Überraschung: RW Racing steigt von NTS auf Kalex um
Barry Baltus in Portimão auf der NTS
NTS RW Racing hat vor der Moto2-Saison 2018 einen Drei-Jahres-Vertrag mit der japanischen Engineering-Firma NTS abgeschlossen und setzt 2021 in der vierten Saison exklusiv als einziger Rennstall NTS-Motorräder in der Moto2-WM ein. In der Vergangenheit kamen Fahrer wie Joe Roberts, Jesko Raffin, Steven Odendaal und Bo Bendsneyder zum Einsatz. 2021 treten die Niederländer mit dem 17-jährigen Rookie Barry Baltus und dem routinierten Malaysier Hafizh Syahrin an. Auch Domi Aegerter kam schon als Ersatzfahrer zum Einsatz – er glänzte 2020 in Spielberg mit einem zwölften Platz.
NTS war schon 2014 und 2015 in der Moto2-WM zu sehen. Das Japan Italy Racing Team (JiR) von Luca Montiron rückte damals mit Fahrern wie Koyama und Nagashima aus. Trotzdem sprach NTS 2018 von einem Neuanfang, nachdem man sich 2017 mit Steven Odendaal auf die Moto2-EM konzentriert hatte. Damals war noch der Japaner Osumu Goto (einst mit Honda in der Formel 1, dann bei Sauber Petronas Engineering) mit seiner Schweizer Firma GEO Technology für die Einsätze verantwortlich.
In der Konstrukteurs-WM 2018 kassierte NTS nur acht WM-Punkte, das ergab Rang 6. Bei den ersten drei Grands Prix 2019 war bei jedem Rennen mindestens eine NTS in den Top-15 zu finden. Am Jahresende 2019 stand NTS in der Marken-WM mit elf Punkten auf der fünften Position (damals war KTM noch dabei). 2020 rückten die Japaner auf Rang 4 vor – mit immerhin 22 Punkten. Auch in der aktuellen Saison 2021 liegt NTS in der Marken-WM auf dem vierten und letzten Platz 4 (hinter Kalex, Boscoscuro und MV Agusta) – mit zehn Punkten. Seit der Sommerpause wurde kein Punkt errungen. Syahrin gelang in Mugello 2021 ein beachtlicher neunter Rang. In der Fahrer-WM ist Syahrin mit acht Punkten an 28. Stelle zu finden, Baltus mit zwei Punkten an 31. Position.
«NTS ist bereit, uns auch nächstes Jahr zu unterstützen», erklärte Jarno Janssen noch Ende September. Jetzt legte der japanische Hersteller das Moto2-Projekt aber aus wirtschaftlichen Gründen aufs Eis – ob für immer, wird die Zukunft zeigen.
«Die Weiterentwicklung jedenfalls wurde eingestellt und wir müssen Ende Saison alles Material an NTS zurück geben», schilderte Jarno Janssen nun in Valencia gegenüber SPEEDWEEK.com.
Durch die Pandemie war die wirtschaftliche Situation in Japan für NTS immer schwieriger geworden, die Techniker konnten 2020 das ganze Jahr nie nach Europa fliegen, die beiden für NTS publicity-trächtigen Japan-GP in Motegi fielen aus.
Stattdessen kaufte das RW-Team der Petronas Sprinta-Truppe, die sich aus den zwei kleinen Klassen zurückzieht, das komplette Moto2-Material von Kalex ab, das 2021 von Jake Dixon und Xavi Vierge gefahren wurde.
Schon vor dem nicht gerade erfolgreichen NTS-Abenteuer vertraute das RW-Team auf Kalex – damals wurden von Sito Pons gebrauchte Bikes übernommen, weil dessen Sohn Alex im RW-Fahreraufgebot stand.
Barry Baltus (17) und Zonta van den Goorbergh (er wird im Dezember 16) werden das jüngster Fahrerduo in der Moto2-Klasse bilden. Die Junioren können sich jetzt die Entwicklungsarbeit sparen.
Denn Kalex hat seit 2013 (Pole Espargaró) alle Fahrer- und Marken-WM-Titel gewonnen.
Der Schweizer Hersteller Suter Industries hat 2017 noch die Teams von Kiefer und Intact ausgerüstet, 2018 Forward, dann erfolgte der Rückzug. KTM hat sich nach der Saison 2019 als Chassis-Hersteller zurückgezogen.
Jetzt bleiben nur noch Boscoscuro (vormals Speed Up) und MV Agusta (mit nur je zwei Fahrern) neben Kalex als Moto2-Konstrukteure übrig.
Denn auch das neue GASGAS-Moto2-Team von Aspar Martinez steigt um – von Boscoscuro auf Kalex. Die Firma von Alex Baumgärtel und Klaus Hirsekorn wird 2022 nicht weniger als 26 Motorräder im Feld haben – Rekord.