Weltmeister Johann Zarco: «Von Anfang an unser Ziel»
Da der verletzte Tito Rabat nach dem ersten Training in Motegi erklärte, dass er nicht an den weiteren Sessions und dem Rennen teilnehmen kann, wurde Johann Zarco schon am Freitag zum Moto2-Weltmeister. 2016 will er mit dem Ajo-Team seinen Titel verteidigen.
Bereits bei den Vorsaisontests war klar, dass Zarco den nötigen Speed hat, um Rennen zu gewinnen. Doch mit seiner Konstanz und Überlegenheit überraschte der 25-Jährige aus Avignon. Für die Saison 2015 hatte er vom Caterham-Team und Suter in das neue Moto2-Team von Aki Ajo und auf Kalex gewechselt. Dieser Schritt erwies sich schon bald als richtig.
Zarco eilte in der ersten Saisonhälfte konstant von Erfolg zu Erfolg, während seine Gegner wie Weltmeister Tito Rabat, Sam Lowes oder Tom Lüthi schwächelten. Zarco Vorsprung wuchs immer weiter an. In Brünn, Silverstone und Misano feierte er drei Siege in Folge. Vor dem Japan-GP lag er bereits 78 Punkte vor Tito Rabat und hatte schon sechs Siege und sechs weitere Podestplätze eingefahren. In 14 Rennen stand er zwölf Mal auf dem Podest und sammelte 284 Punkte.
Seinen ersten GP-Sieg hatte Zarco ebenfalls in Team von Aki Ajo eingefahren – 2011 in der 125-ccm-Klasse und ebenfalls in Motegi. Schon damals kämpfte er um den Titel und wurde am Ende Vizeweltmeister. Vier Jahre später kehrte er zu Ajo zurück und wurde nun mit dem WM-Titel in der Moto2-Klasse belohnt. Für das Ajo-Team ist es der vierte Weltmeistertitel nach drei in der 125-ccm-/Moto3-Klasse 2008, 2010 und 2012.
«Es ist etwas Besonderes, dass ich an einem Freitag Weltmeister wurde. Damit hatte ich im Verlauf der Saison nicht gerechnet», erklärte der überraschte Franzose. «Ich bin sehr froh, dass ich einen so großen Vorsprung habe. Ich weiß nicht, ob ich schon realisiere, was gerade passiert. Zuvor hatte ich mich nur auf das Rennwochenende konzentriert. Trotz allem will ich auf dem Boden bleiben, wie es immer mein Ziel ist.»
Bereits vor dem Saisonstart hatte sich Zarco das hohe Ziel des Titelgewinns gesetzt. «Der Weltmeistertitel war von Anfang an unser Ziel. Nach den ganzen Jahren in der 125-ccm- und nun in der Moto2-Klasse habe ich viel Erfahrung. Es ist meine siebte Saison in der Weltmeisterschaft. Ich wollte meine Erfahrung und das Gefühl mit dem Bike nutzen, um Rennen zu gewinnen. Dieses Risiko wollte ich eingehen, denn wenn man nicht immer um den Sieg kämpft, wenn es möglich ist, dann bereut man es hinterher. Ich wollte nichts bereuen. Ich wollte die Weltmeisterschaft immer genießen. So habe ich es in diesem Jahr gemacht, es lief perfekt. So will ich es fortführen.»
Bei welchem Rennen hast du gemerkt, dass du Weltmeister werden kannst? «Nun lachen wahrscheinlich viele, aber es war Katar. Ich führte und bekam technische Probleme. Daher wurde ich nur Achter, aber ich hätte gewinnen sollen. Alle erwarteten, dass ich enttäuscht und verärgert wäre, aber es war ein fantastisches Gefühl, denn ich hatte das Rennen angeführt und war der stärkste Fahrer. Ab diesem Rennen wusste ich, obwohl ich auch bei Tests schon schnell war, dass ich Weltmeister werden kann.»
Hattest du zu einem Zeitpunkt in deiner nahezu fehlerfreien Saison Zweifel daran, ob du den Titel holen kannst? «Vielleicht in Aragón. Ich war dem Titel so nah, aber ich verlor meine Ruhe, denn ich dachte über den Titel nach. Vielleicht werde ich Dritter oder Vierter... Es waren zu viele Fragen in meinem Kopf», räumte Zarco ein. «Doch das ist die Weltmeisterschaft. Niemand wartet auf dich. Ich hatte kein gutes Gefühl auf dem Bike. Ich war sehr froh, dass ich das nach Aragón hinter mir lassen konnte. Es war aber eine gute Erfahrung. Ich wusste, dass ich noch vier Möglichkeiten habe, um den Titel zu holen. Dort habe ich gelernt, dass man alles verlieren kann, wenn man mental nicht geordnet ist», erklärte der am 16. Juli 1990 in Cannes geborene Moto2-Weltmeister 2015.