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Moto2: Acht Werke tarnen sich mit Kalex-Rennmaschinen

Von Günther Wiesinger
Die Pierer Mobility machte mit KTM den Anfang und zieht das Konzept jetzt mit drei weiteren Marken durch. Inzwischen beteiligen sich vier weitere Hersteller an der Moto2-WM – alle mit Material von Kalex.

Zu Beginn der neuen Moto2-Weltmeisterschaft 2010, die mit den Einheitsmotoren der CBR600RR, Einheitsreifen von Dunlop, Einheits-ECU von Dell’Orto (inzwischen liefert sie Magneti Marelli) und Einheitsöl (zuerst von Agip/eni, jetzt von Liqui Moly) ausgetragen wurde, nahmen zahlreiche namhafte Motorradhersteller an dieser Rennserie teil, aber auch zahlreiche Bastelfirmen. Darunter befand sich sogar eine Bude, die bis dahin nur simple Motorradständer angefertigt hatte.

Einige traditionsbewusste Teammanager wetterten vor 2010 über die neue Moto2-Kategorie und beschimpften sie als Eintopf und Einheitsbrei. Aber die Teambesitzer waren froh, denn es sanken die Budgets, weil die Dorna pro Fahrer und Saison für die Motoren, die jeweils an die Fahrer und Teams verlost und sie bei ExternPro im MotorLand Aragón kostenlos gewartet und revidiert werden, nur € 20.000.- in Rechnung stellt.

Doch ein Nachteil des neuen Konzepts lag auf der Hand. Es würden jetzt keine großen Motorradwerke mehr um den Titel wetteifern wie vorher Honda, Yamaha, Suzuki, Aprilia, Gilera oder KTM zu Zeiten der 250-ccm-Zweitakter.

Dafür mischten 2010 und teilweise auch in den folgenden Jahren Fabrikate wie Moriwaki, Suter, Pons-Kalex, Speed Up, FTR, Tech3, I.C.P., RSV, ForceGP210, BQR, AJR, Motobi, TSR, MZ RE, IAMT (ein MZ-Partner aus Deutschland), in der neuen Mittelgewichtsklasse mit, in der ab 2019 die neuen 765-ccm-Dreizylinder-Einheitsmotoren von Triumph zum Einsatz kamen.

Nach drei Jahren verschwanden die Bastler, es blieben 2013 nur Kalex, Suter, Speed Up und Tech3 übrig.

Und schon damals liessen sich manche Teams wie der JiR-Rennstall von Luca Montiron die Namensrechte an den Motorrädern abkaufen. Zum Beispiel verwendete JiR drei Jahre lang japanische TSR-Chassis, setzte die Bikes aber unter der Bezeichnung Motobi ein.

2014 tauchte ein Fabrikat namens Forward KLX auf, aber dabei handelte es sich nur um uralte Kalex-Chassis aus den Restbeständen des ehemaligen BQR-Blusens-Teams, die so oft verschrottet worden waren, dass Kalex damit nichts zu tun haben wollte.

Auch unter der Marke Caterham Suter 2014 verbarg sich nichts anderes als Material von Suter Industries in Turbenthal/Schweiz.
2015 und 2016 waren Kalex, Suter, Speed Up und Tech3 in der Moto2-WM unter sich.

2017 meldete sich KTM mit einem eigenen Gitterrohrstahlchassis zu Wort. Miguel Oliveira gewann im Red Bull KTM Ajo-Team die letzten drei Rennen und verlor den Titelkampf dann 2018 nur um neun Punkte gegen Pecco Bagnaia (Kalex). Brad Binder (KTM), schloss die WM als Dritter ab – und wurde 2019 hinter Alex Márquez (Kalex) auf der Red Bull-KTM Vizeweltmeister.

Unterdessen hatte sich Forward von MV Agusta die Nutzung der Namensrechte gesichert, aber das Bike (mit Stahlrahmen) wurde bei Suter in der Schweiz gebaut und jahrelang kaum weiterentwickelt. Entsprechend jämmerlich fielen und fallen die Ergebnisse aus. MV Agusta untersagte für 2023 deshalb die Namensnennung.

In der Marken-WM 2023 mischte Forward trotzdem gewaltig mit. Der Endstand nach 20 Rennen: 1. Kalex, 402,5 Punkte. 2. Boscoscuro 211. 3. Forward 1.

Von 2018 bis 2021 nahm der japanische Hersteller NTS mit dem niederländischen RW Racing Team an der WM teil. NTS zog sich aber nach der Pandemie zurück und entwickelt jetzt in der Moto2-EM wieder ein Bike für die WM, das beim Valencia-GP 2023 mit einer Wildcard und Hector Garzo ein respektables GP-Comeback feierte.

Die Pierer Mobility AG rüstete das Red Bull Ajo-Team nach dem Rückzug als Chassis-Hersteller für 2020 mit Kalex-Maschinen aus und machte sich dieses Konzept später auch beim GASGAS-Moto2-Team von Jorge Martinez und bei Liqui Moly Husqvarna zunutze.

2024 wandert das GASGAS-Moto3-Budget zu Tech3, dafür tritt die Martinez-Mannschaft in beiden Klassen (Moto3, Moto2) im CFMOTO-Design an. Dafür spendiert CFMOTO aus China die stattliche Summe von 1 Million Euro. In der Moto3 fährt Aspar mit KTM-Bikes, in der Moto2 mit Kalex.

In der Zwischenzeit haben auch andere Hersteller das Pierer-Konzept über ihr Moto2-Projekt gestülpt und tarnen ihre Kalex-Bikes mit ihren Markennamen: Die Yamaha VR46 Master Camp-Truppe, Idemitsu Honda Asia, Fantic sowie der chinesische Hersteller QJ Motor (2023 bei Gresini) nützen die Moto2-Plattform, um ihr Fabrikat in der Weltmeisterschaft zu überschaubaren Kosten zu promoten.

Moto2-WM-Endstand:

1. Acosta, 332,5 Punkte (Weltmeister). 2. Arbolino 249,5. 3. Aldeguer 212. 4. Dixon 204. 5. Canet 195. 6. Chantra 173,5. 7. Lopez 150. 8. Gonzalez 145,5. 9. Ogura 137,5. 10. Vietti 116. 11. Salac 110. 12. Lowes 104. 13. Roberts 93,5. 14. Arenas 85. 15. Garcia 84. 16. Ramirez 65. 17. Baltus 55. 18. J. Alcoba 48,5. 19. Foggia 35. 20. D. Binder 34. 21. Bendsneyder 30. 22. Guevara 20. 23. Van den Goorbergh 17. 24. Tulovic 12. 25. Pasini 11. 26. Hada 4,5. 27. Escrig 3. 28. Skinner 2. 29. Kelly 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Kalex, 462,5 Punkte (Weltmeister). 2. Boscoscuro 286. 3. Forward 4.

Team-WM:

1. Red Bull KTM Ajo 417,5 Punkte (Weltmeister). 2. Beta Tools SpeedUp 362. 3. Elf Marc VDS Racing 353,5. 4. Idemitsu Honda Team Asia 311. 5. Pons Wegow Los40 279. 6. Inde GASGAS Aspar 224. 7. QJMOTOR Gresini Moto2, 158,5. 8. Correos Prepago Yamaha VR46 Master Camp 145,5. 9. Italtrans Racing 128,5. 10. Fantic Racing 116. 11. Fieten Oli Racing GP 72. 12. Onlyfans American Racing Team 67. 13. Liqui Moly Husqvarna Intact GP Team 46. 14. Pertamina Mandalika SAG Team 34,5. 15. Forward Team 4.

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