Hollaus bis Kofler: Österreicher in der Motorrad-WM
In der Frühphase der Motorrad-Weltmeisterschaft, die ab 1949 ausgetragen wird, konnten sich die Österreicher das eine oder andere Mal durchaus behaupten. 1951 holten die Vorarlberger Siegfried Vogel und sein Beifahrer Leo Vinatzer als Fünfte der Beiwagen-Klasse beim Großen Preis von Spanien die ersten WM-Zähler. Nur wenige Wochen später punktete Leonhard Fassl beim GP der Schweiz als erster Solo-Pilot.
1953 begann die kometenhafte Karriere des Rupert Hollaus. Beim Großen Preis von Spanien stand er als Dritter der Achtelliter-Klasse zum ersten Mal auf dem Podium. Im Jahr darauf dominierte der junge Niederösterreicher als NSU-Werksfahrer diese Klasse und sicherte sich nach vier Siegen vorzeitig den Weltmeistertitel. Lange konnte er seinen Erfolg nicht genießen. Im Training zum GP von Italien verunglückte er in Monza tödlich.
Es dauerte neun Jahre bis wieder ein österreichischer Motorradrennfahrer einen GP-Sieg verbuchen konnte. 1963 entschied der Wiener Bert Schneider in Diensten von Suzuki den 125er-WM-Lauf in Belgien für sich. Auch Eduard Stöllinger konnte sich beim belgischen Grand Prix in die Siegerliste eintragen. 1979 gewann der Salzburger das Rennen der Klasse 250 ccm, nachdem die Werksfahrer aus Sicherheitsgründen den WM-Lauf boykottiert hatten.
Was Rudi Thalhammer, Karl Auer, Harald Bartol und Hans Hummel verwehrt blieb, gelang August Auinger. 1985 siegte der Oberösterreicher beim Großen Preis von Deutschland. In Großbritannien und Schweden konnte er dieses Kunststück gegen die Vorherrschaft der italienischen Werksfahrer wiederholen. Die 125er-WM beendete er an der dritten Stelle. Ein Jahr später beendete er die WM-Läufe in Großbritannien und Schweden als Erster.
1985 war auch das Jahr von Gerd Kafka. Beim GP der Niederlande profitierte der Salzburger vom Pech des Schweizers Stefan Dörflinger, der in der letzten Runde knapp vor dem Zielstrich zu Sturz gekommen war. In der Endabrechnung der 80 ccm-Weltmeisterschaft musste er sich nur Dörflinger und Jorge Martinez geschlagen geben. Nach Kafka schaffte es kein weiterer Österreicher auf die oberste Stufe des Siegespodests.
Obwohl es seit den 1950er-Jahren keine österreichische Meisterschaft in der Seitenwagen-Klasse gibt, können sich die Dreirad-Spezialisten aus der Alpenrepublik immer wieder in den Vordergrund schieben. 2001 holte sich Klaus Klaffenböck mit seinem oberösterreichischen Landsmann Christian Parzer sogar den Weltmeistertitel. Auch die Tiroler Josef Moser und Manfred Wechselberger sowie der Wiener Michael Grabmüller schafften es als Dritte den Sprung in die Top-3.
Mit Ausnahme der Seitenwagen-Klasse fanden alle diese Erfolge zu einer Zeit statt, bevor die DORNA 1992 die Austragung der Motorrad-Weltmeisterschaft in ihre Hände nahm und auf eine professionelle Basis stellte. Die Dreiräder sind dürfen längst nicht mehr im Rahmen der MotoGP auftreten und fristen seit Jahren ein Schattendasein.
In den Solo-Klassen war Michael Ranseder der letzte Österreicher, der es nicht nur auf Wildcard-Einsätze brachte. Von 2006 bis 2009 war der Oberösterreicher fixer Bestandteil der 125 ccm-Klasse. Beim GP von China gelangen ihm 2007 und 2008 mit dem siebenten Rang 7 nicht nur seine besten Ergebnisse in der Weltmeisterschaft, 2008 fuhr er auch die schnellste Rennrunde. 2010 bestritt er noch einige Rennen der neu geschaffenen Moto2.
Mit Maximilian Kofler betritt Anfang März ein weiterer Österreicher die WM-Bühne. Nach vier Wildcard-Auftritten (dreimal beim Heim-GP auf dem Red Bull Ring und einmal beim Grand Prix von Großbritannien) schaffte der Schüler den Sprung in die Moto3-WM. Zehn Jahre nach seinem oberösterreichischen Landsmann Ranseder wird er mit der Unterstützung von KTM im Team von CIP Green Power die komplette WM-Saison bestreiten.
Österreichische Weltmeister
1954 Rupert Hollaus – 125 ccm
2001 Klaus Klaffenböck/Christian Parzer (Seitenwagen)
Österreichische GP-Sieger
Klaffenböck – 16, Parzer – 10, Hollaus und Auinger – je 5, Schneider, Stöllinger, Kafka – je 1.