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Stefan Dörflinger weint um Jason Dupasquier

Von Günther Wiesinger
Der vierfache Schweizer Motorrad-Weltmeister Stefan Dörflinger ist fassungslos. Beim Gespräch mit SPEEDWEEK.com brach er in Tränen aus. «Ich war ein großer Fan von Jason», stammelte er.

Der verhängnisvolle Unfall von Jason Dupasquier im Moto3-Qualifying von Mugello und der Tod des aufstrebenden Schweizer Talents ging jedem Menschen nahe, der die erschütternden TV-Bilder gesehen hat. Der Freiburger hatte sich gegenüber der Debütsaison 2020 im CarXpert-PrüstelGP-Team enorm gesteigert, und die Motorradrennsportbegeisterte Schweiz nahm großen Anteil an den jüngsten Erfolgen des KTM-Piloten, der als WM-Zehnter nach Mugello kam und nach dem FP3 als Gesamtfünfter auf dem Weg zu einem Startplatz in der erste oder zweiten Reihe war.

Doch dann passierte der folgenschwere Sturz zwischen den Kurven 9 und 10, und die Schweiz trauert jetzt um das größte GP-Talent der letzten 15 Jahre, denn seit Tom Lüthi (2002) und Randy Krummenacher und Domi Aegerter (2006) hat kein fahrerisches Kaliber aus der Schweiz vom Format Jason Dupasquiers in der Weltmeisterschaft für Furore gesorgt – und das mit 19 Jahren.

Obwohl in der Schweiz seit der Katastrophe beim Automobil-24-Rennen von Le Mans 1955 Motorsport-Rundstreckenrennen verboten sind, hat die Schweiz immer wieder Spitzenfahrer hervorgebracht.

Luigi Taveri gewann auf der Werks-Honda die 125-ccm-Weltmeisterschaft 1962, 1964 und 1966 und insgesamt 30 Grand Prix. Der heute 72-jährige Stefan Dörflinger siegte 1982 in der 50-ccm-Weltmeisterschaft auf Kreidler und 1983 auf Krauser. Dazu triumphierte er 1984 in der neuen 80-ccm-Weltmeisterschaft auf Zündapp und ein Jahr später auf Krauser.

Dörflinger wurde 2019 auf dem Sachsenring von der Dorna in die virtuelle «Hall of Fame» aufgenommen. Er beobachtet die GP-Szene immer noch sehr aufmerksam. Er sitzt meistens auch bei den Trainings vor dem Fernseher und informiert sich über alle Details.

Gestern um 13.45 Uhr, kurz vor dem Start des MotoGP-Rennens in Mugello, klingelte das Mobiltelefon des SPEEDWEEK.com-Berichterstatters. «Dörflinger Stefan», teilte mir das Telefon-Verzeichnis mit.

Am anderen Ende der im Schwarzwald geborene Basler, mit tränenerstickter Stimme. «Jason war für mich ein Riesentalent, ich war ein großer Fan von ihm», seufzte der 18-fache GP-Sieger. Dann versagte seine Stimme.

Nach ein paar stillen Augenblicken suchte «Steffi» wieder nach Worten. «Ich habe Tränen in den Augen», gab er zu, während ich Gänsehaut bekam. «Mir ging es schlecht. Das hat mich mitgenommen, ehrlich.»

Zu Dörflingers Zeiten wurde noch auf lebensgefährlichen Straßenkursen gefahren. Er hat hautnah miterlebt, wie 1977 in Opatija sein Landsmann und 50-ccm-Rivale Ueli Graf und zwei weitere GP-Piloten am selben Tag ihr Leben verloren und wie auf dem Salzburgring 1977 der Schweizer Hans Stadelmann starb und sich Braun, Cecotto, Fernandez und Uncini schwer verletzten.

Stefan Dörflinger war auch dabei, als der Schweizer Michel Frutschi 1983 beim Le-Mans-GP mit der Honda im 500-ccm-Rennen tödlich verunglückte. Seine Feundin war schwanger.

Als Hauptsponsor von Frutschi trat damals der Schweizer Unternehmer und spätere IRTA-Gründer Michel Métraux auf. «Jetzt habe ich genug. Ich steige aus dem Motorradsport aus», sagte mir Michel Métraux damals in Le Mans niedergeschlagen nach dem Rennen auf dem Rückweg von der Zielkurve ins Fahrerlager.

Ein paar Jahre später gab er seiner Leidenschaft wieder nach und förderte großzügig Talente wie Jacques Cornu und ließ von Ing. Jörg Möller sogar die Parisienne 250 bauen.

Sein Sohn Olivier setzte dieses Vermächtnis nach dem Tod des Vaters fort. Er finanzierte mit Technomag jahrelang die GP-Karriere von Domi Aegerter und mit seiner Firma CarXpert zuletzt das Prüstel-Team. Er ermöglichte dadurch die steile GP-Karriere von Jason Dupasquier. 

Stefan Dörflinger erkundigte sich nach den Kontaktdaten der Familie Dupasquier. «Ich möchte den Angehörigen unbedingt meine Anteilnahme senden», sagte er. «Ich möchte ihnen mitteilen, dass ich ein Riesenfan von Jason war. Er ist ein Riesentalent gewesen. Er hat mich wirklich begeistert, ehrlich.» 

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