Forward-KLX: Märchenstunde und Debüt in Jerez
Das märchenhaften Erzählungen von NGM Forward Racing rund um das Material für die Moto2-WM (Fahrer: Mattia Pasini und Simone Corsi) erlebt die nächste Fortsetzung.
Jetzt wird bei Forward behauptet, nicht das Team sei in Zahlungsschwierigkeiten, sondern es sei Partner und Chassis-Hersteller FTR, der in monetären Schwierigkeiten stecke.
Das mag auf den ersten Blick nicht verwunderlich wirken, denn bei FTR ist der Markt in der Moto2-WM eingebrochen, das Moto3-WM-Geschäft ist geschrumpft, weil Honda die Rolling-Chassis jetzt zumindest für die WM selber baut. Und in der MotoGP ist Avintia als Kunde weggefallen, weil Kawasaki die Rolling-Chassis in Japan bauen lässt.
Aber FTR dementiert die Darstellungen von Forward. «Bei uns gibt es keine Probleme, ausser dem üblichen Zeitdruck vor Saisonbeginn», liess uns FTR heute wissen. «Es muss noch einiges fertiggestellt werden.»
Denn FTR liefert auch etliche Motorräder für nationale Meisterschaften.
Viele ungeklärte Fragen
Die Märchen von Forward kamen letzte Woche knüppeldick: Man hätte seit dem Valencia-GP den Umstieg von Speed-up auf Kalex geplant gehabt, wurde verzapft. Warum dann Corsi und Pasini Ende November in Almeria 2012-Maschinen von FTR testeten und erzählten, die neuen 2014-FTR-Maschinen werden im Februar geliefert, konnte niemand erklären. Bei einem Doppelinterview von «GPone» Ende Januar sprach das Fahrerduo ausserdem davon, auf FTR das Podest ins Visier nehmen zu wollen.
Und die Frage, warum Corsi den italienischen JiR-Teambesitzer Luca Montiron vor zwei Wochen gefragt hat, ob er für die ersten Tests eine TSR-Maschine aus dem JiR-Fundus haben könne, kann Forward auch nicht aufklären.
Ach ja, man habe seit zwei Monaten mit Kalex geplant und nennt das Projekt jetzt «Forward KLX», wurde erzählt. Aber: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Anscheinend wussten die Piloten vor zehn Tagen noch nichts von diesem angeblich langfristig geplanten KLX-Projekt.
Die Box in Jerez sieht auch nicht gerade nach langfristiger Planung aus. Während alle anderen Teams wie bei den Rennen die Boxendekorationen aufgebaut haben, fehlt diese bei den Italienern. In der Box steht eine Überseekiste, auf der beim Schriftzug Kawasaki Racing Team «Kawasaki» notdürftig übersprayt wurde.
Das Fahrerduo wird auch nicht wissen, dass eines der beiden Kalex-Chassis bereits 31 Stürze überstanden hat und von Experten als «krummer Schrott» bezeichnet wird.
Und von den Kalex-Eigentümern Klaus Hirsekorn und Alex Baumgärtel werden die beiden Italiener irgendwann erfahren, dass Kalex engineering das Forward-Projekt weder mit Ersatzteilen noch mit Technik-Support unterstützen wird. Sämtliche Moto2-Teams haben sich bei einem Meeting gegenseitig versichert, dass sie keine Teile an Forward verkaufen werden.
Beim heute in Jerez beginnenden zweiten IRTA-Test haben die beiden bedauernswerten Forward-Piloten ins Geschehen eingegriffen. Corsi hat bisher fünf GP-Siege (in der 125er-Klasse) erobert, Pasini sogar zehn (acht in der 125er-, zwei in der 250er-WM).
Das prominente Duo ist von Forward offenbar für dumm verkauft worden. Vertrauensbildende Massnahmen sehen anders aus.
Mitteilungen mit Unterhaltungswert
Manchmal haben Pressemitteilungen einen einzigartigen Unterhaltungswert. Forward verkündete am letzten Donnerstag eilig, man habe Kalex-Maschinen gekauft; das Team werde dabei von den Partnern Öhlins, Brembo, Akrapovic, 2D und FTR unterstützt.
Tags darauf verkündete FTR in einem Press Release, Forward und FTR würden sich auf das MotoGP-Projekt (mit Yamaha und Aleix Espargaró sowie Colin Edwards) konzentrieren. FTR werde zwar ein wichtiger Partner für die Moto2-Klasse sein, aber alle Anstrengungen würden jetzt in die Entwicklung des MotoGP-Projekts gesteckt werden.
Corsi und Pasini werden diese vielsagende Ankündigung der italienischen Märchtentruppe mit Begeisterung gelesen haben. Zumal sie noch zitiert worden sie, wie sehr sie sich auf die neue Herausforderung namens KLX freuen würden.