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«Jordan» Guevara jubelt: Im Eiltempo zum WM-Titel

Kolumne von Günther Wiesinger
Ein Mann mit großer Zukunft: Izan Guevara

Ein Mann mit großer Zukunft: Izan Guevara

Nur eineinhalb Jahre nach seinem GP-Debüt hat Izan Guevara (18) heute die Moto3-WM im Stil eines großen Champions gewonnen – mit einem Sieg auf Phillip Island.

GASGAS-Moto3-Pilot Izan Guevara (18) hatte beim Australien-GP eine erstklassige Chance, bereits in seiner zweiten GP-Saison Weltmeister werden. Er lag 49 Punkte vor Dennis Foggia (Leopard Honda) und 56 Zähler vor seinem Teamkollegen Sergio Garcia. Er brauchte also einen Sieg oder zwei Punkte mehr als Foggia, um die WM beim drittletzten Rennen für sich zu entscheiden.

Der Mallorquiner hatte schon nach dem Triumph beim Aragón-GP angekündigt, dass er seine erfolgreiche Taktik nicht ändern und weiter auf Sieg fahren werde. Diese Strategie bekamen seine Gegner heute in «Down Under» deutlich zu spüren, vor allem in der Schlussphase des 23-Runden-Krimis.

Izan Guevara führte nach dem Misano-GP erstmals die Weltmeisterschaft an und baute sie mit dem Sieg in Aragón auf 33 Punkte aus. Sein Aspar-Teamkollege Sergio Garcia schwächelte in der zweiten Saisonhälfte gewaltig, auch Dennis Foggia kassierte 2022 bereits insgesamt fünf Nuller, während Guevara nur beim Crash in Silverstone punktelos blieb und mit fünf Saisonsiegen in der Tasche nach Phillip Island kam.

Ayumu Sasaki (Husvqarna) hatte als WM-Vierter mit 71 Punkten Rückstand vor dem Australien-GP nur noch theoretische Titelchancen.

Der 18-jährige Guevara feierte seinen Triumph beim Heimrennen in Aragonien mit einem gekonnten Handstand. Es war Izans vierter Sieg im 15. Saisonrennen, die Pole-Position erleichterte seine Aufgabe, aber er hat 2022 auch schon einmal vom 22. Startplatz aus gewonnen.

Wieder ein Champion aus Mallorca

Der neue Weltmeister kommt wie Jorge Lorenzo und Joan Mir aus Palma de Mallorca. Er bestreitet erst seine zweite GP-Saison, er kannte also die Pisten in Motegi, Buriram und Phillip Island, auch Sepang wird im Gegensatz zu vielen Gegnern Neuland für ihn sein, weil auch dort wegen der Corona-Pandemie zwei Jahre lang nicht gefahren wurde.

«Ich habe im Rennen in Aragón stark gepusht, weil ich mich auf dem Motorrad recht komfortabel gefühlt habe und eine gute Pace hatte», berichtete der WM-Leader. «Ich war froh, dass ich meinen Vorsprung vor den Übersee-Rennen vergrößern konnte.»

Guevara betonte schon vor dem Japan-GP, er werde seine Strategie bei den kommenden Rennen nicht auf seine zwei, drei gefährlichsten Gegner ausrichten. «Ich werde mit meinem Team so weiterarbeiten wie bisher», versicherte der WM-Favorit. «Auf der Piste arbeite ich allein, da bin ich auf mich allein gestellt. Auf die neuen Strecken in Asien und Australien habe ich mich gefreut.» Tatsächlich siegte er in Motegi dann auf Anhieb.

Das Rennen auf Phillip Island war erst der 36. Grand Prix von Guevara, der sein GP-Debüt 2021 in Doha/Katar gefeuert hat und bis zum Australien-GP elf Podestplätze erreicht hat, zehn. davon in diesem Jahr.

Der Stern von Guevara ging 2021 beim Texas-GP-auf, wo das Ausnahmetalent im Oktober einen ersten GP-Sieg feierte. Der Spanier hatte beim Abbruch geführt, und da auch das Sprint Race nach drei Runden wegen eines Horror-Crashs abgebrochen werden musste, wurde Guevara überraschend in einem Wirrwarr zum Sieger erklärt.

Guevara machte schon vor dem Saisonstart kein Geheimnis aus seinem Ziel für 2022. «Ich will Weltmeister werden», lautete seine Botschaft im vergangenen Februar.

Mit dieser Aussage stellte er gleich einmal die Hierarchie im GASGAS-Team des vierfachen Weltmeister Jorge «Aspar» Martinez auf den Kopf, denn dort war Sergio Garcia hinter Acosta und Foggia auf dem dritten WM-Rang gelandet, er galt als logsicher WM-Favorit. Guevara hingegen 123 Punkten Rückstand als Rookie immerhin auf dem achten WM-Rang gelandet.

Guevara macht kein Geheimnis daraus, dass die MotoGP sein ultimatives Ziel darstellt, nächstes Jahr steigt er im GASGAS-Team neben Jake Dixon ins die Moto2-WM auf.

Marc Márquez sagte schon am Donnerstag in Australien: «Izan wird auch in Zukunft in den höheren Kategorien ein guter Fahrer sein.»

Guevara, 2019 und 2020 schon im European Talent Cup und in der Junioren-WM Champion, ist in Spanien inzwischen sehr beliebt. Er kommt aus armen Verhältnissen, er wurde von Aspar Martinez entdeckt und hat jetzt als sechster Weltmeister im Team des vierfachen Weltmeisters die WM-Krone in der kleinsten GP-Klasse gewonnen. Seine Vorgänger im Rennstall von Aspar: Alvaro Bautista (2006), Gabor Talmcasi (2007), Julián Simón (2009), Nico Terol (2011) und Albert Arenas (2020).

Insgesamt ist Guevara der 23. Motorrad-Strassen-Weltmeister aus Spanien, Angel Nieto war der erste Titelgewinner. Total haben die Spanier bisher 56 WM-Titel abgeräumt.

Und die Spanier sind auch in der 2012 eingeführten 250-ccm-Moto3-Kategorie die großen Abräumer: Viñales gewann die Moto3-WM 2013 auf KTM, dann Alex Márquez 2014 auf Honda, 2017 Joan Mir auf Honda, 2018 Jorge Martin auf Honda, 2020 Albert Arenas auf KTM und Pedro Acosta 2021 auf KTM.  

Izan Guevera ist also der siebte spanische Moto3 World Champion, der erste auf GASGAS.

Guevara ist ein Bewunderer des US-Basketball-Stars Michael Jordan, sie nennen ihn wegen seines Idols in der Box «Jordan», und er liebt die Film-Dokumentation seines Vorbilds «The Last Dance», die 2020 in den USA von ESPN Films und Netflix erschienen ist. Diese Mini-Serie blickt auf die Karriere von Michael Jordan zurück, ein besonderer Fokus liegt auf der Saison 1997/1998, seiner letzten mit den Chicago Bulls.

Übrigens: Michael Jordan ist ein leidenschaftlicher Motorrad-Rennfan, er hat sogar jahrelang ein Team in der US-Meisterschaft betrieben und kam schon mehrmals als Gast zum Valencia-GP im November.

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