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Baumgärtel widerspricht: Kalex nicht im Hintertreffen

Von Thomas Kuttruf
Den letzten Moto2-GP gewann mit Joe Roberts ein Kalex-Pilot. In der Hersteller-Wertung hat aber Boscoscuro die Verkleidungsnase vorne. Kalex-Chefdesigner Alex Baumgärtel erklärt die Lage des deutschen Chassisherstellers.

Nach Jahren erdrückender Kalex-Dominanz führt nach dem ersten Drittel der Saison 2024 nun Gegner Bososcuro die Wertung der Hersteller-WM der Moto2 an. Fünf der sieben GP-Rennen in der mittleren Kategorie ging an Piloten, die ein Chassis des Italieners Luca Boscoscuro einsetzen. Auf einer Kalex siegten in Portimao Aron Canet und zuletzt in Mugello der Amerikaner Joe Roberts. In Le Mans war das Podest einheitlich mit Boscoscuro-Piloten belegt, auch in Catalunya gab es für die MSi-Mannschaft mit Ogura und Garcia einen lupenreinen Doppelsieg.

Um herauszufinden, wie es zu den neuen Kräfteverhältnissen in der Moto2 kommen konnte, sprachen wir mit Firmenmitgründer und Kalex-Mastermind Alex Baumgärtel. Der Unternehmer und Techniker, der als Experte auch die Honda-MotoGP-Abteilung mit seinem Wissen unterstützt, verweist zunächst auf den besonderen Status des deutschen Herstellers. «Was man nicht vergessen darf, Kalex ist ein unabhängiger Hersteller, der im Gegensatz zu Boscuscuro nicht mit einem eigenen Team antritt. Es macht durchaus einen Unterschied, ob man seinen eigenen Renneinsatz steuert oder eben reiner Zulieferer sind. Das ist unser Geschäftsmodell, wir versuchen bestmögliche Produkte anzubieten und unterstützen die Teams nach Kräften. Aber die Strategie als Team ist womöglich einen andere.»

Weiter betont der Kalex-Chef, dass die Größe der Struktur – Kalex rüstet das Feld mit nicht weniger als 22 Chassis-Kits aus – auch nicht immer ein Vorteil ist, wenn es um Adaptionen geht. Erst recht nicht, als eine größere Abstimmungsaufgabe mit den 2024 eingeführten Pirelli-Reifen anstand. Alex Baumgärtel: «Die Umstellung von Pirelli war ein sehr großer Schritt, der alle Teams stark beschäftigt hat. Das ist normal, aber es braucht eben auch Zeit, die Abstimmung ganz exakt zu treffen. Wir reden hier ja auch von absolut kleinsten Details, die die Unterschiede machen.»

Baumgärtel bringt einen interessanten Vergleich: «Es ist ein wenig wie beim Bobfahren. Morgens ist die Bahn eine andere als beim zweiten Lauf. Winzigkeiten haben oft große Auswirkungen. Und bei der enormen Leistungsdichte bedeuten hundertstel dann auch mal ganze Startreihen.»

Der Kalex-Geschäftsführer weiter: «Ein entscheidender Punkt ist auch die gültige Regelung der Homologation. Das Regelwerk lässt unter der Saison keine gravierenden Neuentwicklungen zu. Die Basis muss am Anfang der Saison stehen und kann nun nicht mehr angefasst werden. Wir arbeiten also immer an Adaptionen eines bestehenden, sicher konkurrenzfähigen Pakets. Auch die Testmöglichkeiten sind so beschränkt, dass während einem GP überhaupt keine Versuche gefahren werden können.»

Damit kommt Alex Baumgärtel auf die Piloten zu sprechen: «Joe Roberts ist derzeit unsere Speerspitze. Für ihn sind die Pirelli-Reifen ein echtes Geschenk. Er hat es mit seinem Team gut verstanden, schnell eine richtige Abstimmung zu finden. Pole-Position und Sieg in Mugello sagen ja alles. Man kann also nicht davon sprechen, dass wir im Hintertreffen sind.»

Baumgärtel ergänzt: «Keine Frage, auf den Boscoscuro sitzen auch absolute Topleute. Aldeguer hatte bereits zum Saisonende 2023 einen beeindruckenden Lauf. Ogura war bereits auf der Kalex Titelanwärter und Sergio Garcia schätze ich auch extrem stark ein. Auf den Kalex Bikes sitzen mit Roberts, Canet und Gonzalez ebenfalls große Kaliber. Aron Canet hatte zuletzt wieder Probleme mit seinem Arm und Gonzalez schlichtweg Pech.»

Der Co-Chef des erfolgreichsten Moto2-Herstellers zum Abschluss: «Ich würde nicht behaupten, dass es eine reine Glücksache ist. Aber es spielt ein wenig mit dazu. Was die Piloten angeht, da schaut es 2024 bis jetzt so aus, dass wir von den Ergebnissen schlechter besetzt sind. Aber wie gesagt, wer morgen nur eine Winzigkeit findet, der kann wieder ganz vorne sein. Für den weiteren Verlauf der Saison bin ich jedenfalls zuversichtlich und es ist ein guter Wettbewerb.

Ergebnisse Moto2-Rennen Mugello (2. Juni):
1. Roberts, Kalex, 12 Runden in 22:24,411 min
2. Gonzalez, Kalex, +0,067 sec
3. López, Boscoscuro, +0,934
4. Garcia, Boscoscuro, +1,192
5. Ogura, Boscoscuro, +1,253
6. Canet, Kalex, +1,859
7. Vietti, Kalex, +2,618
8. Guevara, Kalex, +3,349
9. Chantra, Kalex, +3,450
10. Ramirez, Kalex, +5,877
11. Moreira, Kalex, +6,516
12. Dixon, Kalex, +10,969
13. Öncü, Kalex, +11,782
14. Van den Goorbergh, Kalex, +11,930
15. Aji, Kalex, +13,036

WM-Stand nach 7 von 21 Rennen:
Garcia, 122 Punkte. 2. Roberts 115. 3. Ogura 99. 4. López 79. 5. Gonzalez 66. 6. Aldeguer 63. 7. Canet 58. 8. Arenas 48. 9. Alcoba 43. 10. Vietti 38. 11. Ramirez 35. 12. Chantra 35. 13. Arbolino 33. 14. Baltus 23. 15. Dixon 20. 16. Guevara 18.

Konstrukteure:
1. Boscoscuro, 154 Punkte. 2 Kalex 139. 3. Forward 6.

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