Noah Dettwiler: «Kann noch von allen Gegnern lernen»
Der mittlerweile 19-jährige Eidgenosse Noah Dettwiler befindet sich zwar weiterhin in seiner ersten vollen Moto3-WM-Saison, hat aber bereits das erste Saisondrittel absolviert. Sportlich läuft es für die derzeit einzige deutschsprachige Hoffnung im Fahrerlager, mit Ausnahme von MotoE-Pilot Lukas Tulovic, noch wechselhaft. Zwei WM-Zähler bedeuten Rang 24.
Auf der KTM des erfahrenen CIP-Teams aus Frankreich gelangen Dettwiler zwar ausgerechnet bei der vermeintlich härtesten Aufgabe auf der Achterbahn in Austin die ersten WM-Punkte, doch ein echtes Highlight ließ sich in den ersten sieben GP-Events nicht verbuchen. Mit Tom Lüthi als Mentor hat der Schweizer einen Vollprofi als Unterstützer an seiner Seite. Sicher ist schon heute, auch 2025 werden wir Noah Dettwiler in der WM sehen, da man sich mit CIP-Teaminhaber Alain Bronec von Beginn auf einen Zweijahres-Vertrag verständigt hatte.
Um zu verstehen, wie es dem in der Nähe von Basel geborenen Jungprofi nach der ersten heißen Phase der Saison geht, verabredete sich SPEEDWEEK.com zum Interview mit dem jungen Racer.
Noah, eine erste legitime Frage an einen Profi-Rennfahrer, saßt du heute schon auf einem Motorrad?
Ehrlich gesagt, nein. Ich verbringe diese Woche in der Heimat in der Schweiz, um einige Dinge zu erledigen. Doch nächste Woche starte ich zurück nach Valencia, um mich dort, auch auf dem Bike, wieder für den nächsten Lauf in Assen vorzubereiten. Auf der Straße trainiere dich mit einer 600er-Yamaha.
Wie beurteilst du selbst die erste Phase deiner Rookie-Saison?
Erstmal bin ich überhaupt sehr happy, diese Möglichkeit zu haben und mit diesem Team zu lernen. Die Atmosphäre bei uns ist sehr gut, auch wenn es nicht immer super läuft. Sie unterstützen auch mit bei den Läufen wie in Barcelona oder zuletzt in Mugello wo es wirklich hart war und ich gar nicht zufrieden war. Unterm Strich bin ich also positiv vom Gefühl, auch weil wir uns bei einigen Dingen verbessert haben. Ich habe viel gelernt und jetzt geht es darum, das besser umzusetzen.
Wo siehst du noch das meiste Potenzial?
Nicht zufrieden bin ich mit mir, wenn es um die Trainings und Qualis geht. Mein Timing ist nicht gut. Es gelingt mir noch nicht, zum richtigen Zeitpunkt die optimale Runde zu fahren. Und wenn ich immer von weit hinten losfahre, ist der Start in die Rennen deutlich schwerer.
Und was, denkst du, sind deine Stärken?
Was wirklich gut klappt, ist das Thema «Bremsen». Da mache ich wenig Fehler, bin spät dran und schaffe es trotzdem gut, das Bike in die Ecken zu bringen. Das bestätigen auch die Daten.
Dein Teamkollege ist Ricccardo Rossi, der deutlich mehr Erfahrung hat, wie kooperierst du mit ihm?
Er ist ein guter Typ und wir verstehen menschlich prima. Außerdem tauschen wir alles aus. Alle Aufzeichnungen der Daten, aber auch wir uns selbst mit unseren Eindrücken. Ich kann mir sicher mehr von ihm abschauen als andersherum – aber es gab auch schon Situationen, da konnte ich ihm weiterhelfen.
Orientierst du dich an weiteren Piloten, wer beeindruckt dich?
Um ehrlich zu sein, ich mir natürlich von allen noch was abschauen, aber wirklich beeindruckend sind für mich nur David Alonso und Collin Veijer. Aktuell haben die beiden noch etwas mehr Reserven. Man sieht es auch daran, dass sie im Training meist alleine fahren und auch solo brutal schnell sind. Im Rennen im Pulk hilft ihnen das dann im Finale.
Die neuen Reifen stellen in der Moto3 dieses Jahr eine große Veränderung dar. Wie beurteilst du das?
Es ist definitiv eine sehr große Umstellung. Ich bin letztes Jahr einige Läufe auf Dunlop-Reifen gefahren und die Eigenschaften sind schon sehr anders. Rein- und Rausfahren ist eine ganz andere Sache, aber es ist für alle gleich. Die Performance der Reifen ist auf jeden Fall super und ich denke, nach ein paar Rennen haben wir jetzt auch den Verschleiß soweit unter Kontrolle.
Kannst du dir erklären, warum es für dich als Rookie gerade auf der herausfordernden Strecke in Austin als 14. so gut geklappt hat?
Die Piste dort ist schon was ganz Besonderes. Sie hat mir ausgezeichnet gefallen. Aber ich denke, es gibt keinen wirklichen Grund. Wenn überhaupt, dann war es, dass ich dort ohne mir Gedanken zu machen gefahren bin.
Von den sieben Pisten, welche waren ganz neu für dich?
Bis jetzt war es nicht so schlimm mit den unbekannten Layouts, denn nur die Strecken in Katar, in den USA und die Piste von Le Mans waren neu.
Wenn du nach vorne schaust, was denkst du, wird die größte Herausforderung und worauf freust du dich besonders?
Ganz klar, die große Tournee in Asien. Das ist in jeder Hinsicht für mich neu. Ich bin extrem gespannt auf diesen Riesentrip im Herbst, der ja fast zwei Monate wird. Aber jetzt will ich erst mal die nächsten beiden Rennen mit einer Steigerung hinbekommen. Dann können wir mit einem guten Gefühl in die Pause und auch wenig den Sommer genießen.
Viel Erfolg!