Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Patrick Walther, Teil 3: Vom Racer zum Businessman

Von René Streuli
25 Jahre fuhr der Schweizer Patrick Walther Motocross-Rennen. Im dritten Teil des großen Interviews spricht er über seinen Abschied und die berufliche Zukunft.
Nach gut 25 Jahren erfolgreicher Motocross-Karriere ist nun Schluss. Das ist eine Entscheidung, die nicht von heute auf morgen gefällt wird. Wie und wann kam es dazu?

Auch Alters bedingt habe ich mit meiner Partnerin Catjia bereits im Herbst 2013 über meine ersten Rücktrittsgedanken gesprochen. Schon damals habe ich ihr gesagt, dass Ende Saison 2014 eventuell Schluss sei. Meine beruflichen und privaten Perspektiven haben sich seit jener Zeit immer mehr konkretisiert. Ich sagte ihr zudem, dass ich unbedingt noch mit der neuen 2014er-Yamaha fahren will, und dass ich für einen definitiven Entscheid auch meine Saisonvorbereitung und den Saisonverlauf abwarten möchte.

Meine Rücktrittsabsichten forciert haben der tödliche Unfall des Yamaha-Cup-Piloten Hubi Sachs sowie der sehr schlimme Unfall meines besten Freundes Reto Vogelsang, der während der Saisonvorbereitung auf Sardinien sehr schwer stürzte und vor meinen Augen ums Überleben kämpfte.

Glücklicherweise überstand Reto diesen sehr kritischen Moment; er kämpfte sich auf einem langen Weg zurück auf die Rennstrecke. Mir wurde plötzlich bewusst, dass mir so was ebenfalls passieren könnte. Den definitiven Entscheid Ende Saison 2014 zurückzutreten, teilte ich meiner Catjia mit, als wir nach dem Rennen in Broc nach Hause fuhren – ich hatte keinen Spaß mehr.

Dann der letzte Renntag beim Saison-Finale in Les Vieux-Prés: Wie war das für dich und wie reagierten deine Konkurrenten?

Bis zum vorletzten Rennen in Romanel sur Morges verlief für mich alles wie immer; erst in Romanel, als der Rücktritt offiziell wurde, kamen viele Fahrer zu mir, die meinen Entscheid bedauerten.

In Les Vieux-Prés war zu Beginn auch immer noch alles normal – okay mag sein, dass ich im Zeittraining nicht mehr alle Risiken genommen habe. Der erste Lauf verlief dann aber wieder ganz normal. Erst kurz vor dem Start zum zweiten Lauf, und auch während der Besichtigungsrunde, wurde mir so richtig klar, dass ich dies alles zum letzten Mal tue, und dass dies definitiv mein letztes Rennen war – das war schon sehr speziell.

Nach der letzten Zielflagge erlebte ich sehr schöne und auch ganz spezielle Momente, als mich viele Fahrer umarmten, die mir gratulierten und sich von mir verabschiedeten. Ganz speziell war auch der Moment, als selbst ein Killian Auberson zu mir kam, um mir zu sagen, dass er meinen Rücktritt bedauern würde – all dies werde ich in sehr guter Erinnerung behalten.

Mittlerweile ist eine gewisse Zeit vergangen. Hast du so richtig realisiert, dass es nun vorbei ist?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt schon realisiert habe, denn bis jetzt ist mehr oder weniger immer noch alles so wie immer. Schwieriger für mich dürfte es vermutlich erst werden, wenn in Aeschlenberg das erste Meisterschaftsrennen ansteht – wenn ich nicht mehr in Race-Klamotten an den Start gehen, sondern irgendwo am Streckenrand stehen werde, um die Rennen zu beobachten.

Du hast mir gesagt, dass du als gelernter Plattenleger das Geschäft deines Vaters übernehmen wirst. Mir ist bekannt, dass ihr zwei schon seit geraumer Zeit zusammenarbeitet.

Ich habe ja schon meine Berufslehre bei meinem Vater gemacht; dies auf Empfehlung seinerseits, damit ich auch während der Lehre stets die Möglichkeiten hatte, den MX-Sport konzentriert verfolgen zu können – mit allem was dazugehört. Für mich war schon damals klar, dass ich sein Geschäft übernehmen werde, sollte er irgendwann in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen wollen. Da er und meine Mutter ihr ganzes Leben lang so viel für mich getan und investiert haben, kann ich ihnen auf diese Weise etwas zurückgeben.

Hast du die Umstellung vom Spitzensportler zum Businessman bereits vollzogen oder gibt es eine Angewöhnungszeit?

Vorerst verläuft alles mehrheitlich wie bisher. Während mein Vater sowohl auf den Baustellen arbeitet als auch den Bürojob erledigt, bin ich mehrheitlich immer noch auf den Baustellen anzutreffen und für die Auftragsumsetzung verantwortlich. 2015 wird ein Übergangsjahr, in dem mich mein Vater in den Bürojob einarbeitet. Er wird mir das Offert- und Rechnungswesen und auch den gesamten administrativen Bereich beibringen. Danach wird er sich mehr und mehr zurückziehen.

Was sind deine diesbezüglichen Zukunftspläne? Wirst du das Konzept deines Vaters weiterführen oder gibt es da ergänzende Ideen in deinem Kopf?

Grundsätzlich gibt es zumindest vorerst nichts Großes zu ändern; wir werden sicherlich eine eigene Homepage aufbauen (www.Hrpwalther.ch), da dies im Geschäftsleben notwendig ist. Auch werde ich für die Mitarbeiter Klamotten anfertigen lassen, die mit dem Firmenlogo versehen sind, um mehr Präsenz zu markieren.

Wird man dich in Zukunft auch weiterhin auf den Baustellen antreffen oder wirst du dich mehr auf deine Aufgaben im Büro konzentrieren?

Sowohl als auch. Speziell für 2015 sehen unsere Auftragsbücher sehr gut aus – es wird also richtig stressig, was ja auch sehr schön ist. Demzufolge werde ich tagsüber mehrheitlich auf den Baustellen anzutreffen sein, bevor ich mich abends um die Büroarbeiten kümmere.

Kann es auch ein Ziel sein, dein Geschäft auszuweiten? Wird es eines deiner Ziele sein, weitere Mitarbeiter einzustellen?

Momentan haben wir vier fest angestellte Handwerker; dies wird vorerst auch so bleiben. Sollte ich plötzlich nur noch im Büro tätig sein wollen, würden wir 10 bis 12 Handwerker benötigen, was aber auch wieder mit gewissen Gefahren verbunden wäre, falls die Auftragslage anhaltend zurückgehen würde. Aber mittelfristig ist es schon ein Ziel, den ein oder anderen zusätzlichen Arbeitsplatz zu schaffen.

Wo siehst du dein Geschäft in fünf Jahren?

Seit vielen Jahren arbeiten einige große regionale Bauunternehmen fast ausschließlich mit uns zusammen. Dies ist für uns natürlich sehr erfreulich und zeigt, dass unsere Qualität und unsere Termintreue anerkannt und gewürdigt werden. Dies so beizubehalten ist eine meiner Hauptaufgaben, damit wir auch mittel-/langfristig so gefestigt sind und das Vertrauen unserer Geschäftspartner genießen können.

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