Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Max Kofler (KTM/9.): «Ich musste mal etwas riskieren»

Von Günther Wiesinger
Lokalmatador Max Kofler (20) lieferte beim Steiermark-GP mit Platz 9 eine respektable Talentprobe ab. Dabei hat der KTM-Pilot aus Oberösterreich eine lange Verletzungspause hinter sich.

Max Kofler aus dem Green Power CIP Team von Alain Bronec gelang beim Heim-GP auf dem Red Bull Ring im feuchten Moto3-WM-Lauf der bisher größte Erfolg seiner Karriere. Er sicherte sich nach einem starken Auftritt im 23-Runden-Rennen bei teilweise prekären Verhältnissen den ausgezeichneten neunten Platz – sein erstes Top-Ten-Ergebnis in der Weltmeisterschaft.

Dabei war der ehrgeizge Kofler seit seinem Crash in der ersten Runde beim Mugello-GP rund zwei Monate außer Gefecht. Es stellte sich heraus, dass der KTM-Pilot Kompressionsbrüche im Brustwirbelbereich erlitten hatte und vier Wirbeldeckplatten in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Die Deckplatten hatten beim Sturz Eindellungen davongetragen, die als Brüche gelten.

«Das war eine langfristige Geschichte», war sich Klaus Kofler während der Genesungsphase bewusst. «Es gab keine Möglichkeit für eine Operation. Man musste diese Verletzungen ausheilen lassen.»

Erst nach dem 20. Juli durfte Kofler wieder auf ein motorisiertes Zweirad steigen. Nach mehr eineinhalb Monaten Pause durfte der 20-jährige Max Kofler erst nach dem 20. Juli erstmals wieder mit einem motorisierten Zweirad trainieren. Er fuhr mit einem 12-Zoll-Buccimoto-Pitbike in Kalsdorf bei Graz und auf einer Supermoto-Strecke bei Wiener Neustadt in Niederösterreich, eine Woche später noch einmal in Ungarn.

Kofler hatte bereits Mitte Juli das Ziel, in Spielberg unbedingt beide Rennen zu bestreiten. Teamchef Bronec willigte ein, der Rennarzt bescheinigte dem Oberösterreicher aus Attnang-Puchheim die Renntauglichkeit.

«Die Entscheidung mit den Reifen war vor dem Start am Grid schwierig», berichtete Max. «Man hat gesehen, ein paar Fahrer wechseln aufs Slicks, andere sind auf den Regenreifen geblieben. «Ich habe mir dann einfach die Fahrer angeschaut, die in der Startaufstellung rund um mich gestanden sind. Die haben alle die Regenreifen drinnen gelassen. Also habe ich mir gedacht: ‚Dann lass‘ ich sie auch drinnen.‘ ich habe eigentlich nicht erwartet, dass jemand den Poker mit Slicks macht.»

Kofler machte sich nach dem Start keine Sorgen wegen der Reifenwahl. «Ich habe nie gegrübelt, ob das eine falsche Entscheidung war. Ich habe gewusst, am Schluss könnte es trocken werden. Ich musste also unbedingt am Anfang mit den Regenreifen alles Mögliche herausholen, was geht. Deshalb habe ich in der ersten Runde gleich voll gepusht und viel riskiert. Ich habe in der Startrunde ca. 15 Fahrer überholt! Aber ich dachte mir, wenn du jetzt mal ausrutscht, dann ist es halt so. Ich wollte die Vorteile der Regenreifen am Anfang ausnutzen, um etwas Spielraum zu haben, sollten sie am Ende ein Nachteil sein. Am Schluss waren die Slicks schneller. Aber da ich am Anfang so gepusht habe, habe ich auf die anderen Fahrer mit Slicks genug Vorsprung gehabt. Nur Binder hat mich mit Slicks besiegt.»

«In der Anfangsphase habe ich mir gedacht, die Reifen werden schon genug Haftung haben. Ich habe voll reingehalten nach dem Motto: 'Wenn’s aufgeht, geht’s auf.' Ich musste einfach einmal etwas riskieren», schilderte der unerschrockene Max Kofler.

Kofler wurde zuerst von Binder von Platz 6 verdrängt. Dann schnappten ihn auch noch die beiden Japaner Yamanaka und Kunii.

«Ich habe im Finish die Nachwirkungen meiner Rückenverletzung ein bisschen gespürt. Es war zum ersten Mal, dass ich seit mehr als zweieinhalb Monaten eine Renndistanz gefahren bin. Es war generell ein extrem hartes Rennen, auch mental. Denn ich war zum ersten Mal in der Situation, dass ich in den Top-6 mitgefahren bin. Ich habe sogar die Podestkandidaten vor mir fahren gesehen. Man musste sehr genau aufpassem, dass man auf der schmalen trockenen Ideallinie blieb und nicht auf die nassen Stellen kam», schilder Kofler im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich habe in der letzten Runde nimmer dagegen halten können. Aber ich muss mit Platz 9 trotzdem zufrieden sein. Das war mein erstes Top-Ten-Ergebnis, noch dazu beim Heim-GP.»

Kofler hatte im SPEEDWEEK.com-Interview am 21. Juli noch erklärt, er werde den Steiermark-GP eher als Aufbautraining nutzen, um sich wieder an das schnelle Moto3-Bike gewöhnen und dann beim Österreich-GP am 15. August «volle Attacke» fahren.

«Natürlich wäre es heute im Trockenen schwieriger gewesen, so eine Position herauszufahren», ist sich Kofler bewusst. «Aber man hat gesehen, im Trockenen hat auch nicht viel gefehlt. Ich war nach dem Qualifying an 24. Stelle, aber nur mit einer halben Sekunde Rückstand.»

Jetzt ist der Österreicher auf den Geschmack gekommen; Kofler will auch in einer Woche um Top-Ten-Plätze kämpfen. «Man muss abwarten, wie sich das nächste Wochenende entwickelt. Aber das Selbstvertrauen ist auf jeden Fall ein wenig gesteigert.»

Rennergebnis Spielberg, Moto3

1. Acosta, KTM, 23 Runden in 39,45,869 min
2. Garcia, GASGAS, + 14,431 sec
3. Fenati, Husqvarna, + 15,410
4. Masia, KTM, + 15,510
5. Sasaki, KTM, + 18,847
6. D. Binder, Honda, + 20,534
7. Yamanaka, KTM, + 30,080
8. Kunii, Honda, + 30,174
9. Kofler, KTM, + 30,245
10. A. Fernandez, Husqvarna, + 36,355
11. Salac, KTM, + 36,437
12. Toba, KTM, + 36,659
13. McPhee, Honda, + 36,665
14. Guevara, GASGAS, + 37,514
15. Suzuki, Honda, + 37,918

Stand Fahrer-WM (nach 10 Rennen):

1. Acosta 183 Punkte. 2. Garcia 130. 3. Fenati 96. 4. Foggia 86. 5. Masia 85. 6. D. Binder 79. 7. Sasaki 68. 8. Antonelli 67. 9. Rodrigo 59. 10. Alcoba 58. 11. Migno 58. 12. Toba 56. 13. Salac 40. 14. McPhee 40. 15. Suzuki 38. 16. Guevara 38. 17. Yamanaka 37. 18. Artigas 37. 19. Dupasquier 27. 20. Deniz Öncü 25. 21. Nepa 19. 22. Riccardo Rossi 16. 23. Adrian Fernandez 16. 24. Kunii 15. 25 Tatay 14. 26. Kofler 10. 27. Bartolini 7. 28. Izdihar 2. 29. Holgado 1.

Marken-WM:

1. KTM 215 Punkte. 2. Honda 188. 3. GASGAS 142. 4. Husqvarna 100.

Stand Team-WM:

1. Red Bull KTM Ajo 268 Punkte. 2. Gaviota GASGAS Aspar Team 168. 3. Petronas Sprinta Racing 119. 4. Indonesian Racing Gresini 117. 5. Leopard Racing 116. 6. Sterilgarda Max Racing Team 112. 7. Red Bull KTM Tech3 93. 8. Rivacold Snipers Team 93. 9. Avintia Esponsorama 88. 10. CarXpert PrüstelGP 69. 11. CIP Green Power 67. 12. SIC58 Squadra Corse 38. 13. BOE Owlride 35. 14. Honda Team Asia 17.

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