ian Lougher geworben hatte.
Das Geld ist knapp bei Kiefer, war in Texas zu hören, die Kosten für die drei Übersee-Rennen mit Fracht, Flugtickets, Leihautos und Hotelübernachtungen schluckten einen Haufen Geld.
Dazu kamen die weiterhin schwachen Leistungen von Danny Kent: Nur drei Punkte für Platz 13 in Katar bisher, dann wieder nur Platz 24 im Qualifying in Austin mit 1,5 sec Rückstand, es ist immerhin schon die dritte Moto2-Saison von Kent, und Aegerter qualifizierte sich als Sechster, nur 0,6 sec hinter der Pole-Zeit von Morbidelli.
Diese prekäre Situation führte im Team zu Diskussionen. Dann kam es nach dem Warm-up endgültig zum Eklat.
Er fühle sich körperlich nicht in der Lage, das Rennen zu bestreiten, lautete die offizielle Begründung. Kent war danach für keine Stellungnahme erreichbar. Die Teambesitzer Jochen und Stefan Kiefer wollen sich erst am Donnerstag äußern. Es muss wohl zuerst mit den Chefs und Investoren von Suter Industries geredet werden, die das Team wegen Domi Aegerter am Leben erhalten.
Kent und seine Manager von der Wassermann Group haben bei Kiefer jedenfalls noch am Sonntag den Vertrag für aufgelöst erklärt.
«Danny hat uns nach dem Warm-Up mitgeteilt, dass er nicht am Rennen teilnehmen will, weil er sich körperlich nicht dazu in der Lage fühlt. Das ist aus der Sicht des Teams natürlich nur schwer nachvollziehbar», erklärte Teammanager Stefan Kiefer.
Gut möglich, dass sich Kiefer aus Kostengründen bei den restlichen Rennen in diesem Jahr nur auf einen Fahrer beschränkt. Von den Piloten, die in die Punkte fahren können, ist nur Julián Simón ohne fixen Vertrag. Er war 2010 auf Suter Vizeweltmeister, ersetzte in diesem Jahr schon Iker Lecuona und in Texas Remy Gardner bei Tech3; der Spanier fährt aber nicht zum Nulltarif.