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Florian Alt: Das große Interview zur IDM-Rückkehr

Von Sharleena Wirsing
Nach der Saison 2015 zerschlug sich der WM-Traum von Florian Alt zum zweiten Mal. Der 19-Jährige erklärte gegenüber SPEEDWEEK.com, wie es zur Rückkehr in die IDM kam und welche Ziele er nun verfolgt.

Florian Alt absolvierte bisher zwei volle Jahre in der Motorradweltmeisterschaft. 2013 pilotierte er für Kiefer Racing eine Kalex-KTM in der Moto3-WM, doch Alt hatte mit Wachstumsschmerzen zu kämpfen und blieb punktelos. In der Spanischen Moto2-Meisterschaft kämpfte Alt 2014 gegen Jesko Raffin um den Titel und wurde Vizemeister. So empfahl sich der Pilot aus Köln für die Moto2-WM.

2015 kehrte Alt für seine zweite WM-Saison zurück. Er trat in der Moto2-Klasse für das Iodaracing-Team auf einer Suter an. Doch auch 2015 schaffte es Alt nicht unter die Top-15 und konnte keine WM-Punkte sichern.

Nun ist die Grand-Prix-Karriere des 19-Jährigen vorerst beendet. Aus der hart umkämpften Moto2-WM gab es keine reizvollen Angebote für Alt. 2016 wird er in der IDM Superbike im Team von Micheal Galinski auf einer Yamaha antreten. Er wird Teamkollege von Max Neukirchner.

Florian, du warst 2013 in der Moto3-Klasse und 2015 in der Moto2-Klasse als Stammfahrer unterwegs. Wie würdest du deine Zeit in der Weltmeisterschaft rückblickend beschreiben?

Die Zeit in der Weltmeisterschaft hat mich zu einem ganz anderen Menschen gemacht. Viel ehrgeiziger und und arbeitswilliger bin ich dort geworden. Viele eigene Fehler und Fehlentscheidungen haben jedoch nicht zu dem Erfolg geführt, den ich mir erhofft hatte. Doch ich habe mich Mitte der Saison fangen können und habe gelernt, aus den gegebenen Umständen das für mich Bestmögliche zu machen. So haben wir uns kontinuierlich gesteigert und in Valencia eine gute Performance gezeigt.

In beiden Klassen konntest du aus unterschiedlichen Gründen deine Ziele nicht erreichen. Hast du das Gefühl, dass du dein Talent nicht voll entfalten konntest?

Wenn man in die WM kommt, muss einfach alles passen, damit man im ersten Jahr etwas erreichen kann. Ich habe schon beim Valencia-Test nach der ersten Runde Anfang der Saison gemerkt, das es nicht einfach wird. Man kann so viel Talent haben wie man will, aber der Schweiß, Konzentration und nicht zuletzt das richtige Paket spielen in der WM eine sehr wichtige Rolle. Talent haben in der Moto2 alle, aber die richtige Kombination aller Faktoren macht schlussendlich den Erfolg aus. Und da waren wir insgesamt nicht gut aufgestellt.

Hat dir die zweite Chance gefehlt, die Jesko Raffin 2016 im SAG-Team erhält?

Ich hätte liebend gern so eine Chance wie Jesko gehabt, habe aber keine vergleichbare bekommen. Er hat wohl nicht die selben Fehler wie ich gemacht. Daher wünsche ich ihm viel Glück für die Saison. Es gab schon Angebote, weiterhin in der Moto2-WM zu fahren, aber da wäre ich vom Regen in die Traufe gekommen. Und das ist wohl die Hauptlehre aus 2015: nach dem Motto «Hauptsache irgendwie Moto2 mitfahren» funktioniert es nicht. Da verbrennt man nur Geld. Wichtig ist das Gesamtpaket aller Faktoren, das muss stimmen.

Mit welchen Teams aus welchen unterschiedlichen Klassen und Meisterschaften hast du für 2016 verhandelt?

Es gab Anfragen aus verschiedenen Klassen, unter anderen aus der CEV, Moto2, Supersport-WM. Aber eben recht spät. Und es waren keine Pakete darunter, wo alles gestimmt hätte, um eben die Fehlern aus 2015 zu vermeiden. Und natürlich hatte es auch mit den Finanzen zu tun. Es ist sehr schwer, Sponsoren zu überzeugen Geld in die Hand zu nehmen, wenn man selber weiß, dass es nur eine 1c-Lösung ist. Daher war das Angebot von Yamaha-Galinski für mich in der Gesamtsumme das vielversprechendste. Hier ist zwar das Prädikat kleiner, aber dafür ist es eine Top-Umgebung und eine 1a-Lösung in der Summe aller Eigenschaften. Und nicht zuletzt bietet mir die Partnerschaft mit Yamaha auch potenzielle Aufstiegschancen.

Bist du rückblickend froh, dass du dich nicht mit dem APG-Team geeinigt hast, das sich wegen fehlender Sponsoren bereits vor dem Saisonstart wieder aus der Moto2-WM zurückziehen musste?

Der Kontakt zu AGP kam über Suter zustande, die noch einen Fahrer für 2016 für ihr Bike suchten und von meiner Leistung in den letzten Rennen angetan waren. Und AGP sollte das Suter-Team für 2016 werden. Da aber deren Finanzierung auf wackligen Beinen stand, hat Suter beschlossen, 2016 gar nicht erst anzutreten. Somit war die Option hinfällig. Ob ich froh oder traurig bin? Weder noch, so ist eben der Lauf der Dinge. Ich hatte darauf keinen Einfluss. Ich hätte mir schon vorstellen können, als eine Art Werks-Pilot für Suter an den Start zu gehen und zu helfen, bis 2017 die Lücke zu Kalex zu schliessen. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Es ist so, wie es ist. Und ich bin in der Tat alles andere als unglücklich mit meiner jetzigen Situation.

Nun kehrst du in die IDM zurück, wo du bereits einen Titelgewinn (2012, IDM 125) feiern konntest. Welche Erwartungen hast du für die Saison 2016 mit der Yamaha des Teams von Michael Galinski?

Ich bin wirklich sehr gespannt auf das Team und auf die Yamaha R1M. Die Spitze in der IDM ist sehr stark, und ich kann noch nicht einschätzen, wo ich stehe, da ich noch nie ein 1000-ccm-Motorrad gefahren habe. Aber ich denke, nach einer Eingewöhnungszeit, die hoffentlich nicht lange dauert, vorne mitzufahren. Hier und jetzt irgendwelche konkreten Ziele wie Top-Platzierungen zu äußern, verkneife ich mir.

Wann und wo wirst du das Superbike erstmals testen?

Anfang März werde ich den ersten Roll-Out in Almeria haben. Almeria ist so ziemlich die einzige spanische Strecke, auf der ich noch nie war, deshalb bin ich sehr gespannt.

Ist es ein Vorteil, dass diese größere und kraftvollere Maschine besser zu deiner Körpergröße passt als die Moto2-Suter?

Mit der Moto2 hatte ich 2015 sehr oft Probleme mit der Aerodynamik, die Suter war deutlich schmaler geschnitten als die Kalex. Noch dazu konnte ich mein Team nicht davon überzeugen, Aeordynamik-Tests durchzuführen. Die Verkleidung passte einfach nicht zu meiner Größe. Das machte sich im Top-Speed sehr oft negativ bemerkbar. Die Größe wird sicher nie ein Vorteil sein, aber auf der 1000-ccm-Maschine werden die Probleme sicher kleiner. Bei so viel Leistung kann ich in den ersten Gängen meine Größe sicherlich gut nutzen, um das Gewicht weiter auf das Vorderrad zu balancieren.

Mit Max Neukirchner wirst du einen starken Teamkollegen haben. Was kannst du von ihm lernen?

Max hat einen sehr guten Grundspeed. Und sehr viel Erfahrung. Deshalb bin ich sehr froh, wieder einen Teamkollegen zu haben, und auch noch einen so schnellen. Ich bin sehr neugierig auf die ganze Elektronik und bin mir sicher, dass ich einiges von ihm lernen kann.

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