Tim Jüstel (Prüstel): «Teufelskreis durchbrechen»
Teamkoordinator Tim Jüstel neben Jason Dupasquier
Das deutsche CarXpert PrüstelGP-Team ging 2020 mit den zwei Moto3-WM-Rookies Jason Dupasquier und Barry Baltus an den Start. Der sächsische Rennstall hat gehofft, dass sich die Neulinge in der zweiten Saisonhälfte steigern, ähnlich wie Filip Salac in seiner ersten WM-Saison bei PrüstelGP. Der Tscheche holte 32 WM-Punkte und fuhr beim Saisonfinale in Valencia auf Platz 5. Doch diese Steigerung blieb bei Dupasquier und Baltus aus.
Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com spricht Teamkoordinator Tim Jüstel über die Gründe für das schwache Abschneiden. «Die Jungs haben sich zwar verbessert, aber nicht in dem Maß, wie wir es uns erhofft hatten. Am Ende der Saison in Portimão lag Barry einige Zeit in den Top-10, ehe am Ende doch wieder ein Platz 16 stand. Es ist schade, aber ich würde es nicht überbewerten. Es war ein sehr hartes Jahr und die Leistungsdichte in der Moto3-WM ist sehr hoch. Als Rookie muss man enorm kämpfen, um den Anschluss herzustellen. Auch die Fahrerpaarung mit zwei Rookies war sicher nicht ideal.»
2018 fuhr PrüstelGP mit Marco Bezzecchi noch um den WM-Titel. Vergangene Saison waren mit Jakub Kornfeil und Salac zwei Bezahlfahrer im Team, die an diese Leistung nicht anknüpfen konnten, genauso war es bei Baltus und Dupasquier der Fall. Liegt es also am Budget, um einen Spitzenfahrer engagieren zu können?
«Im Endeffekt ist es immer das Geld und eine Art Teufelskreis, den man durchbrechen muss. Wenn man mehr Budget zur Verfügung hat, kann man einen der Top-Fahrer verpflichten und ihn bezahlen. Dann kommen gute Ergebnisse und man kann besser mit Sponsoren sprechen», weiß Jüstel.
«Hat man das Budget jedoch nicht, ist man auf Fahrer angewiesen, die persönliche Sponsoren mitbringen und das Team so unterstützen. Da muss man dann aber damit rechnen, dass es nicht für Podestplätze oder die Top-10 reicht. Das macht die Verhandlung mit Sponsoren dann wiederum schwieriger. Und ganz sicher wäre ein deutsches Talent im eigenen Team ein wichtiger Faktor, um für nationale Partner interessanter zu sein», ist sich der Sachse über die Bedeutung des deutschen Nachwuchses bewusst.
Jüstel, der 2020 auch die PrüstelGP-Academy betreute, wird das Team zum Ende des Jahres verlassen. «Diese Entscheidung ist mir ganz sicher nicht leicht gefallen. Aber manchmal muss man abwägen, unter welchen Bedingungen man bereit ist, sein Bestes zu geben und wann es Zeit ist zu gehen. Ich möchte nun nach vorne blicken und nach neuen Herausforderungen suchen. Ich bedanke mich gleichzeitig bei allen, die mich im letzten Jahr begleitet haben. Es war eine großartige Zeit und ich habe viele außergewöhnliche Menschen kennen lernen dürfen», verabschiedete sich der 26-Jährige vom Team.