Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Champion Remy Gardner: «Raúl war wirklich schnell»

Von Günther Wiesinger
Der 23-jährige Remy Gardner fuhr gestern in Valencia mit Platz 10 zum Titelgewinn. «Es war eine intensive Saison», seufzte der Australier.

Remy Gardner genügte gestern bei seinem 114. GP-Start beim Moto2-WM-Finale in Valencia der zehnte Platz, um 34 Jahre nach seinem Vater Wayne Motorrad-Weltmeister zu werden. Das Red Bull KTM-Ajo-Team feierte dank des grandiosen Raúl Fernández sogar einen WM-Doppelsieg. Das hat in der Moto2-WM bisher nur der Marc VDS-Rennstall geschafft – 2014 mit Tito Rabat und Kallio. Übrigens: Fernández übertraf als Rookie sogar Marc Márquez, der als Moto2-Neuling 2011 sieben WM-Rennen gewann, Raúl triumphierte achtmal in diesem Jahr!

Gardner hat eine unglaublich starke und konstante Saison absolviert, mit nicht weniger als fünf Siegen, sechs zweiten Plätzen und einem dritten Rang, also zwölf Podiumsergebnissen in 18 Rennen – und nur einem Nuller, der kam Anfang Oktober in Texas zustande, wodurch ihm Fernández bis auf 8 Punkte auf den Leib rückte, als nur noch drei Rennen zu fahren waren.

Doch dann patzte der Spanier mit einem Crash in Misano-2, Remy kreuzte beim Finale mit einem Vorsprung von 23 Punkten auf. Ein 13. Platz hätte ihm also zum Titelgewinn gereicht.

«Das war eine spannende Saison, ich kam nie zum Atemholen. Raúl hat im ganzen Jahr eine erstaunliche Performance gezeigt. Er kam als Rookie und hat mich stark unter Druck gesetzt. Er hat mich gezwungen, wirklich hart für den Titel zu schuften, das ist sicher. Es war eine unfassbare Saison, so viele Podestplätze, so viele großartige Rennen, vier Siege. Unglaublich.»

Remy hatte die Bilanz nicht vollständig im Kopf, denn er hat bekanntlich sogar fünf Saisonsiege erbeutet. «Ja, wirklich? Fünf in diesem Jahr?», wunderte sich der 23-jährige Australier, der offenbar kein großer Statistiker ist. «Ich komme mit dem Zählen nicht mehr nach… Ich bin so oft im Parc Fermé gestanden», lachte er.

Der Red Bull-KTM-Ajo-Pilot präsentierte sich bei den ersten Interviews recht entspannt und nüchtern, er wirkte alles andere als überwältigt.

«Manchmal bin ich auf Platz 2 gelandet, aber an solchen Tagen darf man sich nicht unter kriegen lassen. Man muss jeden Augenblick genießen», seufzte der seit vielen Jahren in Spanien lebende Australier. «Es war ein intensives Jahr, besonders das letzte Saisonviertel war anstrengend und belastend. Raúl war wirklich schnell, ich machte ein paar Fehler, er aber auch, am Ende war die Beständigkeit der Schlüssel zum Erfolg. Manchmal ging es nur darum, das Rennen zu beenden und so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Am Ende hat uns diese Strategie über die Ziellinie gebracht.»

Was sagte der neue Weltmeister zum Rennen vom Sonntag, das nach dem Re-Start nur über 16 Runden ging? Gardner stritt mit Gegnern wie Lüthi und Nagashima. «Beim ersten Start ist mit eine gute erste Runde gelungen, dann passierte der Zwischenfall mit Vierge, Bezzecchi und Baldassarri. Ich kam innen durch und lag dicht an den Spitzenleuten dran. Ich dachte, das wird eine gute Gelegenheit, gleich von Beginn weg eine gute Pace vorzulegen, die Gruppe zu sprengen und vorne mitzumischen. Dann kam die rote Flagge, es ging von vorne los. Nach dem Re-Start ist mir die erste Runde nicht besonders gut gelungen. Ich hielt mich in der Nähe von Platz 10 auf, aber es war etwas aufregend, denn vorne wurde wild gekämpft, Raúl marschierte Richtung Spitze. Ich wollte mich auf kein Gemetzel einlassen, ich blieb etwas zurück. Aber dann kam ich unter Feuer von den Fahrern hinter mir. Also habe ich mich etwas mehr ins Zeug gelegt und die Gruppe etwas auseinander gezogen.»

Remy wunderte sich über die aggressive Fahrweise des Japaners Tetsuta Nagashima aus dem Italtrans-Team. «Tetsu war in der Vergangenheit mein Teamkollege, ich kenne ihn und seine Fahrweise gut. Aber er war im Rennen verrückt unterwegs, also habe ich geschaut, dass der Abstand zu ihm groß genug blieb. So konnte ich das Rennen in einer respektablen Position beenden.»

Moto2-Ergebnis, Valencia (14. November):

1. Raul Fernandez, Kalex, 16 Runden in 25:38,612 min
2. Fabio Di Giannantonio, Kalex, 0,517 sec
3. Augusto Fernandez, Kalex, + 0,786
4. Celestino Vietti, Kalex, + 2,393
5. Aron Canet, Boscoscuro, 4,978
6. Xavi Vierge, Kalex, 5,091
7. Sam Lowes, Kalex, + 5,415
8. Jorge Navarro, Boscoscuro, + 5,808
9. Marcel Schrötter, Kalex, + 7,941
10. Remy Gardner, Kalex, + 9,112
11. Tetsuta Nagashima, Kalex, + 9,420
12. Thomas Lüthi, Kalex, + 10,355
13. Stefano Manzi, Kalex, + 11,898
14. Marcos Ramirez, Kalex, + 12,088
15. Hafizh Syahrin, NTS, + 12,361

Moto2-Endstand Fahrer-WM (nach 18 Rennen):

1. Gardner 311 Punkte. 2. R. Fernandez 307. 3. Bezzecchi 214. 4. Lowes 190. 5. A. Fernandez 174. 6. Canet 164. 7. Di Giannantonio 161. 8. Ogura 120. 9. Navarro 106. 10. Schrötter 98. 11. Vierge 93. 12. Vietti 89. 13. Roberts 59. 14. Arbolino 41. 15. Beaubier 50. 16. Bendsneyder 46. 17. Ramirez 39. 18. Chantra 37. 19. Manzi 36. 20. Dixon 30. 21. Arenas 28. 22. Lüthi 27. 23. Garzo 16. 24. Corsi 16. 25. Alduguer 13. 26. Bulega 12. 27. Dalla Porta 10. 28. Syahrin 9. 29. Nagashima 5. 30. Lopez 4. 31. Baldassarri 3. 32. Baltus 2.

Marken-WM Endstand:

1. Kalex 450 Punkte. 2. Boscoscuro 199. 3. MV Agusta 19. 4. NTS 11.

Team-WM Endstand

1. Red Bull KTM Ajo 618 Punkte. 2. Elf Marc VDS Racing Team 364. 3. Sky Racing Team VR46 303. 4. Inde Aspar Team 192. 5. Federal Oil Gresini 173. 6. Idemitsu Honda Team Asia 157. 7. Liqui Moly Intact GP 149. 8. Petronas Sprinta Racing 123. 9. Speed Up 119. 10. American Racing 89. 11. Italtrans Racing Team 74. 12. Pertamina Mandalika SAG Team 73. 13. Flexbox HP40, 56. 14. MV Agusta Forward Racing 19. 15. NTS RW Racing GP 11.


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