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Tom Lüthi: Wie es 2021 zum Rücktritt kam

Von Waldemar Da Rin
Tom Lüthi beendete seine aktive Karriere mit dem Saisonfinale 2021 in Valencia. Das Jahr auf der SAG-Kalex war nicht zufriedenstellend verlaufen, bestätigt Teambesitzer Eduardo «Edu» Perales.

Der spanische Pertamina Mandalika-SAG-Teambesitzer Eduardo «Edu» Perales trat in der Moto2-WM 2021 mit Tom Lüthi und Bo Bendsneyder an, die auf den WM-Rängen 16 und 22 landeten. Da der Schweizer am Saisonende zurücktrat, wurde Rookie Gabriel Rodrigo als Nachfolger verpflichtet. «Der Argentinier liebt die grösseren Motorräder und hat schon viel mit einer Yamaha-R6 getestet», sagt Perales. «Und er war damit ordentlich schnell. Aber klar, die Moto2-WM ist eine völlig andere Kategorie, das gebe ich zu.»

Und der erfahrene Teamchef weiß: Starke Moto3-WM-Piloten wie Tony Arbolino oder die Weltmeister Lorenzo Dalla Porta und Albert Arenas haben mit dem Klassenwechsel einige Mühe bekundet. Anderseits: Raúl Fernández hat als Rookie gleich acht WM-Rennen gewonnen…

Perales im Interview mit SPEEDWEEK.com: «Das stimmt, Fernández ist da wohl eine Ausnahme. Er war in der Moto2 auf Anhieb mit dem Motorrad schnell war und hat um den Titel gekämpft. Nun, es ist ja auch kein Geheimnis, dass viele Rennfahrer die Ursache beim Motorrad suchen und nicht bei sich selbst.» (Er lacht).

«Auch Remy Gardner war kein Siegfahrer, als er zu uns kam. Er war schnell, ist aber viel gestürzt. Bis er dann begriffen hat, dass es wichtiger ist, besser mal als Vierter oder Dritter ins Ziel zu kommen, statt als Erster zu stürzen», ergänzte Perales.

Mit dem Niederländer Bo Bendsneyder hat das SAG-Team einen Zweijahresvertrag abgeschlossen – bis Ende 2022. «Mit Bo machen wir ein weiteres Jahr, denn er hat sicher noch Potenzial», ist Perales überzeugt. «In Katar und Barcelona startete er als Dritter aus der ersten Reihe. In Doha wurde er als Neunter schlecht belohnt, aber in Barcelona bekam er als Sechster immerhin zehn Punkte. Bo ist zwar etwas gross gewachsen, aber er gibt Gas und ist noch jung. Darum bleibt das Ziel, dass wir ihn gemeinsam weiter nach vorne bringen wollen.»

Die Trennung von Tom Lüthi wurde bereits im August in Spielberg vereinbart – auf Wunsch des zweifachen Moto2-Vizeweltmeisters.
Perales: «Das war aber in erster Linie Toms Entscheidung. Wir, das Team und sein Management, hatten ein Meeting und wir einigten uns, dass es wohl besser ist, wenn Tom am Ende der Saison aufhört. Er war nicht zufrieden, wir auch nicht, unsere Sponsoren nicht, sein Management mit Dani Epp ebenfalls nicht. Wir haben wirklich alles versucht, Tom zu helfen. In Portimão-1 zum Beispiel haben wir das 2019er Modell, mit dem Remy dort im November 2020 gewonnen hat, auf Pole-Position stand und die schnellste Runde gefahren ist, eingesetzt. Am Motorrad kann es also nicht gelegen haben. Schade, schade, denn ich mag Tom sehr. Er ist ein feiner Kerl und sehr professionell, aber letztendlich müssen Resultate her, nur das zählt am Schluss. Wir und er selber haben einfach mehr erwartet. Ich wünsche Tom in seinem neuen Aufgabenbereich jedenfalls alle Gute.»

Es war aber schon sonderbar, dass das Team 18 Rennen gebraucht hat, um Tom 2021 ein fahrbares Motorrad hin zu stellen. So richtig glauben konnte das niemand. Ein Techniker von der benachbarten Box freute sich genauso über den sechsten Platz von Tom im Q2 von Valencia und meinte nur: «Jetzt ist er eben den Druck los und fährt wieder befreit.»

Thomas Lüthi hatte das Motorradfahren sicher nicht verlernt, wie er selber sagte, aber acht Zehntelsekunden Rückstand auf die Bestzeit bedeuten heute eben Platz 24 in der Moto2.

Lüthi hat in der Moto2 zwischen 2010 und 2019 immerhin zwölf Mal gewonnen. Der erste Moto2-GP-Sieg in Sepang gelang ihm gegen Stefan Bradl auf Suter, der letzter in Austin auf Kalex 2019. Dazu kommen 18 zweite und 23 dritte Plätze. Er hat also insgesamt 53 Moto2-Podestplätze erobert, dazu zwei 2008 in der 250-ccm-Klasse. Das darf sich sehen lassen. Hinzu kommen noch fünf GP-Siege in der 125-ccm-Klasse und ein zweiter und dritter Platz in der 250er Klasse.

Den Wechsel in die MotoGP-WM 2018 mit Marc VDS Honda als Teamkollege von Franco Morbidelli bereut der Schweizer auf keinen Fall. Das sei eine unglaubliche Erfahrung gewesen, meint er. In Barcelona hätte er damals nur sitzen bleiben müssen und wäre als Letzter und 14. mit zwei WM-Punkten belohnt worden. Aber Lüthi schmiss die Honda weg – wie so oft im ersten Saisondrittel.
«Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ich einmal gepunktet hätte», fragt Tom Lüthi.

Ja, dann wäre er auch in der MotoGP-Klasse in der Ergebnisliste und in der Statistik verewigt. Aber er ist trotzdem der einzige Schweizer, der in der Königsklasse gegen Valentino Rossi und Marc Márquez antreten durfte.

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