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Kalex-Chef Baumgärtel: Jetzt beginnt die heiße Phase

Von Thomas Kuttruf
Nach einer scheinbar nicht enden wollenden Moto2-Siegesserie für Kalex hat Boscoscuro nachgelegt und die Spitze der Konstrukteurs-WM übernommen. Der Kalex-Mitbegründer lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.

Trotz ungebrochen zahlenmäßiger Dominanz ist Moto2-Platzhirsch Kalex in sportlicher Hinsicht unter Druck geraten. Was sich bereits Ende 2023 mit einem beeindruckenden Finale von Fermin Aldeguer und vier damit vier Siegen in Folge für die Entwicklung des Konkurrenten Luca Boscoscuro abzeichnete, nahm 2024 seinen Lauf. Kurz nach Halbzeit der Moto2-WM besetzen alle vier Boscosucro-Stammpiloten einen der ersten fünf WM-Plätze.

Früher Höhepunkt war der Frankreich-GP: In Le Mans war das Podest exklusiv mit Boscoscuro-Fahrern besetzt. Nach nicht weniger als elf WM-Titeln in Serie für den deutschen Ingenieursbetrieb, hat sich das Blatt an der Spitze gegen Kalex gewendet.

Mit Joe Roberts, als WM-Dritter derzeit der erfolgreichste Kalex Pilot, Aron Canet und Celestino Vietti ist der Kalex-Stall aber ebenfalls gut besetzt und es wäre vermessen, die Meisterschaft als verloren zu bezeichnen. Weder der deutsche noch der italienische Fahrzeuganbieter können in der mittleren WM-Klasse eine klare Dominanz für sich behaupten. Auch in der Moto2 herrscht eine enorme Leistungsdichte. Nicht nur wie zuletzt beim Qualifying in Österreich werden die ersten fünf Startreihen auf eine halbe Sekunde verteilt.

Die Tatsache, dass Boscoscuro nicht nur auf Augenhöhe liegt, sondern auch Platz 1 der Herstellerwertung hält, hat bereits für handfeste Redaktionen im Fahrerlager gesorgt. Mit MarcVDS hat ein erfolgreicher Langzeitkunde den Wechsel auf das italienische Chassis fixiert. Zwar ist bei aktuell 22 (von 29) Piloten eine Trennung zu verdauen, schmerzhaft ist der Weggang jener Mannschaft, mit der Kalex vor 10 Jahren den Titel holte (Tito Rabat), aber in jedem Fall.

Vor dem nächsten Moto2-Kräftemessen in Spanien nahm sich Kalex-Frontmann Alex Baumgärtel für SPEEDWEEK.com Zeit für einen Statusbericht. Zunächst äußerte sich der rastlose Techniker zu den jüngsten Testfahrten am Red Bull Ring: «Zugegeben ist die Strecke in Österreich nicht unbedingt die ideale Teststrecke, aber dennoch haben wir den offiziellen Test sehr ernst genommen und auch gut nutzen können.»

Auch einige Modifikationen wurden bei dem eintägigen Test in der Steiermark erprobt. Alex Baumgärtel: «Nach dem großen Test in Jerez im Frühjahr haben wir ein neues Setting angeboten. Dazu kamen einige neue Gabelbrücken, obere wie untere, mit denen sich neue Möglichkeiten bei der Steifigkeit ergeben. Das Gleiche gilt auch für neue Motoraufhängungen. Dazu kommt, dass einige Teams auch noch Versuche fahren, von bereits verfügbaren Teilen. Das gilt vor allem für die alten und neue Schwinge. Die Teams haben ja nur sehr begrenzte Zeit, große Veränderungen zu testen.»

Der Ingenieur fügt hinzu: «Tatsache ist, speziell jene Teams, die bereits einen sehr hohen Stand beim Setting haben, zeigen sich bei den Tests eher konservativ. Gewünscht sind hier eigentlich keine Experimente. Die Teams, die nicht ganz der Spitze stehen, sind da mutiger und experimentierfreudiger. Aber alle eint die sehr begrenzte Zeit.»

Trotz der großen Anzahl von Kalex-Piloten betont Baumgärtel, dass der Zugriff auf die neuesten Teile für alle Mannschaften gleich ist: «Es gibt bei uns keine Sonderbehandlungen. Alle Kunden können grundsätzlich das Einsetzen, was wir an die Strecke bringen.»

Der hochgeschätzte Service-Gedanke bringt auch Nachteile. Als Hersteller, der sich fast ein Monopol erarbeitet hat, erfordern gewisse Situationen mehr Zeit. Stichwort: Reifen. Bereits in einem früheren Gespräch im vergangenen Juni nannte der Kalex-Chef unter anderem die Umstellung auf die komplett neue Reifengeneration als Herausforderung.

In Hinblick auf die Saison 2025 gibt sich Baumgärtel realistisch und erklärt: «Korrekt ist, dass MarcVDS die Entscheidung getroffen hat, im nächsten Jahr mit mehr uns anzutreten. Darüber hinaus ist es so, dass wir generell alle Vereinbarungen mit den Teams jeweils über eine Saison treffen. Langjährige, komplexe Verträge gibt es nicht. Es ist für uns eine normale Situation. Damit beginnt jetzt dann auch die heiße Phase der Gespräche und Verhandlungen für die kommende Saison.»

Anders als in der MotoGP-Königsklasse mit Ducati als derzeit unschlagbare Instanz geht es in der Konstrukteurs-WM der Moto2 eng zu. Vor dem zwölften GP in Aragon fehlen Kalex 15 Punkte auf Spitzenreiter Boscoscuro. Mit nur sechs WM-Punkten spielt Forward als offiziell dritter Hersteller sportlich keine Rolle.

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