Miguel Oliveira: Die grosse Hoffnung von Mahindra
Miguel Oliveira
Der 18-jährige Miguel Oliveira glänzte beim jüngsten IRTA-Test in Jerez vor zwei Wochen auf der brandneuen Mahindra mit der fünftbesten Zeit. Der WM-Achte (Dritter beim Barcelona-GP, Zweiter beim Phillip-Island-GP) von 2012 büsste nur 1,1 Sekunden auf Maverick Viñales auf der Werks-KTM ein. Der talentierte Portugiese hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnet.
Was ist der grösste Unterschied zwischen der Suter-Honda von 2012 und der Mahindra, die komplett in der Schweiz bei Suter Racing Technology entwickelt wurde?
Das Motorrad unterscheidet sich in allen Belangen. Beim Chassis wurde gegenüber dem Vorjahr einiges geändert. Und der Mahindra-Motor hat mit dem NSF250R-Triebwerk von Honda gar nichts zu tun.
Es hat sich alles anders geändert. Da der Motor anders ist, musste er auch anders in das Fahrwerk eingebaut werden. Das Chassis schaut äusserlich ähnlich aus wie das letztjährige. Aber es gibt grosse Unterschiede.
Unverändert ist eigentlich nur meiner Sitzposition.
Der Rest ist neu. Wir haben mit der Mahindra bei Null angefangen.
Hat dich überrascht, dass du gleich beim zweiten Test ständig unter den ersten Fünf warst? Es war keine einzige der 16 Honda schneller als du!
Das war für mich keine Überraschung. Denn ich habe von Beginn weg gesehen, dass in diesem Projekt viel Potenzial steckt. Wir müssen jetzt die Abstimmung verfeinern, aber das werden wir Schritt für Schritt machen.
Beim Motor wünsche ich mir im oberen Drehzahlbereich noch ein bisschen mehr Power. Aber wir haben mit der ersten Entwicklungsstufe bereits die Honda besiegt. Die Honda-Fahrer werden beim nächsten Jerez-Test ab Montag noch die neuen Leistungskits kriegen... Trotzdem haben wir einiges erreicht. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Bei Suter werden jetzt fünf frische Motoren für Katar gebaut.
Was rechnest du dir für 2013 in der WM aus? Ist ein Top-3-Platz möglich?
Die Weltmeisterschaft erstreckt sich über 17 Rennen, die Saison ist sehr lang. Jetzt sollten wir uns mal mit dem ersten Rennen beschäftigen, mit der ersten Saisonhälfte meinetwegen. Dann schauen wir weiter. Wir wollen keine falschen Schritte machen, sondern uns langsam steigern.
Wichtige ist, dass alle Schritte nach vorne führen, keiner nach hinten.
Wir arbeiten mit dem, was wir haben und werden sehen, was wir verbessern können.
Im November 2011 hattest du beim Red-Bull-KTM-Ajo-Team unterschrieben. Dann bist du zum Monlau-Team von Alzamora gewechselt. Deinen Platz bei Ajo bekam Cortese, der die WM gewann. War deine Entscheidung ein Fehler? Du bist WM-Achter geworden, 211 Punkte hinter Sandro.
Nein, ein Fehler war es nicht. Klar, wenn ich jetzt zurückblicke kann ich mich fragen, ob der KTM-Deal vielleicht der bessere gewesen wäre. Sicher wäre dann manches anderes gelaufen.
Aber ich bereue nichts. Ich habe eine Entscheidung getroffen, zu der stehe ich. Denn diese Wahl hat mich ein Jahr später zu Mahindra geführt. Und ich denke, ich bin hier wirklich gut aufgehoben.
Ich darf bei der Entwicklung einer völlig neuen Maschine mithelfen. Ich werde hier viel lernen, was mir in der Zukunft nützlich sein wird. Auch wenn ich dann mal in die Moto2 aufsteige.
Was hat dich von KTM abgehalten?
Es war das erste Moto3-Jahr. Ich habe im November 2011 mit der Honda die letzten zwei Rennen zur spanischen Meisterschaft gewonnen. Da dachte ich, das ist ein vielversprechendes Paket. Ich wollte auf Nummer sicher gehen.
Du hast Bedenken gehabt, weil KTM als Offroad-Firma gilt?
Ja, es gab Gerüchte über platzende Motoren. Es wurde erzählt, die Triebwerke hätten nicht genug Leistung. Honda gewann bereits Rennen. Das hat den Ausschlag gegeben.
Du hast 2012 zwei Podestplätze errungen. Und ausgerechnet jetzt wurde der Portugal-GP aus dem Kalender gestrichen.
Ja, das ist traurig. Estoril war die einzige Gelegenheit, meinen Fans daheim eine kleine Show zu bieten. Ausserdem ist es eine prächtige Rennstrecke. Ich bin immer gern dort gefahren. Ich bin der einzige Portugiese und habe jetzt mein Heimrennen verloren. Schade.