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Liqui Moly Husqvarna: Wermutstropfen nach Doppelsieg

Von Günther Wiesinger
Die Manager der Konkurrenzteams schüttelten den Kopf, als Husqvarna-Titelfavorit Sasaki am Sonntag 5 Punkte gegen seinen Teamkollegen Collin Veijer verlor, die in der WM noch eine wichtige Rolle spielen könnten.

Trotz des grandiosen Doppelsieges beim Sepang-GP am Sonntag herrschte beim deutschen Liqui Moly Husqvarna Intact GP Moto3-Team nicht nur grenzenloser Jubel und eitel Wonne. Denn Collin Veijer und Ayumu Sasaki lieferten in Malaysia einen fulminanten Führungskampf, den der unerschrockene und hochtalentierte WM-Rookie aus den Niederlanden mit seinem ersten GP-Sieg krönte.

Aber der Wermutstropfen: Titelanwärter Sasaki verlor durch die Niederlage 5 kostbare Punkte im Fight gegen WM-Leader Jaume Masià, der dank Platz 3 noch 13 Punkte Vorsprung zu den letzten zwei Grand Prix in Losail (19.11.) und Valencia (26.11.) mitbringt.

Routinier Sasaki wahrte immerhin seine WM-Chancen, muss sich aber selber an der Nase nehmen: Er hat in diesem Jahr auf der Husqvarna in der letzten Runde sieben Mal geführt, aber nie gewonnen. Titelrivale Jaume Masià, im Vorjahr noch als Fahrer bei Red Bull KTM Ajo unter Vertrag und damit Mitglied der Pierer-Gruppe, hat hingegen in diesem Jahr als klar bester Honda-Pilot schon drei Saisonsiege in der Tasche. Und sogar Rookie David Alonso (GASGAS) hat schon vier Saisonsiege erbeutet!

Dass sich Veijer als Klassenneuling die Chance auf seinen ersten GP-Triumph nicht entgehen lassen wollte, ist verständlich, zumal die Niederlande seit Brünn 1990 (Hans Spaan auf Honda) in der Leichtgewichts-WM-Klassen keinen Sieg mehr errungen hatten!

«Die Moto3-WM ist keine Mannschaftssportart», hatte Pierer-Mobility-Sportdirektor Pit Beirer vor wenigen Tagen gegenüber SPEEDWEEK.com festgestellt. Die Österreicher lassen ihre Piloten von KTM, GASGAS, Husqvarna und CFMOTO frei fahren.
Eingriffe in die Rennstrategie bleiben den jeweiligen Teams überlassen.

Doch wie gut das Verhältnis zwischen dem Team und Sasaki ist, lässt sich schwer beurteilen. Denn gegenüber den Pierer-Verantwortlichen war im August versichert worden, Sasaki werde bei Liqui Moly 2024 die Moto2-WM bestreiten (statt Tulovic), doch bald darauf verkündete SPEEDWEEK.com, der Japaner habe beim Yamaha VR46 Master Camp Team unterschrieben.

Tatsuki Suzuki kommt 2024 als neuer Moto3-Pilot zum Team aus Memmingen. In der Moto2 werden Darryn Binder und der Moto2-Europameister Senna Agius antreten, der bisher das richtige Kaliber für die Weltmeisterschaft noch nicht offenbart hat und bei seinen Einsätzen 2023 immer punktlos geblieben ist.

Was ein EM-Titel wert ist, zeigt sich in der laufenden Saison bei Lulas Tulovic: Er hat bei den ersten 18 Grand Prix 12 Punkte erbeutet und liegt in seiner zweiten kompletten WM-Saison an 24. Stelle.

Auch Neugang Tatsuki Suzuki, der Sasaki-Nachfolger im deutschen Moto3-Team, löst keine prickelnde Gefühle aus: Er ist 25 Jahre alt, hat bei 148 Grand Prix drei Siege und fünf weitere Podestplätze erzielt. Er gewann 2023 im Regenrennen von Las Teams, enttäuschte aber danach pausenlos und wurde von Leopard Honda deshalb im Herbst durch Adrián Fernández (Platz 5 in Sepang) ersetzt.

Ayumu Sasaki überquerte den Zielstrich in Sepang nur 0,066 sec hinter Veijer. «Ich denke, ich hatte ein tolles Rennen. Ich habe viel Führungsarbeit geleistet und das Tempo kontrolliert, während ich versuchte, die Reifen zu schonen. Ich wusste, dass Jaume Masià und mein Teamkollege bei mir waren. In der letzten Runde in Kurve 8 habe ich nicht damit gerechnet, dass Collin mich dort überholen würde. Ich habe nicht so spät gebremst, sonst hätte ich mehr auf der Hut sein können. Dennoch haben wir die Lücke in der Meisterschaft reduziert und noch zwei Rennen vor uns. Wir werden unser Maximum geben.»

Naja, wenn man in der letzten Runde mit der Erfahrung von 122 Grand Prix nicht mit Attacken der Gegner rechnet und aufs Spätbremsen verzichtet, hat man als Titelanwärter wohl nicht alles richtig gemacht. Zumal sich ja Collin Veijer schon bei den letzten Rennen nicht mannschaftsdienlich verhalten und seine eigenen Interessen vertreten hat. Was ihm offenbar nicht untersagt wurde.

«Ich fühle mich großartig, es war wahnsinnig anstrengend», seufzte Collin Veijer, der in der WM schon an achter Stelle liegt. «Es war ein tolles Rennen, und ich habe versucht, so weit vorne zu bleiben wie möglich. An einem Punkt musste ich meinen Teamkollegen angreifen, weil die Gruppe hinter mir sonst ebenfalls überholt hätte. Letztendlich haben wir einen Doppelsieg für unser Team erreicht; darüber bin ich sehr glücklich. Ich möchte dem ganzen Team für die unermüdliche Hilfe danken.»

Teammanager Peter Öttl sprach von einem großartigen Tag für sein Moto3-Team. Sepang scheint der Husky-Mannschaft Erfolg zu bringen, denn schon 2022 wurde hier ein Doppelsieg gefeiert. «Allerdings begann das Wochenende alles andere als einfach», schränkte der Bayer ein. «Es war eine neue Strecke für Collin und wir mussten viele Anpassungen am Set-up an Ayumus Bike vornehmen. Dennoch waren wir bis zum Qualifying wieder konkurrenzfähig, wie Collins zweiter Startplatz und Platz 5 für Ayumu zeigten, obwohl wir wussten, dass mit Ayumu viel mehr möglich war. Die Startaufstellung gab uns die Zuversicht, dass wir sehr konkurrenzfähig sein würden, wenn wir alle Probleme von Ayumu vor dem Rennen beheben könnten, während Collins starke Konstanz uns große Hoffnungen auf ein starkes Ergebnis machte. Den Renntag mit einem Doppelsieg zu beenden, ist das Maximum, das ein Team erreichen kann. Wir haben unsere Führung in der Teamwertung ausgebaut, was sehr erfreulich ist. Aber noch wichtiger ist, dass Ayumu den Rückstand in der Meisterschaft wieder verkürzen konnte.»

Eine Teamorder gab es nicht? Peter Öttl: «Es ist nie einfach, die Reihenfolge der eigenen Fahrer zu bestimmen, und das war ein Rennen, in dem Collin von Anfang bis zum Ende immer sein Bestes gab, um Ayumu zu helfen, aber auch auf sein eigenes Rennen achten musste, um sein eigenes Spitzenergebnis nicht zu gefährden. Am Ende hat er es sehr gut hinbekommen, denn in einem so engen Rennen war es schwer zu wissen, welcher Fahrer gerade hinter ihm ist. Aber wir sind sehr glücklich und stolz auf unsere beiden Fahrer. Mit diesem Doppelsieg sind wir unserem Ziel, die Meisterschaft bis Valencia offen zu halten, einen Schritt nähergekommen. Hoffentlich können wir das auch in Doha in einer Woche sagen, damit wir in Valencia um den Titel kämpfen können.»

Ergebnis Moto3-WM-Lauf, Sepang (12.11.2023)

1. Veijer, Husqvarna, 15 Rdn in 33:30,072 min
2. Sasaki, Husqvarna, + 0,066 sec
3. Masià, Honda, + 0,328
4. Ortola, KTM, + 6,830
5. Adrián Fernández, Honda, + 7,191
6. Artigas, CFMOTO, +7,354
7. Kelso, CFMOTO, + 7,400
8. Farioli, KTM, + 11,175
9. Yamanaka, GASGAS, + 11,287
10. Bertelle, Honda, + 11,441
11. Deniz Öncü, KTM, + 14,095
12. Perez, KTM, + 14,490
13. Ogden, Honda, + 15,600
14. Whatley, Honda, + 17,148
15. Nepa, KTM, + 17,195
16. Fellon, KTM, + 17,251
17. Muñoz*, KTM, + 33,878

* = 27-sec-Strafe wegen unverantwortlicher Fahrweise. 

Moto3-WM-Stand nach 18 von 20 Rennen:

1. Masià 246. 2. Sasaki 233. 3. Alonso 205. 4. Holgado 205. 5. Öncü 196. 6. Ortolá 170. 7. Moreira 131. 8. Veijer 130. 9. Muñoz 113. 10. Rueda 111. 11. Nepa 101. 12. Toba 97. 13. Yamanaka 78. 14. Artigas 77. 15. R. Rossi 66. 16. Furusato 56. 17. Suzuki 50. 18. Kelso 49. 19. Bertelle 48. 20. Salvador 31. 21. Fenati 30. 22. Odgen 24. 23. A. Fernández 23. 24. Migno 17. 25. Farioli 15. 26. Fellon 6. 27. Azman 5. 28. Carraro 5. 29. Aji 4. 30. Whatley 4. 31. Perez 4.

Konstrukteurs-WM:

1. KTM 362 Punkte (Weltmeister). 2. Honda 297 3. Husqvarna 272. 4. GASGAS 230. 5. CFMOTO 101.

Team-WM:

1. LIQUI MOLY Husqvarna Intact GP 363. 2. Leopard Racing 319. 3. Red Bull KTM Ajo 307 Punkte. 4. Gaviota GASGAS Aspar Team 283. 5. Angeluss MTA Team 271. 6. Red Bull KTM Tech3, 220. 7. SIC58 Squadra Corse 163. 8. MTHelmets-MSi 136. 9. CFMOTO Racing PrüstelGP 126. 10. BOE Motorsports 106. 11. Rivacold Snipers Team 83. 12. Honda Team Asia 60. 13. CIP Green Power 54. 14. Vision Track Racing Team 29.


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