Maverick Viñales: LaGlisse-Teamchef hinter Gittern
Viele Fragezeichen: Maverick Viñales
Knalleffekt in der Moto3-Weltmeisterschaft: JHK-T-Shirt-LaGlisse-Teambesitzer Jaime Fernández-Avilés wurde wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung zu zweieinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe von 52.000 Euro verurteilt.
Das Team von Fernández-Avilés hatte letztes Jahr die Moto3-WM mit Efren Vazquez und Adrian Martin (auf FTR-Honda) bestritten und wollte dann höher hinaus. Deshalb engagierte der Teamchef den Titelfavoriten Maverick Viñales und sicherte sich Werksmaschinen von KTM.
Die Website motocuatro.com berichtet, das Vergehen des Teamchefs liege acht Jahre zurück. 2005 soll Jaime Fernández-Avilés einen 48.000 Euro teuren Lkw für sein Rennteam gemietet und ihn zum vereinbarten Zeitpunkt nicht zurückgebracht haben. Stattdessen fälschte er einen Kaufvertrag, um das Fahrzeug auf illegale Weise auf seinen Namen anmelden zu können.
Die Ermittlungen und Verfahren erstreckten sich über Jahre hin, Fernández-Avilés legte immer wieder Einspruch ein und zog das Verfahren in die nächste Instanz. Aber jetzt wurde der letzte Appell der Rechtsanwälte abgewiesen.
Am 12. März werden sich für Fernández-Avilés die Gefängnistore öffnen.
Noch beim Jerez-Test vor zwei Wochen hatte sich der spanische Teambesitzer gebrüstet, er habe zwei, drei grosse Sponsoren an der Angel, die um die Werbeflächen auf der Maschine von Viñales wetteifern. Deshalb fuhr der WM-Dritte Viñales, der im Februar überall Bestzeiten vorlegte, bei den bisherigen Tests mit einigen grossen Fragezeichen auf der Verkleidung herum.
Jaime Fernández-Avilés, der im Fahrerlager gerne mit seinem dicken 3,5-Liter-Mercedes CLS protzte, hatte im November Kopfschütteln geerntet, als er sich im Gegensatz zu Red-Bull-Teambesitzer Aki Ajo bereit erklärte, die von Blusens-BQR-Teamchef Raul Romero und Viñales-Manager Ricard Jové geforderte Ablösesumme von rund 450.000 Euro für Ausnahmekönner Viñales zu bezahlen.
Offenbar hat Jaime Fernández-Avilés hoch gepokert und gehofft, sich mit Titelanwärter Viñales profilieren und sanieren zu können. Die Verurteilung trifft ihn jetzt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.
Man darf davon ausgehen, dass LaGlisse-Sportdirektor Pablo Nieto jetzt alles tun wird, um das Überleben des Teams zu sichern. Mit einem verurteilten Straftäter wie Jaime Fernández-Avilés und einem Skandalteam will weder ein Werk wie KTM noch irgendein Sponsor etwas zu tun haben. Pablo Nieto ist Sohn des 13fachen Weltmeister Angel Nieto, führte selber bereits einige GP-Teams und hat als ehemaliger KTM-125-Werksfahrer beste Beziehungen nach Mattighofen.
Viele offene Fragen also nur viereinhalb Wochen vor dem Saisonstart in Katar. Mit Ana Carrasco fährt noch die schnelle 16-jährige Spanierin die Moto3-WM auf einer Werks-KTM für LaGlisse.