Emotionaler Abschied für Kornfeil – Rossi als Ersatz?
In Assen stand Jakub Kornfeil 2019 als Dritter auf dem Podest
«Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Der Anfang ist immer schwierig, aber es kann noch schwieriger sein, gewisse Entscheidungen zu treffen. Am Ende der letzten Saison in Valencia wusste ich genau, dass es mein letztes Rennen der Saison 2019 sein würde. Nie aber hätte ich gedacht, dass es mein letztes WM-Rennen sein würde», seufzte Jakub Kornfeil. Mit diesen Worten erklärte er am gestrigen Montag völlig überraschend seinen Rücktritt als professioneller Rennfahrer. «Ich verabschiede mich von einem Sport, den ich geliebt habe, der mich erfüllt hat und der in mir an jedem Rennwochenende die Bereitschaft zum Risiko geweckt hat.»
Seit seinem Debüt in Misano 2009 war der Tscheche 182 Grand Prix in Folge in der kleinsten Klasse der Motorrad-WM am Start, fünfmal stand er auf dem Podest, zum Sieg reichte es allerdings nie. Trotzdem sagt der Routinier: «Ich fühle mich wie ein Sieger, auch wenn ich in der Weltmeisterschaft nie gewonnen habe. Ich habe immer versucht, auf und abseits der Strecke mein Bestes zu geben.»
«Mit diesen Zeilen will ich nicht den verpassten Chancen nachweinen. Ich habe meinen Traum verwirklicht. Ich werde weiterhin das tun, was mich mit Zufriedenheit erfüllt», ergänzte Kornfeil. «Ich gehe mit einem Mix aus Ehre, Stolz und dem Gefühl einer inneren Niederlage.»
Auf seine Beweggründe ging der 26-Jährige gegenüber «idnes.cz» weiter ein: «Ich habe für die diesjährige Saison nicht das ganze Geld zusammenbekommen und ich wollte nicht in Mugello sagen: ‚Ich muss aufhören.‘ Das ist nicht mein Stil und es wäre nicht fair gegenüber dem Team, den Sponsoren und meinen Fans», sagte Jakub «Kubajz» Kornfeil, der zudem unterstrich, wie wichtig es für einen Rennfahrer sei, einen freien Kopf zu haben.
Der Tscheche fand außerdem einen Ersatz für sein Team BOÉ Skull Rider Mugen Race, mit dem er eigentlich auf KTM die anstehende Moto3-Saison bestreiten sollte: Der 17-Jährige Italiener Riccardo Rossi, der 2019 mit nur acht Punkten den 32. WM-Rang belegte.
«Ich habe Rossi empfohlen, er ist in der Lage mehr Geld ins Team mitzubringen, als sie es von mir haben wollten», fügte Kornfeil an, der seinerseits eine Möglichkeit gehabt hätte, in die Superbike-WM zu wechseln. Daran hätte er aber kein Interesse: «Nach zehn vollen Grand-Prix-Jahren wollte ich nicht einen Schritt zurückgehen».
«Ich habe in diesem Jahr ein Ziel gehabt: Die Saison 2020 so zu beenden, dass ich 2021 für meine Arbeit Geld bekomme, das bedeutet in den Top-5 zu sein. Die Wahrheit ist folgende: Die Top-8 oder Top-10 der Moto3-WM müssen kein Geld mitbringen. Später wollte ich in die Moto2 aufsteigen und noch bis ca. 32 fahren», so der 26-Jährige.
«Die Situation hat sich nach dem Tabakwerbeverbot verschlechtert, dann kam vor sieben Jahren auch das Verbot der Alkoholwerbung», ergänzte Kornfeil gegenüber der tschechischen Tageszeitung «Idnes».
Auf seine schönsten Erinnerungen angesprochen erzählte Jakub:
«Meine schönste Saison war in Team Calvo unter dem Manager Nieto, dazu die Pole-Position in Brünn 2018. Und mein bestes Rennen war im Vorjahr in Assen, wo ich um den Sieg gekämpft habe.»