Aki Ajo: Was er über Supertalent Pedro Acosta sagt
Das Red Bull KTM Ajo Team von Teambesitzer Aki Ajo hält nach der erfolgreichsten Saison seiner Geschichte (mit 20 GP-Siegen und zwei Titelgewinnen, in der Moto3 mit Acosta und in der Moto2 mit Gardner) bei insgesamt 105 GP-Siegen. 17 mal wurde nach 2003 ein 125 ccm-WM-Lauf gewonnen, dazu kommen 43 GP-Erfolge in der Moto3 (alle mit KTM) und 45 in der Moto2.
Nächstes Jahr bildet Ajo in der Moto3 ein neues Fahrerduo mit Jaume Masia und Deniz Öncü, dessen Zwillingsbruder Can bei ihm 2018 im Regen den Valencia-GP gewann – als Wildcard Fahrer bei seinem ersten WM-Lauf und vor dem Erreichen des Mindestalters von 16 Jahren. Aber als Sieger des Red Bull Rookies-Cups 2018 durfte der Türke trotzdem mitfahren.
In der Moto2-Klasse bieten Red Bull und KTM im Ajo Team in der kommenden Saison neben Moto3-Weltmeister Pedro Acosta den routinierten Augusto Fernandez auf, der im Marc VDS-Team 2021 auf dem fünften WM-Rang landete, unmittelbar hinter seinen Teamkollegen Sam Lowes.
Aki Ajo war im vergangenen August noch nicht überzeugt, ob er Acosta mit 17 Jahren bereits in die 675-ccm-Klasse befördern solle.
Aber je näher der Titelgewinn rückte, desto klarer zeichnete sich der Klassenwechsel für den Überflieger ab, der bei den ersten vier Grand Prix 2021 satte 95 von 100 möglichen Punkten einkassierte.
«Es ist normal, dass nach den erstklassigen Leistungen von Pedro in seinem Kopf die Frage auftauchte, ob er eine zweite Moto3-Saison bestreiten sollte», sagt Ajo im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er hat zwar bisher immer noch wenig Erfahrung in dieser WM-Klasse, aber wir haben uns danach für den Aufstieg entschieden.»
Nicht selten blieb den Gegnern und den TV-Zuschauern in der vergangenen Saison vor Staunen der Mund offen, wenn sie sahen, wir clever und selbstbewusst der neue Weltmeister seine Rennstrategie in den letzten Runden gestaltete.
Aber Aki Ajo pflegt die Darbietungen seiner Fahrer nicht in den Himmel zu heben. Sie sollen mit den Füßen auf dem Boden bleiben, denn nicht jeder Moto3-Sieger setzt sich auch in den höheren Kategorien durch, man denke nur an Weltmeister wie Danny Kent oder Lorenzo Dalla Porta.
«Wir haben bei uns im Team schon viele Fahrer gehabt, sie in den letzten Jahren ausgezeichnete Strategien angewendet haben», betont Ajo. «Luis Salom ist nur ein Beispiel, auch wenn er den Titel dann 2013 nicht gewonnen hat. Aber pedro ist außergewöhnlich, das ist unbestritten. Er hat im Finish immer noch etwas in Reserve. Das liegt in erster Linie an seinem Fahrstil und an der Art und Weise, wie er in die Kurven einbiegt. Er fährt eine ziemlich enge Linie und hat deshalb wenig Mühe, die Gegner beim Anfahren auf die Kurve beim Anbremsen zu überholen. Dieses Wissen, dass er im Zweikampf sehr stark ist, trägt dazu bei, dass Pedro im Finish ruhig bleibt. Und wenn du die Ruhe bewahrst, kannst du dir im Kopf die richtige Strategie zurechtlegen.»
Der sonst so gelassene Finne Aki Ajo räumt ein, dass er durchaus nervös wird, wenn seine Fahrer in den letzten Runden um Siege fighten, auch wenn er sich das äußerlich nicht anmerken lässt.
«Oh, oh, klar bin ich aufgeregt. Aber es ist Teil der Freude, wenn es spannend ist – und das Rennen dann noch ein gutes Ende für das Team findet» sagt Ajo.
Acosta hatte in der WM nach dem Jerez-GP am 2. Mai bereits bald einen Vorsprung von mehr als 50 Punkten.
Der Teamchef erzählt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, er habe sich dann mit seinem jungen Schützling nicht nur über die Taktik für die restlichen Rennen verständigt. «Wir haben uns auch über das Leben im Allgemeinen unterhalten. Pedro hat ein sehr reifes Verhalten», lobt Aki Ajo. «Ich habe ihm eingeschärft, er solle sich in der zweiten Saisonhälfte auf die grundsätzlich wichtigen Dinge konzentrieren und die Bodenhaftung nicht verlieren. Es geht um das ‘old school life‘, um das Leben im althergebrachten Sinn. Pedro redet gerne, und er ist jeden Tag zu mir gekommen, um über diese Dinge zu sprechen. Was mir an ihm gefällt: Er bemüht sich sehr, ein normaler Junge zu bleiben und sich ganz auf seine Arbeit als Rennfahrer zu fokussieren.»
«Ich habe ihm zwischendurch auch klar gemacht, dass ein Vorsprung von 50 Punkten kein Ruhekissen ist», schildert Aki Ajo im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Denn zwei punktelose Rennen, und der Vorsprung ist weg. Man darf nicht zu stark daran denken, den Abstand einfach zu verwalten. Doch Pedro ist schlau. Natürlich hat er danach keine unnötigen Extra-Risiken mehr auf sich genommen. Denn in seiner Situation konnte er es sich leisten, etwas ruhiger, besonnener und vorsichtiger zu fahren. Klar, Pedro hätte am liebsten immer gewonnen. Aber er hat mir auch immer wieder versichert, er bemühe sich, beim Fahren Freude zu haben. Als er beim vorletzten Grand Prix die Chance für den Titelgewinn gesehen hat, wollte er diese Gelegenheit unbedingt beim Schopf packen. Es hat geklappt!»
Moto3-Endstand Fahrer-WM (nach 18 Rennen):
1. Acosta 259 Punkte. 2. Foggia 216. 3. Garcia 188. 4. Masia 171. 5. Fenati 160. 6. Antonelli 152. 7. Darryn Binder 136. 8. Guevara 125. 9. Sasaki 120. 10. Migno 110. 11. Deniz Öncü 95. 12. Alcoba 86. 13. McPhee 77. 14. Suzuki 76. 15. Artigas 72. 16. Salac 71. 17. Toba 64. 18. Nepa 63. 19. Rodrigo 60. 20. Yamanaka 47. 21. Tatay 40. 22. Adrián Fernández 30. 23. R. Rossi 30. 24. Dupasquier 27. 25. Kunii 15. 26. Kofler 10. 27. Bartolini 7. 28. Holgado 4. 29. Izdihar 4. 30. Azman 3. 31. Kelso 2. 32. Surra 1.
Marken-WM:
1. KTM 369 Punkte. 2. Honda 360. 3. GASGAS 266. 4. Husqvarna 166.
Team-WM:
1. Red Bull KTM Ajo 430 Punkte. 2. Valresa GASGAS Aspar Team 313. 3. Leopard Racing 288. 4. Red Bull KTM Tech3, 218. 5. Petronas Sprinta Racing 216. 6. Avintia Esponsorama 199. 7. Sterilgarda Max Racing Team 190. 8. Indonesian Racing Gresini 146. 9. Rivacold Snipers Team 146. 10. CarXpert PrüstelGP 110. 11. BOE Owlride 92. 12. CIP Green Power 77. 13. SIC58 Squadra Corse 76. 14. Honda Team Asia 19.