Trotz Rückschlag: Intact-Manager Lingg zuversichtlich
Positiv: Jürgen Lingg mit Intact-GP-Eigner Stefan Keckeisen (li.)
Die MotoGP ist in Indonesien angekommen. Damit wird die entscheidende Phase der Weltmeisterschaft eingeläutet. Für das deutsche Intact-GP-Team lief es lange nach Plan. Mit Collin Veijer ist die von Peter Öttl gesteuerte Moto3-Einheit dauerhaft auf Erfolgskurs. Auch wenn David Alonso dank seiner letzten Siegesfahrt in Misano – Veijer landete auf Platz 3 – klarer WM-Favorit ist, bei noch sechs ausstehenden Rennen ist der Titelkampf noch nicht entschieden. Allerdings war auch bereits früh klar, dass das Riesentalent Veijer für bei Aki Ajo in der Moto2 anheuern wird.
In der Moto2-WM zeichnete sich ein Bild mit kleineren Tälern und Gipfeln. Während der hoch gehandelte Darryn Binder nicht wie erhofft zündete, zeigt sich das Team mit den Darbietungen des jungen Australiers Senna Agius sehr zufrieden. Zehnmal steuerte er die Kalex in die Punkte, dreimal in die Top-10.
Wenn auch fast geräuschlos, zelebrierte die Mannschaft aus dem Allgäu einen Durchmarsch in der MotoE-WM. Hector Garzo sicherte sich die Meisterschaft und auch wenn Teamkollege ohne Sieg blieb, reichte es im Verbund auch zum Gewinn der Team-Weltmeisterschaft.
Oft vergessen, aber nicht minder aufwändig ist der Einsatz von Intact-GP in den Nachwuchsserien. Mit den Junior-GP-Piloten Jakob Rosenthaler, Rico Salmela und Leo Rammerstorfer sowie dem Spanier Alex Longarela (European Talent Cup) betreibt Ex-Racer Dirk Reissmann weitere vier Piloten im Namen der Struktur. Mit zehn Athleten in fünf Kategorien hat sich das Team von Stefan Keckeisen und Wolfgang Kuhn als Säule im Fahrerlager etabliert.
Ende Juli dieses Jahres dann die kalte Dusche. Die Teaminhaber sowie Teammanager Jürgen Lingg und Peter Öttl als Moto3-Verantwortlicher wurden vom Management der Pierer Mobility AG über den Ausstieg der Marke Husqvarna aus dem MotoGP-Fahrerlager informiert. Ab 2025 will sich der Konzern im Straßenrennsport in allen Hubraumklassen auf die Kernmarke KTM konzentrieren.
Für die Intact-GP-Mannschaft bedeutete die Botschaft zunächst eine volle Breitseite. Denn in der Moto3-WM hat das Team Werksstatus und wird entsprechend auch finanziell stärker unterstützt als der Moto2-Bereich, bei dem zwar WM-Federelemente, aber ansonsten keine Konzern-Technologie der Österreicher zum Einsatz.
Trotz der gravierenden Veränderungen bestätigte Jürgen Lingg, dass sich Intact-GP auch 2025 weiterhin in allen Disziplinen engagieren will. In einem Gespräch mit SPEEDWEEK.com sagte Lingg: «Trotz der heftigen Einschnitte haben wir uns nicht verrückt machen lassen und gemeinsam mit dem Management der Pierer-Gruppe konstruktiv gesprochen. Auch wenn es noch keine finale Lösung gibt, wie wir den Husqvarna-Ausstieg komplett kompensieren können, wir sind zuversichtlich.»
Jürgen Lingg weiter: «Die Planungen auch mit unseren Teameignern laufen mit großer Routine und wir wünschen uns auch 2025, mit der Struktur auszurücken. Moto2, Moto3, MotoE und die Junioren, so der Plan.»
Der Routinier unterstreicht dabei die Wichtigkeit des Nachwuchs-Projekts in der JuniorGP und des ETC: «Uns allen liegt das sehr am Herzen. Vor allem Peter (Öttl) hat sich hier sehr stark gemacht und wir versuchen alles, um das Projekt trotz der Veränderungen weiter voranzutreiben.»
Gelingen soll das durch den Fortbestand der KTM-Partnerschaft als auch durch die treuen Sponsoren des Teams. Jürgen Lingg: «Derzeit schaut es so aus, dass wir die Moto3-Projekte mit KTM umsetzen können. Auch wenn es weniger Unterstützung gibt, aber die Verhandlungen laufen so, dass wir zuversichtlich sein können. Sehr gut ist, dass wir seitens unserer wichtigsten Partner großen Rückhalt spüren. Dynavolt hat sich zur Saison 2025 bekannt und sogar eine Aufstockung des Budgets genehmigt. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir über ein starkes und loyales Netzwerk verfügen, das uns teilweise vom ersten Tag an die Treue hält.»
Der Teammanager bleibt dennoch vorsichtig: «Noch gibt es Fragezeichen und insgesamt würde ich die Lage als angespannt bezeichnen. Es kostet mehr Energie als je zuvor, alles zusammenzubringen. Aber wir bemühen uns, einen guten Job zu machen und das merken auch unsere Partner.»
Mit Blick nach vorne gibt es aus der Intact-GP-Box aber ein positives Fazit: «Sehr optimistisch bin ich auch, weil ich ein sehr gutes Gefühl habe, was unser Team in der Zukunft angeht. Hector will mit uns als Weltmeister in der MotoE weitermachen und mit Manuel Gonzales und Senna Agius haben wir zwei heiße Moto2-Kandidaten. Dazu kommt mit David Munoz ein würdiger Ersatz für Collin. Wenn wir es dann noch unsere Nachwuchsstruktur in Spanien weiterführen können, bin ich wieder happy.»