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Harte Worte von Sam Lowes: «2018 Respekt verloren»

Von Nora Lantschner
Sam Lowes präsentiert sich wieder in Bestform

Sam Lowes präsentiert sich wieder in Bestform

Sam Lowes meldete sich bei den Moto2-Tests nach einer enttäuschenden WM-Saison 2018 in Bestform zurück. Bei Gresini Racing will der Brite die Misere mit dem Swiss Innovative Investors Team hinter sich lassen.

«Das letzte Jahr war hart. Meine Situation hätte auf zwei unterschiedliche Arten weitergehen können. Manche Leute waren Scheiße und haben mich Scheiße behandelt», fand Sam Lowes deutliche Worte zu seiner Saison im Swiss Innovative Investors Team, die alles andere als zufriedenstellend verlief: Mit gerade einmal 49 WM-Zählern landete er in der WM-Wertung 2018 abgeschlagen auf dem 16. Platz.

«Das Team ist mir einen Haufen Geld schuldig geblieben. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Aber ich bin mir bewusst, es gibt im Paddock etliche Leute, die Ähnliches erlebt haben. Also habe ich mal innegehalten, mich zurückgelehnt und nachgedacht und mich auf einigen Gebieten verbessert. Jetzt bin ich wieder schnell und stark, ich bin von guten Menschen umgeben. Ich bin wieder an einem guten Platz. Deshalb bin ich stolz auf mich selbst. Ich bin zurückgekommen! Verstehst du, was ich meine?»

2019 kehrt der Brite zu Gresini Racing zurück – was ihm gut zu tun scheint: Bei den Testfahrten zeigte er stark auf, in Katar fuhr er in 1:58,439 min Bestzeit. Mit dem Team von Fausto Gresini feierte er schon 2016 zwei Moto2-Siege.

Sam Lowes ist die Erleichterung anzusehen. Der ehemalige Supersport-Weltmeister hat wieder Vertrauen in seine Fähigkeiten gefunden, obwohl er bei Aprilia in der MotoGP und beim SII-Team von Fred Corminboeuf zwei Jahre böse unten durch musste.

«Wir sind noch kein Rennen gefahren», begann Lowes zurückhaltend, sein Selbstvertrauen war aber nicht zu übersehen. «Ich bin schnell und stark, ich habe gute Leute und ein gutes Bike. Ich bin in einer guten Position und bin stolz darauf, wie gut mir dieses Comeback bisher geglückt bin. Klar, Tests sind Tests. Und am GP-Weekend werden viele Fahrer schnell sein – wie schon in Jerez. Aber wir haben eine gute Basis, und ich bin auf jeder Strecke auf Anhieb schnell. Wenn wir also auf eine andere Strecke kommen, nach Las Termas oder Austin zu Beispiel, wo wir nicht getestet haben, werde ich richtig stark sein. Wenn wir in Katar ins Rennen gehen, werde alle Gegner dort fünf Trainingstage hinter sich haben. Bei den Test habe ich mir einen kleinen Vorteil erarbeitet. Aber die Rivalen werden aufholen; das sind gute Teams, gute Fahrer. Aber ich habe viel Vertrauen getankt und bin zuversichtlich, nicht nur für Katar.»

Die gute Performance sei eine große Erleichterung, bekräftigte der Kalex-Pilot: «Es hat am Tag angefangen, als ich zurück zum Team kam, noch bevor ich überhaupt auf die Strecke gegangen bin. Tests sind natürlich Tests, aber ich bin nicht nur über eine einzelne Runde schnell, ich habe auch eine gute Pace für die Renndistanz. Das einzige was mir fehlt: Ich kann unseren Top-Speed nicht einschätzen, weil ich bei den Tests immer allein gefahren bin.»

Lowes: «Respekt ist ein bedeutsames Wort – im Leben und im Rennsport. Aber letztes Jahr habe ich den Respekt verloren, was mein damaliges Team betrifft. Denn ich wurde auf eine Art und Weise behandelt… Die Kalex-Leute haben mich immer respektiert, was meine Meinung, Gefühle und mein Feedback betrifft. Auch bei Öhlins war es immer so. Aber nach dem KTM-Jahr habe ich eigentlich einen etwas frostigen Empfang erwartet, als ich zu Kalex und Öhlins zurückgekehrt bin. Naja, frostig ist vielleicht übertrieben... Ich dachte, sie wollen zuerst einmal abwarten und sehen, wie ich mit der Kalex zurückkomme. Ich bin dann im November auf das Bike gesprungen. Und Thomas Alatalo, ein großartiger schwedischer Techniker von Öhlins, sagte einfach: ‚Sam, wir gehen in diese Richtung, das haben wir bei dir schon 2017 so gemacht, du hast uns in diese Richtung geführt. Beginn mal mit diesem Set-up!‘ Und ich habe gedacht;: ‚Du bist eine Legende, mein Freund.‘»

«Das war ein Riesenunterschied zur Saison 2018 beim Swiss Innovators Team. Die haben mich drei Grand Prix mit einem verbogenen Motorrad fahren lassen. Bei Kalex haben wir ein perfektes Feedback, alles läuft in die gewünschte Richtung. Klar, es gibt auch andere schnelle Kalex-Piloten. Aber es ist großartig, mit einer Firma wie Kalex zusammenzuarbeiten. Bei KTM hat keiner auf mich gehört, sie haben sich nicht gekümmert. Vielleicht lag es am Team. Ich weiß es nicht. Wir haben bisher in diesem Jahr kein Rennen gehabt. Aber die Tests zeigen. ich kann immer noch Motorradfahren. Ich habe nichts verlernt.»

2018 geriet sein Swiss Innovative Investors Team in finanzielle Schwierigkeiten und blieb KTM Geld schuldig, was sich negativ auf die Performance des Bikes auswirkte, weil manche Entwicklungsteile wieder ausgebaut werden musste. So litt auch die Motivation des Fahrers irgendwann. «Das Schönste am Valencia-GP war, dass er das Ende der Saison bedeutete», seufzte der Engländer im November. Er stürzte in der WM auf den 16. Rang ab und kassierte bei den letzten acht Rennen nur drei Punkte!

2019 präsentiert sich Lowes wieder in alter Stärke. Dabei gehe es nicht so sehr darum, jemandem etwas zu beweisen: «Es ist mehr für mich, ich bin jetzt schon stolz auf mich, dass ich zurückgekommen bin. Weil es nicht eine Runde, ein Tag ist. Und ich muss noch etwas sagen, wir hatten in diesem Jahr gute Tests. Jeder ist sehr konstant, auch wenn wir nur sechs offizielle Testtage hatten, man verpasste keine Session. In der Vergangenheit bin ich manchmal mit 15 brauchbaren Testrunden zum ersten Rennen gekommen, weil das Wetter so verhängnisvoll war oder das Material nicht passte.»

Die Wintertests seien eine klare Referenz «In Jerez im Vorjahr war ich einen Tag schnell, aber es waren drei Sessions, die erste war Scheiße, ich habe eine Runde in der letzten Session gedreht», erinnerte sich der 28-Jährige. «Trotzdem war ich 2018 in Jerez bei den Tests Gesamtzweiter. Ich fühlte mich als Sieger.»

Beim Katar-Test am Wochenende war es anders: «Jedes Mal, wenn ich an die Box kam, schaute ich auf den Monitor – weil du machst das – und ich war vorne dabei. Wenn nicht, dann weil ich auf alten Reifen unterwegs war. Die meiste Zeit war ich dabei. Das ist wirklich gut. Ich habe Spaß und ich bin erwachsen geworden. Sie sagen, sie können nicht glauben, wie viel ruhiger ich bin. Natürlich bin ich das, ich bin jetzt ein alter Mann, vor drei Jahren bei Gresini war ich noch ein Baby. Das Leben ist gut. Mein Leben hat sich in den letzten zwei Jahren stark verändert. Ich bin einfach bereit, und ich bin in einer guten Position. Ich bin 28, nicht 50, ich brauche ein oder zwei gute Jahre, um wieder in die MotoGP-WM zu kommen.»

Was passiert beim Saisonauftakt am kommenden Sonntag?
«Ich werde kämpfen, um zu gewinnen», stellte der Brite klar. «Okay, man muss realistisch sein und mit den Füßen auf dem Boden bleiben... Aber wenn man im Rennsport eine Chance auf den Sieg hat, muss man es verdammt noch mal versuchen. Weil es auch Rennen geben wird, wo das nicht geht. Wenn auch vier oder fünf Leute eine halbe Sekunde oder wenigstens 0,3 sec auf der Runde finden, ich will im Kampf um den Sieg dabei sein. Aber zuerst müssen sie einmal meine Testzeiten schaffen. Und ich kann mich ja vielleicht auch noch steigern. Ich bin also ein Sieganwärter in Katar.»

Nur im Hinblick auf das Qualifying hält er sich mit Prognosen zurück: «Im Qualifying weiß ich es nicht genau, mit dem neuen Format mit Q1 und Q2. Ich bin auch nicht der Beste, wenn es darum geht, Leuten zu folgen und einen Windschatten zu finden.»

Zur Erinnerung: 2019 entscheidet sich die Startaufstellung auch in den kleineren Klassen im Q1 und im Q2. Die Moto3- und Moto2-Fahrer werden weiter drei freie Trainings haben, die besten 14 Fahrer aus der Gesamtwertung von FP1, FP2 und FP3 steigen dann direkt ins Q2 auf. Die restlichen Fahrer treten im Qualifying 1 an, aus dem die vier schnellsten Piloten noch ins Q2 aufsteigen. Dort fahren also 18 Piloten.

Lowes lässt sich aber trotzdem nicht aus der Ruhe bringen, immerhin sei er am Sonntag in mehr als zehn Runden 1:58er-Zeiten gefahren. «Es gibt keinen Grund, warum ich nicht gewinnen sollte», gab er sich selbstbewusst

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