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Erfolgsgeschichte Kalex: Bereits 155 Moto2-GP-Erfolge

Von Günther Wiesinger
Kalex dominiert in der Moto2-Klasse seit Jahren nach Belieben. Auch 2022 konnte der Hersteller aus Deutschland bisher alle Rennen gewinnen. In Silverstone wurde der zehnte Konstrukteurs-Titel in Serie zelebriert.

Motorradhersteller Kalex engineering aus Bobingen blieb in der Moto2-WM 2016, 2020 und 2021 ungeschlagen – und 2022 sieht es bisher nicht anders aus. Dazu kommen bisher zehn Titelgewinne in der Fahrer-Weltmeisterschaft und nun auch zehn WM-Titel in der Konstrukteurs-Meisterschaft hintereinander.

Obwohl in Silverstone durch Alonso Lopez (Boscoscuro) erstmals in diesem Jahr der Kalex-Sieg in Gefahr war, gewann am Ende doch Augusto Fernández. Er machte den Konstrukteurs-Titel bereits nach 12 von 20 Rennen für den deutschen Hersteller klar.

Kalex erlebte 2016 die erste Moto2-Saison ohne GP-Niederlage, bekam 2017 mit dem KTM-Werk aber einen mächtigen neuen Gegner. Beim GP von Deutschland 2017 geriet Kalex engineering erstmals knapp an den Rand einer Niederlage: Red Bull KTM-Pilot Miguel Oliveira wurde von Franco Morbidelli nur um 0,066 sec besiegt. Seit dem Texas-GP im April 2015 war Kalex damals in der Moto2-WM ungeschlagen.

Die Siegesserie schien dann in Misano 2017 nach 46 Kalex-Siegen in Serie gerissen zu sein. Denn Domi Aegerter gewann an der Adria im Regen auf der Suter MMX2 vor Tom Lüthi (Kalex). Aber Aegerter wurde später wegen eines unerlaubten Ölzusatzes disqualifiziert, Lüthi auf Kalex zum Misano-Sieger erklärt.

Kalex gewann dann auch in Aragón und Motegi, ehe Miguel Oliveira in Phillip Island 2017 den ersten von drei Grand Prix hintereinander für KTM gewann und so die seit April 2015 andauernde Siegesserie von Kalex unterbrach.

2018 dominierte Kalex, wieder wurde die Mehrheit der Rennen gewonnen. Kalex siegte bei elf von 18 WM-Rennen, KTM gewann mit Oliveira und Binder je dreimal, Speed-up mit Fabio Quartararo einmal. Die WM spitzte sich auf ein Duell Bagnaia/Kalex gegen Oliveira/KTM zu. Der Italiener wurde Weltmeister – mit 9 Punkten Vorsprung auf den Portugiesen.

2019 triumphierte Kalex mit Weltmeister Alex Márquez (5 Siege), Baldassarri (3), Fernandez (3), Marini (2) und Lüthi (1) 14 Mal. KTM räumte fünf Siege mit Brad Binder ab – Spielberg, Aragón, Phillip Island, Sepang und Valencia.

Insgesamt hat KTM 14 Moto2-GP-Siege errungen. Trotzdem zogen sich die Oberösterreicher nach der Saison 2020 als Chassis-Hersteller wieder aus der Moto2-Klasse zurück. Seither gewann Kalex alle 45 Rennen bis zum Silverstone-GP vor einer Woche.

Insgesamt 155 Moto2-GP-Siege wurden von den Kalex-Piloten seit 2010 bereits eingefahren. Während mit KTM von 2017 bis 2019 starke Konkurrenz heranwuchs, stellte Suter Industries schon 2017 mit zwei Teams und vier Piloten (Aegerter und Mackenzie bei Kiefer, Schrötter und Cortese bei Intact) keine große Bedrohung mehr dar.

Suter ging 2018 mit Forward unter und zog sich nachher ganz aus der WM zurück. Auch das Tech3-Team zog sein Eigenbau-Motorrad zurück, wechselte 2019 zu KTM und 2020 in die Moto3-Klasse. Der japanische Hersteller NTS zog nach 2021 den Stecker, MV Agusta ist seit 2019 dabei, die Erfolge bleiben jedoch aus.

Viele namhafte deutsche Motorradhersteller (DKW, Maico, Kreidler, MZ, Zündapp, Kramer, Simson, Münch und so weiter) sind längst untergegangen, doch Kalex eilt in der Moto2-WM seit Jahren von Sieg zu Sieg. 22 von 27 WM-Stammpiloten vertrauten in der Saison 2016 auf das deutsche Fabrikat. 2018 sah es nicht viel anders aus: 19 von 30 Fixstarter sassen auf Kalex-Maschinen. 2019 waren 17 von 30 Fixstartern auf Kalex unterwegs, 2021 waren es 22 von 30, in der gegenwärtigen Saison 24 von 28.

Der deutsche Motorradhersteller Kalex engineering aus Bobingen beteiligt sich seit 2010 an der Moto2-Weltmeisterschaft. Das Unternehmen von Alex Baumgärtel (sein Vorname trägt vier Buchstaben zum Firmennamen bei) und Partner Klaus Hirsekorn (er steuert das K von Kalex bei) hat erstmals 2011 mit Stefan Bradl im Viessmann-Kiefer-Team die Fahrer-WM gewonnen, danach 2013 mit Pol Espargaró, 2014 mit Tito Rabat, 2015 und 2016 mit Johann Zarco, 2017 mit Morbidelli, 2018 mit Bagnaia und 2019 mit Alex Márquez. 2020 sicherte sich Enel Bastianini den Titel, 2021 gewann Romy Gardner die Meisterschaft.

Regelmäßige Jubiläumssiege

Am 18. Oktober 2015 feierte Kalex auf Phillip Island ein denkwürdiges Jubiläum: 50. Moto2-GP-Sieg dank Alex Rins. In Assen 2016 gab es bereits den 60. GP-Triumph zu bejubeln – dank Nakagami.

Beim Valencia-Finale im November 2016 jubelte Kalex über den 70. Moto2-Triumph, es war der 34. hintereinander.

In Brünn wurde am 6. August 2017 bereits der 80. GP-Erfolg errungen. Den 90. Kalex-Moto2-Sieg stellte 2018 Pecco Bagnaia in Le Mans sicher. 2019 in Katar feierte Kalex bereits den 100. Moto2-GP-Sieg.

Nach dem Japan-GP 2017 blickte Kalex auf 49 Moto2-WM-Laufsiege hintereinander, das hat noch kein Fabrikat seit 1949 geschafft.

Die Gegner verzweifeln: Kalex gewann die Marken-WM 2021 mit 450 Punkten haushoch überlegen vor Speed-up (199), MV Agusta (19) und NTS (11). Momentan sieht es ähnlich aus: 2021 führt Kalex nach dem GP von Silverstone mit 300 Punkten vor Speed up (77), MV Agusta (5).

Unglaublich: Von den Top-15-Fahrern in der finalen Moto2-WM-Tabelle 2016 saßen nicht weniger als 14 Piloten auf Kalex-Maschinen. Als bester Nicht-Kalex-Fahrer klassierte sich damals Simone Corsi auf Speed up als WM-Zehnter.

Auch 2019 setzte sich die Vorherrschaft fort: Luca Marini sorgte in Motegi für den 110. Sieg. In der Marken-WM hängte Kalex (442 Punkte) die Konkurrenz von KTM (281) und Speed up (259) einmal mehr ab. Beim GP von Frankreich gewann Kalex zum 150. Mal, dabei saßen die Top-15 alle auf Kalex-Motorrädern.

Deutlicher lassen sich die Vorzüge und die drückende Überlegenheit deutscher Ingenieurskunst nicht zur Schau stellen.

Sam Lowes: Der Kalex-Störenfried

Schon die Moto2-WM-Saison 2014 war überaus erfolgreich für Kalex. Erstmals fuhren damals die Top-3-Piloten der WM-Gesamtwertung auf dem deutschen Fabrikat. Es wurden 14 Saisonsiege errungen in 18 Rennen, einer mehr als 2013, als 17 Wettbewerbe stattfanden. Nur vier Moto2-GP-Siege 2014 gingen an die Kalex-Rivalen Suter (Lüthi 2x, Aegerter 1x) sowie Speed up (West 1x).

Die Dominanz in der Saison 2015 fiel noch deutlicher aus: Kalex gewann 17 von 18 Rennen, nur der Triumph von Sam Lowes auf Speed up in Texas fiel buchstäblich aus dem Rahmen und vereitelte die totale Vorherrschaft.

Aber: Von 54 möglichen Podestplätzen 2015 hat Kalex 49 errungen! Nur Sam Lowes (ein Sieg, einmal Zweiter, dreimal Dritter) betätigte sich fünfmal als Kalex-Störenfried.

Die Bilanz in der Saison 2016 sah ähnlich aus: Von den 54 Podestplätzen hat Kalex nicht weniger als 51 sichergestellt! Corsi besorgte zwei für Speed-up, Julián Simón einen. 2017 pfuschte nur Oliveira (KTM) ins Kalex-Handwerk – von 27 möglichen Podestplätze eroberte Kalex bisher 23, KTM mit Oliveira vier.

Auch in der Moto3-WM hat Kalex Erfolge vorzuweisen: Der 2016 in Montmeló tödlich verunglückte Luis Salom gewann 2012 zwei WM-Rennen auf der Kalex-KTM, Jonas Folger eines.

Aus der Moto3-WM zog sich Kalex Ende 2014 zwangsweise zurück, weil KTM keine Motoren mehr lieferte, sondern alle Fahrer mit den hauseigenen Gitterrohrstahlrahmen ausrüstete und keine anderen Chassis mehr homologierte.

Die MotoGP-Bemühungen von Kalex wurden im Sommer 2014 ebenfalls ad acta gelegt. Die Moto2-Teams von Marc VDS und Sito Pons hatten überlegt, für 2015 Yamaha-M1-Motoren in Kalex-Chassis zu stecken. Immerhin baute Kalex dann bis 2019 die Alu-Schwingen für die MotoGP-KTM RC16. Auch in der Superbike-WM ist Kalex mit Hinterradschwingen vertreten.

Für die drei Moto3-GP-Siege von Kalex im Jahr 2012 sorgten Luis Salom auf Kalex-KTM in Indianapolis und Aragón sowie Jonas Folger auf Kalex-KTM in Brünn.

Bisher 155 Moto2-GP-Siege von Kalex:

2022: 12
2021: 18
2020: 15
2019: 14
2018: 11
2017: 15
2016: 18
2015: 17
2014: 14
2013: 13
2012: 4
2011: 4

Die zehn Moto2-Marken-WM-Titel von Kalex

2022
2021
2020
2019
2018
2017
2016
2015
2014
2013

Alle zehn Fahrer-Weltmeister auf Kalex

2021: Remis Gardner
2020: Enea Bastianini
2019: Alex Márquez
2018: Pecco Bagnaia
2017: Franco Morbidelli
2016: Johann Zarco
2015: Johann Zarco
2014: Tito Rabat
2013: Pol Espargaró
2011: Stefan Bradl

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