Husqvarna: Das Moto2-Team ist bisher ein Reinfall
Ayumu Sasaki aus dem Liqui Moly Husqvarna Factory Team ist zwar nicht gerade ein Ausnahmetalent, denn er hat mit 23 Jahren erst drei Moto3-GP-Siege eingefahren. Aber der Japaner hat immerhin 20 Podestplätze erbeutet, dazu acht Pole-Positions und acht schnellste Rennrunden.
Da er schon seit einigen Jahren bei Teambesitzer Peter Öttl unter Vertrag steht, meldete das deutsche Team beim GP von Österreich an die Manager der Pierer Mobility AG, Sasaki werde 2023 neben Darryn Binder im Liqui-Moly-Rennstall für Husqvarna in die Moto2-Klasse aufsteigen.
Doch dann wurden die Pierer-Verantwortlichen aus heiterem Himmel von der SPEEDWEEK.com-Nachricht überrascht, Sasaki habe sich mit dem Yamaha Master Camp Moto2-Team geeinigt und werde dort den Platz von Manuel Gonzalez übernehmen.
«Ich finde es sehr schade, dass sich das Team nicht frühzeitig darum gekümmert hat, ihn festzunageln», stellte Pierer-Mobility-Motorsport-Direktor Pit Beirer im Interview mit SPEEDWEEK.com fest.
Jetzt wurde neben dem vielversprechenden Rookie der Notnagel Tatsuki Suzuki als Sasaki-Nachfolger engagiert, der seinen Platz bei Leopard-Honda wegen mäßiger Resultate im Herbst verloren hat.
Damit steigt beim Liqui-Moly-Team der Erfolgsdruck, denn in der Moto2-Klasse stehen nach 17 von 20 Grand Prix höchst unterirdische Ergebnisse in der Tabelle. Besonders wenn man bedenkt, dass Darryn Binder vor einem Jahr noch hoffte, in der Moto2 gleich um den Titel fighten und dann in die MotoGP-WM zurückkehren zu können.
Und Moto2-Europameister Lukas Tulovic stellte sich im November 2022 bei diversen Interviews auf eine Stufe mit Moto2-EM-Assen Fermin Aldeguer und Alonso Lopez und deshalb gleich für die erste Saison bei Husqvarna Podestplätze und Siege in Aussicht.
«Wenn die Saison gut beginnt, ist alles möglich», prophezeite ein siegesgewisser Tulovic vor einem Jahr und stellte mit dieser Aussage ganz offenbar die Möglichkeit eines Moto2-WM-Titelgewinns als reelle Möglichkeit dar.
Intact-WM-Fazit: 19. Binder, 24. Tulovic
Bisher sind den kühnen Prognosen von Binder und Tulovic leider keine Taten gefolgt, wie ein Blick auf der Tabelle beweist. Darryn Binder liegt in der Fahrer-WM an 19. Position mit 32 Punkten und 168,5 Punkten Rückstand auf Acosta. Tulovic hat in seiner zweiten kompletten Moto2-WM-Saison bisher nur zwölf Punkte eingeheimst und hält sich dank dieser nicht gerade umwerfenden Performance auf dem enttäuschenden 24. WM-Rang. Zu Spitzenreiter Acosta fehlen 288,5 Punkte.
Aber die Saison ist ja noch nicht vorbei. Der Schwabe werde jetzt alles daransetzen, den Kopf für das 18. Saisonrennen der Moto2 vom 10. bis 12. November in Malaysia freizubekommen, wurde in der Liqui-Moly-Pressemitteilung vom Wochenende in Buriram gemeldet.
Lulas Tulovic sucht bisher vergeblich nach Erklärungen, «warum wir im Moment so straucheln. Leider ist das sehr komplex. Daher werde ich mich in der kurzen Pause bis Malaysia gut vorbereiten; dann werden wir in Malaysia mit einer anderen Strategie an den Start gehen», verkündete er.
Wie die neue Strategie aussieht, bleibt vorläufig im Verborgenen.
Teammanager Jürgen Lingg hat aber bereits eine Schwachstelle ergründet. «Wenn wir ein paar Reihen weiter vorne gestartet wären, hätten wir vielleicht sogar an den Top-10 kratzen können», lautete sein Fazit nach dem Thai-GP, bei dem Binder auf Platz 15 landete und Tulovic beim Kampf um Platz 19 gegen den notorischen Nachzügler Escrig stürzte, worauf er auf den 23. und letzten Platz zurückfiel.
Übrigens: Die erwähnten ehemaligen EM-Asse Aldeguer und Lopez sicherten sich beim Buriram-GP die Plätze 1 und 8. In der WM halten sich die talentierten Boscoscuro-Piloten auf den Rängen 6 und 7.
Jürgen Lingg hat am vorletzten Sonntag das Rezept für eine bessere Zukunft ausfindig gemacht. «Wir müssen am Freitag stärker starten, damit wir auch am Sonntag stärker sind. Das ist der Punkt, an dem wir mehr arbeiten müssen.»
Wie lange dauert die Geduld von Pierer Mobility?
Man muss kein Prophet sein, um sich auszumalen: Die Performance des deutschen Teams wird sich 2024 ganz gewaltig steigern müssen, wenn es die Pierer-Gruppe zur Verlängerung des Ende 2024 auslaufenden Zwei-Jahres-Vertrags bewegen will.
Denn die Intact-Mannschaft muss sich mit den Moto2-Teams von Aki Ajo (er gewinnt 2023 voraussichtlich den dritten Moto2-WM-Titel in Serie und gewann 2015 und 2016 zwei mit Zarco) sowie Jorge «Aspar» Martinez (2020 Moto3-WM mit Arenas und 2022 mit Guevara gewonnen, dazu seit 2018 die Junioren-WM mit Raúl Fernández, Guevara und Holgado) vergleichen.
Die Bilanz des Liqui Moly-Moto2-GP-Teams, das zu den drei finanzstärksten im Paddock gehört, nach elf Jahren: zwei GP-Siege, null WM-Titel.
Beim deutschen Moto2-GP-Team existiert also noch Luft nach oben. «Ja», antwortete Pit Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com nach einem tiefen Seufzer.
Dann ergänzte er: «Das Husqvarna-Moto2-Projekt ist noch sehr jung. Wir versuchen jetzt, Schritt für Schritt dort bessere Fahrer in die Moto2 reinzukriegen. Aber die Fahrerauswahl ist natürlich kein Wunschkonzert. Andere Teams suchen auch gute Fahrer…»
«Immerhin kämpft das Husqvarna-Team mit Sasaki noch um den Moto3-Weltmeistertitel. Wir haben nicht lauter, aber sehr viele gute Partner im Fahrerlager», lautet Pit Beirers ausweichende Antwort. «Es sitzen bei jedem Grand Prix 28 Fahrer auf Rennmotorrädern der Pierer Mobility AG, von KTM, Husqvarna und GASGAS. Es ist nicht für 28 Fahrer Platz auf dem Podest, das muss man fairerweise erwähnen. Also kann nicht jedes unserer Teams einen Podiums-Kandidaten haben. Ein Teil ist Jugendarbeit, ein Teil ist Grundausbildung, bei anderen Teams geht’s ums Gewinnen. Wir sind meiner Meinung nach in diesem Paddock extrem breit und gut aufgestellt.»
Das Moto2-Fahreraufgebot von Husqvarna für 2024 sieht jedoch wieder nicht sehr verheissungsvoll aus. Für die Moto2 sind Darryn Binder und der neue Europameister Senna Agius unter Vertrag.
In der Moto3 darf man mit Topergebnissen des talentierten Colin Veijer (18) rechnen, während vom 25-jährigen Sasaki-Ersatz Tatsuki Suzuki keine Heldentaten erwartet werden dürfen. Er hat zwar drei Moto3-GP-Siege erbeutet, aber seine besten Tage offenbar längst hinter sich.
Denn mit Ausnahme des Regensiegs 2023 in Argentinien kam er in diesem Jahr über zwei achte Plätze nicht hinaus.
Ergebnis Moto2-Rennen, Buriram, 29.10.2023
1. Aldeguer, Boscoscuro, 22 Rdn in 35:20,880 min (170,0 km/h)
2. Acosta, Kalex, + 3,481 sec
3. Chantra, Kalex, + 9,794
4. Arbolino, Kalex, + 12,923
5. Ogura, Kalex, + 14,451
6. Ramirez, Kalex + 14,816
7. Arenas, Kalex, + 15,030
8. Lopez, Boscoscuro, + 18,360
9. Guevara, Kalex, + 19,798
10. Gonzalez, Kalex, + 20,564
11. Canet, Kalex, + 20,962
12. Foggia, Kalex, + 24.198
13. J. Alcoba, Kalex, + 25,593
14. Lowes, Kalex, + 26,526
15. D. Binder, Kalex, + 33,565
16. Bendsneyder, Kalex, + 33,716
17. Salac, Kalex, + 33,734
18. Baltus, Kalex, + 35,157
Ferner:
23. Tulovic Kalex, + 1:27,793 min
Out: v/d Goorbergh, Garcia, Vietti, Dixon, Roberts, Hada.
Moto2-WM-Stand nach 17 von 20 Rennen:
1. Acosta 300,5 Punkte. 2. Arbolino 237,5. 3. Dixon 172. 4. Canet 159. 5. Chantra 143,5. 6. Aldeguer 137. 7. Lopez 127. 8. Gonzalez 122,5. 9. Salac 108. 10. Ogura 106,5. 11. Vietti 106. 12. Garcia 84. 13. Lowes 82. 14. Roberts 72,5. 15. Arenas 72. 16. Baltus 48. 17. J. Alcoba 42,5. 18. Ramirez 33. 19. D. Binder 32. 20. Bendsneyder 30. 21. Foggia 27. 22. Guevara 20. 23. Van den Goorbergh 17. 24. Tulovic 12. 25. Pasini 11. 26. Hada 4,5. 27. Skinner 2. 28. Kelly 1.
Konstrukteurs-WM:
1. Kalex, 402,5 Punkte (Weltmeister). 2. Boscoscuro 211. 3. Forward 1.
Team-WM:
1. Red Bull KTM Ajo 372,5 Punkte. 2. Elf Marc VDS Racing 319,5. 3. Beta Tools Speed-Up 264. 4. Idemitsu Honda Team Asia 250. 5. Pons Wegow Los40, 243. 6. Inde GASGAS Aspar 192. 7. QJMOTOR Gresini Moto2, 150,5. 8. Correos Prepago Yamaha VR46 Master Camp 122,5. 9. Fantic Racing 106. 10. Italtrans Racing 99,5. 11. Fieten Oli Racing GP 65. 12. Liqui Moly Husqvarna Intact GP Team 44. 13. Onlyfans American Racing 35. 14. Pertamina Mandalika SAG Team 34,5. 15. Forward Team 1.
Ergebnis Moto3-Rennen, Buriram (29.10.):
1. Alonso, GASGAS, 19 Rdn in 32:45,307 min (= 158,4 km/h)
2. Furusato, Honda, + 0,266 sec
3. Veijer, Husqvarna, + 0,359
4. Masia, Honda, + 0,382
5. Deniz Öncü, KTM, + 0,557
6. Holgado, KTM, + 1,133
7. Bertelle, Honda, + 1,288
8. Riccardo Rossi, Honda, + 1,307
9. Yamanaka, GASGAS, + 1,413
10. Toba, Honda, + 1,445
11. Ortolá, KTM, + 1,468
12. Kelso, CFMOTO, + 2,337
13. Moreira, KTM, + 2,409
14. Artigas, CFMOTO, + 6,497
15. Adrian Fernández, Honda, + 6,663
Moto3-WM-Stand nach 17 von 20 Rennen:
1. Masia, 230 Punkte. 2. Sasaki 213. 3. Alonso 205. 4. Holgado 205. 5. Öncü 191. 6. Ortolá 157. 7. Moreira 131. 8. Rueda 111. 9. Veijer 105. 10. Muñoz 102. 11. Nepa 100. 12. Toba 97. 13. Yamanaka 71. 14. Artigas 67. 15. R. Rossi 66. 16. Furusato 56. 17. Suzuki 50. 18. Bertelle 42. 19. Kelso 40. 20. Salvador 31. 21. Fenati 30. 22. Odgen 21. 23. Migno 17. 24. A. Fernandez 12. 25. Farioli 7. 26. Fellon 6. 27. Azman 5. 28. Carraro 5. 29. Aji 4. 27. Whatley 3.
Konstrukteurs-WM:
1. KTM, 349 Punkte. 2. Honda 281 3. Husqvarna 247. 4. GASGAS 223. 5. CFMOTO 91.
Team-WM:
1. LIQUI MOLY Husqvarna Intact GP, 318 Punkte. 2. Red Bull KTM Ajo 302 Punkte. 3. Leopard Racing 292. 4. Gaviota GASGAS Aspar Team 276. 5. Angeluss MTA Team 257. 6. Red Bull KTM Tech3, 212. 7. SIC58 Squadra Corse 163. 8. MTHelmets-MSi 136. 9. CFMOTO Racing PrüstelGP 107. 10. BOE Motorsports 102. 11. Rivacold Snipers Team 77. 12. Honda Team Asia 60. 13. CIP Green Power 54. 14. Vision Track Racing Team 24.