Jordi Torres über 2014: «An Podestplätze anknüpfen»
Jordi Torres aus dem Team Mapfre Aspar stand in den letzten drei Rennen der Saison 2013 zweimal auf dem Podium. In Valencia schloss er das Jahr mit einem zweiten Platz hinter seinem Teamkollegen Nico Terol ab. Zur Saisonhälfte konnte der 26-Jährige sogar einen Sieg auf dem Sachsenring feiern. In der WM-Tabelle erreichte er den zehnten Gesamtrang. Nun blickt Suter-Pilot Torres auf seine Rookie-Saison und den ersten Sieg zurück. Zudem erklärt er seine Erfindung «Kneeground».
Hast du erwartet, dass du die Saison 2013 mit zwei Podestplätzen in den letzten drei Rennen abschließen kannst?
Nein, damit habe ich nicht gerechnet. Es war eine richtige Genugtuung für mich, die Saison so erfolgreich abzuschließen. Doch das habe nicht nur ich geschafft, sondern auch Nico. Es ist ein großes Privileg sein Teamkollege und Freund zu sein. Ich denke, das war für das gesamte Aspar-Team sehr wichtig. Obwohl wir auch schon im Qualifying schnell waren, ist es in dieser umkämpften Kategorie trotzdem selten, dass zwei Teamkollegen die ersten beiden Plätze belegen, vor allem bei ihrem Heimrennen. Wann immer Nico oder ich an der Spitze lagen, war auch der andere nicht weit und das zeigt, dass das Team hart arbeitet. Ich kam mit einem großen Fragezeichen nach Valencia, denn mein Fuß war verletzt. Glücklicherweise lief alles perfekt.
Was hast du in der Woche vor dem Valencia-GP gemacht, um die Heilung zu beschleunigen?
Ich habe jeden Tag ohne Schuhe, also nur auf Socken verbracht. Zudem habe ich die Verletzung täglich sehr umsichtig versorgt, um Infektionen zu vermeiden. Dr. Anna Carreras sah jeden Tag nach mir und versorgte mich mit allen notwenigen Behandlungen und Salben für den Heilungsprozess. Wenn es zu viel wurde, habe ich entzündungshemmende Mittel eingesetzt, um die Schwellung zu reduzieren.
Hättest du in Valencia gewinnen können, wenn du am Start nicht aufgehalten worden wärest?
Es ist einfach, im Nachhinein zu spekulieren. Ich weiß es nicht. Nico und ich hatten eine ähnliche Pace und waren das gesamte Wochenende über konstant. Unsere schnellsten Runden im Rennen waren fast identisch, denn sie unterschieden sich nur um zwei Tausendstel. Nico schoss weg wie eine Rakete und ich hatte Mühe, mich von Aegerter und Lüthi zu lösen. Wir können stolz sein, denn wir haben einen großartigen Job gemacht. Nico hat vom Start bis zum Ziel ein perfektes Rennen gezeigt.
Du hast die schnellste Rennrunde erwähnt. Wie fühlt es sich an, der neue Rekordhalter in Valencia zu sein?
Sie hätten mir lieber eine Uhr schenken sollen. (lacht) Im Ernst, es war schön, denn wir haben einen guten Job gemacht. Der zweite Rang und der Rundenrekord waren die Belohnung. Das zeigt auch, welche Ziele wir in der nächsten Saison haben.
Ein Sieg in Deutschland, ein dritter Platz in Australien und ein zweiter Rang in Valencia. Du hast in deiner ersten Saison drei Podestplätze erreicht.
Ich bin damit sehr zufrieden. Ich denke aber, dass wir uns noch immer in manchen Bereichen verbessern können. Im Vergleich zu unseren Rivalen haben wir Stärken wie den Kurvenspeed, der sehr hoch ist. Andererseits muss ich lernen, wann ich ein Risiko eingehen muss und wann ich überlegter sein sollte. Die Informationen, die wir durch die Podestplätze in diesem Jahr sammeln konnten, werden uns im nächsten Jahr weiterhelfen, denn sie machen uns beim Set-up des Bikes flexibler. In dieser Saison war jede Strecke eine neue Herausforderung, denn auf einigen bin ich nie zuvor gefahren, deshalb waren wir in den drei Rennen nach der Sommerpause etwas verloren. Insgesamt war es aber ein großartiges Jahr. Ich habe viel gelernt und meine Beziehung zu Nico und unserem Team gefestigt.
Du hast den Kampf um den Titel «Rookie oft he Year» mit großem Abstand gewonnen. Wie fühlt sich das an?
Ich bin ein 26-jähriger Rookie. (lacht) Es ist gut, wenn man der beste in dieser Kategorie ist, aber ich habe darauf während der Saison nicht besonders geachtet. Es macht sich im Lebenslauf eines Fahrers ganz gut, aber wir müssen weiterarbeiten, um größere Ziele zu erreichen.
Was können wir in der nächsten Saison von dir erwarten?
In dieser hart umkämpften Kategorie ist es riskant, Prognosen zu treffen, aber ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich so oft wie möglich um Podestplätze kämpfen will. Ich muss konstanter sein als 2013. Damit uns das gelingt, werden wir das Bike über den Rest des Winters so anpassungsfähig wie möglich machen und eine gute Basis schaffen.
Dein Lachen, dein offener Charakter und natürlich der Fototrend «Kneeground» haben dich in dieser Saison berühmter gemacht. («Kneeground» ist ein Trend, der sich über die sozialen Netzwerke sehr schnell verbreitete und von Torres erfunden wurde. Man simuliert mit oder ohne einen Gegenstand das Knieschleifen beim Motorradfahren und schießt ein Foto davon.) Bist du dir deiner Popularität bewusst?
Menschen halten mich im Paddock oder auf der Straße auf, um mir zu gratulieren oder ein Kneeground-Foto mit mir zu schießen. Manche sagen mir auch, dass ich mich nicht verändern soll und das alles macht mich sehr glücklich. Ich bin bescheiden und sehe uns alle als gleichwertig an. Ich behandle die Menschen daher so, wie ich auch gerne behandelt werden würde. Ich versuche, immer freundlich und höflich zu sein. Wenn Menschen mit einem sprechen wollen oder ein Foto machen wollen, dann hat das einen Grund. Darauf kann man stolz sein. Ich sehe mich aber nicht als einen berühmten Menschen, sondern nur als einen normalen Jungen, der auf Motorräder steht.
Wie hat es mit «Kneeground» angefangen?
In diesem Jahr war ich erstmals in Le Mans und fuhr am Donnerstag mit einem Roller des Teams um die Strecke, wie ich es vor jedem Grand Prix mache. Dort traf ich Steven Odendaal und Alberto Moncayo, die in Kurve 6 anhielten, um sich zu unterhalten. Ich habe Steven gebeten, ein Bild von mir zu machen, wie ich auf dem Roller sitze und mein Knie dabei auf den Curb lege, als ob ich durch die Kurve fahren würde. Zurück im Hotel postete ich das Foto bei Twitter und einige Follower fragten mich, ob das Foto echt sei. Da das Bild so beliebt war, habe ich am nächsten Tag mit meinen Mechanikern und einigen Stühlen dasselbe gemacht. Der Begriff «Kneeground» kam erst später. Seitdem erhalte ich tausende Fotos und es wurde zu einem internationalen Symbol für Motorradfahrer. Am Ende des Tages bin ich auch nur das, ein Motorradfahrer.
Fasse die Saison 2013 in wenigen Worden zusammen.
Intensiv, hart, aber zufriedenstellend. Es ist gut zu wissen, dass wir, unabhängig von den Resultaten, immer unser Bestes gegeben haben.
Wie würdest du deine Crew mit wenigen Worten beschreiben?
Freundschaft, Verständnis und jedes Teammitglied ist äußerst wichtig.